Yahoo erwartet niedrigere Umsätze und löst Koogle ab

Yahoo erwartet höchstens noch eine "schwarze Null" und löst Firmen-Chef und Mitgründer Tim Koogle ab.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 22 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Das Internet-Portal Yahoo hat am gestrigen Mittwochabend (Ortszeit) zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit seine Umsatz-und Gewinnprognose für das erste Quartal reduziert. Das Unternehmen berichtete nach Börsenschluss in den USA außerdem, es habe eine Headhunter-Firma eingeschaltet, um einen neuen Vorstandschef zu finden. Der bisherige Chef Tim Koogle werde den Posten abgeben, aber Vorsitzender des Verwaltungsrates bleiben.

Koogle (49) gehörte zu den prominentesten Unternehmensführern, nachdem Yahoos Börsenwert Ende 1999 auf 115 Milliarden US-Dollar gestiegen war. Koogle arbeitet seit 1995 bei Yahoo – er war der siebte Mitarbeiter, der nach der Gründung bei dem Internet-Anbieter anheuerte. Er erklärte selbst, dass Jeffrey Mallett, der als COO für das tägliche Geschäft bei Yahoo verantwortlich ist, kein Kandidat für die Nachfolge als CEO sei. Als von Yahoo erwünschte Nachfolger für Koogle werden in US-Medien bereits Bob Pittman, COO von AOL Time Warner, und Gary Daichendt gehandelt, ehemals Vizepräsident bei Cisco. Daichendt hatte im Dezember seinen Posten bei Cisco niedergelegt. AOL Time Warner bemerkte zu den Spekukationen um Pittman bereits, er könne in seinem Job bei AOL Time Warner "nicht glücklicher" sein.

Yahoo erwartet nun 170 bis 180 Millionen US-Dollar Umsatz. Beim Gewinn rechnet Yahoo gerade noch mit einer schwarzen Null. Die Wall Street war von 232 Millionen US-Dollar Umsatz und einen Gewinn von fünf Cent pro Aktie ausgegangen. An der Nasdaq wurde der Handel in Yahoo-Aktien am gestrigen Mittwoch gegen 9.30 Uhr Ortszeit ausgesetzt, da Yahoo für den Abend eine wichtige Mitteilung angekündigt hatte. Die Aktie fiel bis dahin um 1,44 US-Dollar auf 20,94 Dollar. Im nachbörslichen Handel sackte das Papier auf 18,69 US-Dollar ab.

Die Spekulationen um Yahoo fanden nach dem Aussetzen der Aktie vom Handel kein Ende, ausgelöst von der Anmerkung des Merill-Lynch-Analysten Henry Blodget, dass Yahoo sich aus seiner Konferenz über Internet-Brokerage zurückgezogen habe. Außerdem sagte der Yahoo-Chef seine Eröffnungsrede auf einer Konferenz ab. Alles erschien den Analysten daraufhin möglich: Von der nun tatsächlich erfolgten Gewinnwarnung und Änderungen im Vorstand bis hin zur Bekanntgabe einer Übernahme. Yahoo hatte erst vor wenigen Tagen eine so genannte Poison Pill eingeführt, um die feindliche Übernahme durch ein anderes Unternehmen zu erschweren. Bereits im Januar hatte es Spekulationen über eine Übernahme von Yahoo durch Viacom gegeben.

Yahoo macht für die erwarteten niedrigeren Umsätze und Gewinne das "sich abschwächende makroökonomische Klima" und die "daraus resultierenden niedrigeren Ausgaben für Marketing" verantwortlich. Bereits im Januar hatte Yahoo bei der ersten Korrektur der Prognosen für das Geschäftsjahr 2001 den Rückgang an Anzeigenaufkommen im Internet als Grund angeführt. (jk)