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Zune-Ausfall: Fremder Code als Ursache

Gerald Himmelein

Am 31. Dezember stürzten alle Zune-Media-Player der ersten Generation ab. Mutmaßlich ist nicht Player-Hersteller Microsoft selbst für den weltweiten Ausfall verantwortlich – auch Gigabeat-Player von Toshiba waren vom Problem betroffen.

Kunden des ersten mobilen Media-Players von Microsoft erlebten zum Jahresende eine böse Überraschung: Am 31. Dezember 2008 fielen weltweit alle Zune-Geräte [1] der ersten Generation aus. Ursache war ein interner Fehler bei der Handhabung von Schaltjahren.

Die von Microsoft gebotene Lösung war ebenso pragmatisch wie unbefriedigend: Anwender sollten einfach die Batterie leerlaufen lassen und abwarten; die Situation werde sich am 1. Januar um 12:00 GMT von selbst bereinigen. Eine unmittelbare Abhilfe konnte der Hersteller nicht anbieten, versprach aber einen Fix bis zum nächsten Schaltjahr. In einer ersten Stellungnahme [2] zeigten sich die Entwickler etwas überrascht, wieviele Ur-Zunes noch im Einsatz sind. Neuere Modelle seien von dem Problem nicht betroffen – weder die Flash-Player noch die neueren Festplatten-Modelle mit 80 und 120 GByte. Bislang werden die Zune-Player nur in Nordamerika vermarktet; mit einem Europa-Start wird erst mit dem Erscheinen der dritten Player-Generation in diesem Jahr gerechnet.

In diversen Diskussionsforen kursiert eine plausible Erklärung für den Ausfall des Ur-Zune: Demzufolge ist Microsoft nicht direkt für den Fehler verantwortlich, sondern der Hersteller der im Player verbauten Hardware. Diversen Berichten zufolge steckt im Zune der Freescale-Prozessor MC13783 [3] – ebenso wie in den Toshiba-Playern Gigabeat S30 und S60. Gigabeat-Besitzer berichteten in Foren, ihre dem Zune 30 in vielerlei Hinsicht ähnlichen Player seien vom gleichen "Y2K9-Problem" heimgesucht worden.

Offenbar griffen sowohl Microsoft als auch Toshiba zur Firmware-Entwicklung auf einen von Freescale bereitgestellten Treiber zur Auswertung der Echtzeituhr zurück, dessen Auswertung von Schaltjahren einen logischen Fehler enthält (Quelltext [4], relevanter Ausschnitt [5], Erklärung für Nichtprogrammierer [6]).

Derweil finden sich in den offiziellen Support-Foren für Zune-Anwender immer noch zahlreiche Postings von Anwendern, deren Geräte weiterhin "hängen". Einige davon hatten wohl auf eigene Faust den Player geöffnet die Batterie ausgebaut und damit einen Hardware-Reset ausgelöst – eine Vorgehensweise, von der die aktuelle Version der offiziellen Zune-30-FAQ [7] etwas verspätet abrät. (ghi [8])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-193332

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/news/Zune-Nutzer-klagen-ueber-Ausfall-ihres-Musikplayers-Update-192989.html
[2] http://forums.zune.net/412486/ShowPost.aspx
[3] http://www.freescale.com/webapp/sps/site/prod_summary.jsp?code=MC13783&nodeId=01J4Fs4881
[4] http://pastie.org/349916
[5] http://blog.makezine.com/archive/2008/12/cause_of_zune_leapyear_problem_free.html
[6] http://digg.com/programming/Source_code_of_the_file_containing_the_Zune_bug?t=22066141#c22066141
[7] http://www.zune.net/en-us/support/zune30.htm
[8] mailto:ghi@ct.de