Zeugungsunfähigkeit: Wissenschaftler sieht "Weckruf"

Hagai Levine hat an der Hebrew University in Jerusalem die erste Metastudie zur sich verschlechternden Spermienkonzentration bei Männern in den westlichen Ländern publiziert. Er hofft auf einen weltweiten Aktionsplan.

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Zeugungsunfähigkeit: Wissenschaftler sieht "Weckruf"

(Bild: Hebrew University)

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Eine Untersuchung, wonach die Fruchtbarkeit bei Männern in der westlichen Welt in den letzten 30 Jahren dramatisch gesunken ist, sollte das Thema endlich stärker auf die Agenda der Gesundheitspolitik holen. Das sagte Hagai Levine, Epidemiologe und Leiter der Studie, im Interview mit der Online-Ausgabe von Technology Review ("Männer werden in der Fortpflanzungsmedizin vernachlässigt").

"Es ist ein klares Signal, der berühmte Kanarienvogel in der Kohlenzeche, dass wir ein Problem haben und etwas getan werden muss. Mich selbst hat es in dieses Forschungsfeld gezogen, weil ich verstanden hatte, dass die männliche Fortpflanzungsfähigkeit ein sensibler Marker für die allgemeine Situation der Menschheit ist", sagte er. Es sei schwer, sich bei jedem anderen menschlichen biologischen Wert eine derartige dramatische Veränderung vorzustellen.

Auf globaler Ebene sei es der Welt gelungen, große Gefahren für die Menschheit zu erkennen und gegen sie zu kämpfen – etwa im Bereich Krebs, HIV und anderen Infektionskrankheiten wie Polio. "Ich hoffe, dass der Bereich Fortpflanzung bald als Problem der öffentlichen Gesundheit erkannt wird – insbesondere im Bereich der männlichen Zeugungsfähigkeit, die heute vernachlässigt wird. Wir brauchen eine koordinierte wissenschaftliche Anstrengung."

Levine fordert einen Aktionsplan und weitere Untersuchungen, insbesondere über die Auswirkungen menschengemachter Chemikalien auf die Spermienkonzentration – sowie ein regelmäßiges Monitoring der Zeugungsfähigkeit. "Es ist eben einfach, das Problem der männlichen Unfruchtbarkeit zu umgehen, indem man schlicht Sperma von einem Spender nimmt. Doch das löst ja das Grundproblem nicht aus der Perspektive der öffentlichen Gesundheit."

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(bsc)