Zukunft von Mobile Linux umstritten

Einzelne Analysten sehen Linux auf Smartphones nur für sehr große Stückzahlen als wirtschaftlich an; Vertreter unter anderem von MontaVista und Motorola widersprechen.

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Unterschiedliche Meinungen über die Zukunft von Linux als Betriebssystem für Mobiltelefone prallten am Dienstag in Wien aufeinander. Anlass war die diese Woche von Informa veranstaltete Konferenz Mobile Application Platforms and Operating Systems. "Linux erfordert enorm viel Aufwand seitens des Lizenznehmers, um es als Smartphone-Betriebssystem einsetzen zu können", meinte Richard Windsor von Nomura. Der Einsatz sei daher erst ab 30 Millionen (baugleichen) Smartphones ökonomisch. Wenig erstaunlich vertrat Robert Reive vom Linux-Anbieter MontaVista eine andere Meinung: Probleme würden schneller gelöst, wenn man Zugriff auf den Source-Code habe. Und mit jeder Generation würde die Entwicklung neuer Geräte schneller, inzwischen sei bereits von nur mehr vier Monaten die Rede.

Greg Besio von Motorola berichtete, dass seine Firma seit September 2003 bereits über drei Millionen Linux-Smartphones verkauft habe. Das aktuelle Modell A780 gehöre der vierten Generation Linux-basierter Handys an. "Linux setzt im Embedded-Bereich dazu an, Microsoft zu überholen", sagte Besio. Die Kombination von Linux und Java sei ideal, unter anderem, weil sie schnellere Marktreife neuer Modelle ermögliche und diese billiger seien als gleichartige Modelle mit Symbian, Windows, Qualcomms Brew oder proprietären Betriebssystemen. Laut der Gartner Group hätten Linux-Geräte nach einer Vervierfachung der verkauften Menge 2004 bereits einen Weltmarktanteil von 14 Prozent erreicht. "Ich sage nicht, dass es (mit Linux) keine Probleme gibt", betonte Besio, "Aber es ist eine überzeugende Lösung für uns und für die ganze Industrie." Die kurzfristig zu lösenden Probleme seien die Anpassung von Linux auf wenig Speicher und die Senkung des Energieverbrauchs sowie die Verbesserung der Real-Time-Performance mit Einzelkern-Chips.

Windsor sieht bei Smartphones hingegen nur Platz für drei Betriebssysteme: Symbian im Consumerbereich, Windows im Businessbereich und Brew für CDMA2000-Geräte. "Microsoft ist in der besten Ausgangslage. Sie sind zwar extrem langsam unterwegs, aber es stehen ihnen alle Möglichkeiten offen." NTT DoCoMo wolle zwar jedes zweite Handy mit Linux ausliefern, dies geschehe aber nur, um die Abhängigkeit von Symbian zu reduzieren. "Und was in Japan passiert, können Sie nicht auf den Rest der Welt umlegen." Java schließlich sei auf Grund von Performanceproblemen als Smartphone-Betriebssystem unbrauchbar. Ob beispielsweise SavaJe hier wirklich Abhilfe schaffe, sei abzuwarten. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)