Worldcom splittet sich auf

Wie schon US-Branchenprimus AT&T versucht jetzt auch Worldcom durch eine Aufspaltung frischen Wind ins Geschäft und den Aktienkurs wieder auf Touren zu bringen.

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Von
  • Christian Rabanus

Was der US-Branchenprimus AT&T vorgemacht hat, macht jetzt das US-Telekommunikationsunternehmen Worldcom nach. Gestern kündigte es eine Neustrukturierung durch die Aufspaltung in zwei Tochtergesellschaften an, die jeweils mit eigenen Aktien börsennotiert sein sollen. Außerdem korrigierte die Gesellschaft ihre Gewinn- und Umsatzschätzungen für das vierte Quartal 2000 und das kommende Jahr.

Die Umstrukturierung wurde von Marktbeobachtern erwartet. Worldcom fasst nun einerseits die rasch wachsenden Geschäftsbereiche Datenübertragung, Internet, Web-Dienstleistungen für Unternehmen sowie das internationale Geschäft mit einem Jahresumsatz von insgesamt schätzungsweise 23 Milliarden US-Dollar in einem Geschäftszweig zusammen. Dieser soll unter dem Namen "Worldcom" geführt werden. Das Telefongeschäft mit Endverbrauchern und kleinen Firmen, das Geschäft mit Dial-Up-Internetzugängen sowie das Telefon-Großhandelsgeschäft führt in Zukunft ein zweiter Geschäftszweig, der unter den Namen "MCI" firmiert. MCI wird es auf einen Jahresumsatz von rund 16 Milliarden US-Dollar bringen. Bernard Ebbers bleibt weiterhin Chef des gesamten Unternehmens, das seine rechtlich Form durch die Umstrukturierung nicht verändert. Die Geschäfte beider Konzernsparten sollen vom alten Vorstand von Worldcom geführt werden.

Sowohl für Worldcom als auch für MCI werden so genannte "Tracking-Aktien" ausgegeben. Dabei handelt es sich um eine Wertpapiere, in denen sich die Entwicklung verschiedener Geschäftsbereiche eines Unternehmens wiederspiegelt. Besonders dann, wenn ein Konzern Geschäftsbereiche vereint, die sich sehr unterschiedlich entwickeln, ist die Ausgabe solcher Tracking-Aktien sinnvoll. Neben Worldcom will beispielsweise auch AT&T Tracking-Aktien ausgeben. Sprint hat für seine Mobilfunk-Sparte schon seit einiger Zeit Tracking-Aktien im Handel.

Die Worldcom-Aktionäre sollen sämtliche MCI-Tracking-Aktien bekommen. Sie erhalten eine MCI-Aktie für je 25 ihrer jetzigen Worldcom-Aktien. Anschließend werden ihre jetzigen Worldcom-Aktien in Tracking-Aktien der Worldcom-Sparte umgewandelt. Nach wie vor halten dann die Investoren alle Anteile an Worldcom.

Das Unternehmen rechnet wegen des harten Wettbewerbs, erhöhten Investitionen und anderen Wirtschaftsfaktoren jetzt nur noch damit, dass der Konzernumsatz im vierten Quartal 2000 um sieben bis neun Prozent wachsen wird. Die Worldcom-Sparte werde dabei um zwölf bis 14 Prozent zulegen, während das MCI-Geschäft stagnieren werde. Im kommenden Jahr rechnet das Management mit einem Wachstum von Worldcom um zwölf bis 15 Prozent, während es für den MCI-Umsatz wieder eine Stagnation oder gar einen Rückgang um bis zu zwei Prozent prognostiziert.

Die Gewinnerwartungen wurden ebenfalls deutlich zurück geschraubt: Gingen die Analysten bisher von einem Gewinn von 49 Cent pro Aktie im vierten Quartal aus, korrigierte das Unternehmen die Prognosen auf 34 bis 37 Cent pro Aktie nach unten.

Dividenden wird es in nächster Zeit nur für MCI-Aktien geben. Zwar wird für MCI kein Wachstum erwartet, aber der Konzern rechnet mit stetigen Gewinnen und will jährlich rund 300 Millionen US-Dollar an seine Aktionäre ausschütten. Für die Worldcom-Aktien sind dagegen keine Dividenden-Zahlungen geplant. Dies begründet das Management mit den hohen Wachstumsprognosen dieser Sparte.

Die Wall Street reagierte auf diese Nachrichten negativ. Die Worldcom-Aktien brachen gestern an der Nasdaq nach dem Vortagsschluss von 23,75 US-Dollar deutlich ein und fielen sogar unter das 52-Wochen-Kurstief von 20,19 US-Dollar. Sie schlossen schließlich mit einem Minus von 20,8 Prozent bei 18,81 US-Dollar. In den vergangenen zwölf Monaten hatten die Aktien zeitweise über 61 US-Dollar gekostet. (chr)