Youtubes Copyright-Beschwerdesystem: Offene Türen für Betrüger
Nach Beschwerden einiger Nutzer schloss Google einen YouTube-Kanal, der versuchte über Copyright-Beschwerden Geld bei anderen Kanälen zu erpressen.
YouTube besitzt eine Funktion, die es Nutzern ermöglicht, missbräuchliche Inhalte oder Copyright-Verstöße einfach und schnell zu melden. Doch die kann missbraucht werden. So wurden beispielsweise Videos der Youtuber Kenzo und ObbyRaidz nach Vorwürfen von Copyright-Verletzungen gesperrt, wie die BBC berichtete.
Offensichtlicher Missbrauch
Auf den beiden Kanälen werden überwiegend Videos gepostet, auf denen die beiden Kanalinhaber Minecraft spielen. Teilweise sind sie sogar in den Videos zu sehen. Beide YouTuber erhielten nach der Sperre vom Betreiber eines anderen Accounts Erpresserschreiben, in denen sie aufgefordert wurden, Summen zwischen 75 und 400 US-Dollar zu bezahlen, damit die falschen, aber von Youtube akzeptierten Copyright-Vorwürfe zurückgezogen und die Videos wieder freigegeben werden. Er drohte, bei Nicht-Zahlung weitere Videos per Copyright-Beschwerde sperren zu lassen.
Der Erpresser hatte bei YouTube über eine Copyright-Beschwerde erreicht, dass die Videos der anderen Nutzer gesperrt wurden. Unter jedem YouTube-Video befinden sich drei Punkte über die unter anderem der Punkt "Meldung" angewählt werden kann. Dort ist es möglich, beispielsweise Hass- oder Gewaltvideos zu melden. Auch Rechtsverstöße, wie die gegen das Urheberrecht können auf diesem Weg angezeigt werden. Nach Angabe von YouTube wird ein Video dann allerdings erst geprüft und dann nur gegebenfalls gesperrt oder gelöscht. Die vorliegenden Fälle lassen jedoch Zweifel an der Genauigkeit dieser Prüfung aufkommen.
Keiner der beide YouTuber ging auf die Erpresserschreiben ein. Kenzo wandte sich per Tweet an YouTube, berichtete über den Missbrauch der Copyright-Funktion und bat um Hilfe. Nach der Prüfung wurden seine Video wieder freigegeben. Wie YouTube bestätigte, ist die Beschwerde wegen Urheberrechtsverletzung eindeutig "ein Beispiel für einen wissentlichen Missbrauch einer rechtlichen Forderung, wofür wir keinerlei Toleranz haben". Der Channel des Erpressers wurde in Folge geschlossen.
Angst vor weiterem Missbrauch
YouTuber wie ObbyRaidz befürchten nun weiteren Missbrauch. In einem Video erklärt er "Jeder kann das machen. Sie [YouTube] machen es so einfach, den Kanal eines anderen kaputt zu machen. " Weiter erklärt er, dass Erpresser nur ein paar der Videos eines Kanal wegen Copyright-Verletzungen sperren lassen müssten, schon wird der ganze Kanal gelöscht.
Die Thematik ist nichts Neues. Erst im vergangenen Jahr wurde ein YouTuber Opfer einer Beschwerde wegen Urherberrechtsverletzung hinsichtlich eines Songs, den er selbst geschrieben hatte. Ein anderer Nutzer hatte den Song genutzt, eigene Texte dazu geschrieben und ihn schließlich neu hochgeladen. In diesem Fall wurde auch der Verdienst durch die Monetarisierung des Videos auf den angeblichen Eigentümer umgeleitet. (cbr)