Zulieferer sollen für UMTS-Netze mitzahlen

Mobilfunkanbieter wollen ihre Zulieferer in Zukunft stärker dazu drängen, sich an den Kosten für die UMTS-Netze zu beteiligen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Mobilfunkanbieter wollen ihre Zulieferer in Zukunft stärker dazu drängen, sich an den Kosten für die UMTS-Netze zu beteiligen. "Die bisherigen Verhandlungen zeigen, dass die Ausrüster dazu bereit sind", sagte Maximilian Ardelt, Vorsitzender der Geschäftsführung von VIAG Interkom, dem Wirtschaftsmagazin Focus-Money. Besonders das schwedische Unternehmen Ericsson sei im Poker um die Milliardenaufträge zu großen Zugeständnissen bereit.

Fondsmanager diskutieren laut dpa deshalb bereits, ob sie die Aktien der Hersteller mit einem UMTS-Abschlag belegen sollten. Nach der Versteigerung der teuren Lizenzen in diesem Sommer waren die Bewertungen der Telekom-Unternehmen herabgestuft worden. Die sechs UMTS-Lizenzen in Deutschland hatten Telefongesellschaften für insgesamt fast 100 Milliarden Mark ersteigert. Mobilcom will sein UMTS-Netz 2002 als erstes Unternehmen in Deutschland in Betrieb nehmen.

Desillusion setzt bei vielen Analysten inzwischen auch ein, da die theoretisch erreichbare Geschwindigkeit von 2 MBit/s bei UMTS nur unter idealen Bedingungen zustande kommt und sich beim Start der ersten Netze kaum realisieren lassen wird. Der UMTS-Standard wird also anfangs erheblich weniger Geschwindigkeit bei der Datenübertragung bringen, als die Lieferanten angekündigt hatten – abhängig ist die in der Praxis erreichbare Datenrate beispielsweise auch von der Entfernung zwischen Sendemast und UMTS-Handy.

Nach Angaben des Anlegermagazins Telebörse beziffert das Londoner Analysehaus Durlacher Research Ltd. in einer demnächst erscheinenden Studie die zu erwartenden Übertragungsraten auf "zwanzig bis vierzig Kilobit pro Sekunde". Auch das Marktforschungsunternehmen Gartner Group geht nach früheren Angaben davon aus, dass die Übertragungsraten bei 128 kBit/s oder darunter liegen werden. Ende Oktober erreichte Siemens erstmals eine Datenrate von 1,2 MBit/s über eine UMTS-Verbindung – allerdings mit Technik, die nicht gerade Handy-Format hatte. Für die Empfangsanlage war ein VW-Bus notwendig.

Der Durlacher-Analysten Falk Müller-Veerse meinte gegenüber dpa, UMTS leiste mit den in der Praxis zu erwartenden Datenraten also nicht viel mehr als die GRPS-Technik, die derzeit von Mobilfunkanbietern eingeführt wird. "Auf Bewegtbild- und Videoübertragungen per Handy werden die Kunden deshalb noch sieben Jahre warten müssen", sagte Müller-Veerse. (jk)