Zu wenig "aktives" Wasser: Kein Leben in Venuswolken möglich – aber auf Jupiter

In der Atmosphäre der Venus gibt es nicht einmal ansatzweise genug Wasser für Leben, wie wir es kennen. Das ist das Ergebnis einer neuartigen Analyse.

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Künstlerische Darstellung eines Sturms auf dem Jupiter

(Bild: NASA/JPL-Caltech/SwRI/MSSS/Gerald Eichstädt/Heidi N. Becker/Koji Kuramura)

Lesezeit: 4 Min.

In den Wolken der Venus gibt es nicht annähernd genug "aktives" Wasser, um zumindest für extremste Lebensformen auszureichen, wie wir sie von der Erde kennen. Der angebliche Nachweis des Moleküls Phosphin (PH3) als Indiz für Leben dort, ist deshalb nicht plausibel. Das jedenfalls sagt eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, denen zufolge nicht die Menge von Wasser darüber entscheidet, ob irgendwo Leben entstehen – oder verbleiben – kann, sondern die Menge der für biologische Prozesse verfügbaren Wassermoleküle. Ermittelt haben sie deshalb die sogenannte Wasseraktivität für verschiedene Himmelskörper im Sonnensystem. Auf Mars und Venus ist demnach kein Leben möglich, wohl aber unter Umständen in den Wolken des Jupiter.

Die sogenannte Wasseraktivität (aw) gibt an, wie viel Wasser an einem Ort oder beispielsweise in einem Lebensmittel für biologische Aktivität verfügbar ist. Damit geht die Angabe über die der reinen Menge von Wasser hinaus, das zum Beispiel gebunden sein kann. Reines Wasser kommt dabei auf eine Wasseraktivität von 1, völlig wasserfreie Materialien kommen auf 0. Von Bedeutung ist der Wert etwa, wenn es um die Haltbarkeit von Lebensmitteln geht, denn ohne genug "aktives" Wasser vermehren sich Mikroorganismen nur langsam oder sterben ab. Für die nun vorgestellte Arbeit hat das Team um John Hallsworth von der Queen's University Belfast nun eine Methode entwickelt, um die Wasseraktivität von planetaren Atmosphären zu ermitteln.

Die untere Grenze der Wasseraktivität, bei der auf der Erde zumindest extremste ("xerophyle") Lebewesen existieren können, liegt bei einem Wert für aW, von 0,585, schreibt das Team. In den Schwefelsäuretröpfchen, die den Großteil der Venus-Atmosphäre ausmachen, würde dagegen lediglich ein Wert von weniger als 0,004 errreicht. Das heißt, dort liege die Wasseraktivität um Größenordnungen unter jener, mit der auf der Erde die extremsten Organismen zurecht kommen. Leben, das Phosphin produziert, kann es dort nicht geben, meint das Team. Auf dem Mars werde in Eisformationen immerhin ein Wert von etwa 0,537 erreicht, das liege nur knapp unter der irdischen Grenze.

Während es also an den klassischen Orten im Sonnensystem, zu denen in der Vergangenheit immer wieder über mögliches Leben spekuliert wurde, nicht fündig wurde, weist das Team nun anderswo hin. In den Wolken des Gasriesen Jupiter haben sie eine Wasseraktivität von über 0,585 ermittelt. Abhängig auch von anderen Faktoren könnten dort also Verhältnisse herrschen, die zumindest für extremste Lebensformen ausreichen. Damit sei keineswegs gezeigt, dass es dort tatsächlich Leben gibt, erklärt das Forschungsteam noch. Die Berechnungen könnten aber künftig durch Sonden überprüft werden und gleichzeitig gebe es nun ein neues Werkzeug, das bei der Suche nach außerirdischem Leben etwa auch bei Exoplaneten zum Einsatz kommen kann.

Mit der nun im Fachmagazin Nature Astronomy veröffentlichten Arbeit bezieht das Team in der Debatte um Phosphin auf der Venus Stellung. Vergangenen Herbst hatte ein anderes Team erklärt, jenes Molekül dort gefunden zu haben. Auf der Erde kommt es nur als Industrieprodukt vor, oder wird von Mikroben produziert. Nach Zweifeln an den Daten, die diesem Fund zugrunde lagen, waren die zurückgezogen und erneut aufbereitet worden. Danach gab es widersprüchliche Meinungen darüber, ob es weiterhin nachweisbar war. Andere Kritiker hatten eine alternative Erklärung für das Signal präsentiert, die ohne das ungewöhnliche Molekül auskommt. Die experimentelle Suche nach Phosphin, beziehungsweise Monophosphan (PH3) ist also noch nicht beendet.

(mho)