Zeitung: Premiere will gegen Ex-Vorstände juristisch vorgehen

Der Bezahlsender hatte eine Million Karteileichen in seinen Abonnentenzahlen. Jetzt drohen auch Schadenersatzklagen von Anlegern.

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Von
  • Christian Persson

Die frisierten Abonnentenzahlen beim Bezahlsender Premiere werden neben personellen auch juristische Konsequenzen nach sich ziehen. "Die Anwälte werden sich mit den Vorgängen beschäftigen", zitiert die Wirtschaftszeitung Euro am Sonntag in ihrer morgigen Ausgabe aus Kreisen des Unternehmens. Neben dem bereits zurückgetretenen Vorstandschef Michael Börnicke und Ex-Finanzchef Alexander Teschner gerät dabei auch der Aufsichtsrat in die Schusslinie. So soll Aufsichtsratschef Rainer Grosskopf seit längerem von den frisierten Zahlen gewusst und diese Praxis geduldet haben. "Deshalb wird jetzt sein Rücktritt erwartet", zitiert das Blatt.

Die vom neuen Premiere-Chef Mark Williams angekündigte Restrukturierung könnte dem Blatt zufolge in einen Rückzug von der Börse münden. "So könnte man das Unternehmen in Ruhe und ohne Druck durch die Quartalsberichterstattung restrukturieren", zitiert Euro am Sonntag.

Premiere hatte am Donnerstag Verluste für 2008 angekündigt und eingeräumt, dass sich unter den Abonnenten rund eine Million Karteileichen befinden. Dem Unternehmen drohen deshalb auch Schadensersatzklagen von Anlegern. Wegen der Korrektur der Abonnentenzahl gebe es "starke Indizien für eine Schadensersatzpflicht", sagte Andreas Tilp von der Tübinger Kanzlei Tilp Rechtsanwälte der Zeitung. "Es ist davon auszugehen, dass Premiere bereits vor dem vergangenen Donnerstag wusste, dass die Abonnentenzahl zu hoch angesetzt war. Das Unternehmen dürfte also kursrelevante Informationen zurück gehalten und damit zumindest grob fahrlässig gegen seine Informationspflicht verstoßen haben." (cp)