Zain-Übernahme: Indischer Mobilfunker überholt T-Mobile

Die indische Branchengröße Bharti Airtel übernimmt die Mobilfunknetze in fünfzehn Staaten Afrikas und schließt nach Kundenzahlen zur Weltspitze auf.

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Der indische Mobilfunk-Netzbetreiber Bharti Airtel übernimmt den Großteil der kuwaitischen Zain-Gruppe für 10,7 Milliarden US-Dollar (7,95 Milliarden Euro). Der neue Konzern wird mit fast 170 Millionen Kunden der weltweit fünftgrößte der Branche. Dies geht aus einer aktuellen Rangliste von Wireless Intelligence hervor. Damit lässt Bharti Airtel auch China Unicom (148 Millionen Kunden) und die Deutsche Telekom Group (128 Millionen) deutlich hinter sich. Weiter oben auf der Rangliste finden sich China Mobile (525 Millionen), die Vodafone-Gruppe (310 Millionen), Telefónica (202 Millionen) und America Movil (187 Millionen).

Bharti Airtel wollte ursprünglich bei der MTN-Gruppe einsteigen, wurde mit den Südafrikanern aber nicht handelseinig. Stattdessen kauften die Inder die Netze des Konkurrenten Zain in Nigeria, Ghana und Kenia sowie zwölf weiteren afrikanischen Staaten. Airtel wird damit zum größten Konkurrenten von MTN. Zain (vormals MTC) behält neben den arabischen Märkten Bahrain, Irak, Jordanien, Saudi Arabien und dem Heimatmarkt Kuwait nur das profitable Netz im Sudan sowie einen Minderheitsanteil an der marokkanischen Wana. Die Kuwaiti verabschieden sich mit dem Verkauf von dem Plan, zu einer Branchengröße wie Vodafone oder T-Mobile aufzusteigen.

Airtel kauft sich nicht nur viele Kunden sowie Lizenzen für eine riesige Fläche, sondern auch eine Wachstumsstory für die Aktionäre der wichtigsten Eigentümer Bharti Enterprises und SingTel. Denn in den neuen Märkten hat im Schnitt nicht einmal jeder Dritte Einwohner ein Handy. Das lässt viel Raum für Kundenzuwachs, womit Bharti Airtel sogar unter die Top 3 der Welt vorstoßen könnte. Im Einzugsgebiet leben immerhin 1,8 Milliarden Menschen. Bislang war das indische Unternehmen nur auf dem eigenen, bevölkerungsreichen Subkontinent in Bangladesch, Indien und Sri Lanka aktiv; dort werden auch nach den Zukäufen in Afrika etwa 70 Prozent der Kunden zu Hause sein.

Allerdings könnten die Übernahmen nicht in allen Ländern reibungslos ablaufen. Der kongolesische Regulierer ist aufgebracht, weil nicht um Genehmigung ersucht wurde. Er bezeichnet die Übernahme als illegal, sogar ein Lizenzentzug ist nicht ausgeschlossen. In Nigeria geht ein lange schwelender Streit mit Econet Wireless (hält fünf Prozent an Zain Nigeria) in eine neue Runde. Der Minderheitseigentümer beruft sich auf ein Vorkaufsrecht und hat ein Schiedsgericht angerufen. (vbr)