Zwei Physiker vermuten Spuren winziger Schwarzer Löcher in alten Gebäuden

Seit Jahrzehnten wird spekuliert, ob kurz nach dem Urknall mikroskopische Schwarze Löcher entstanden sind. Zwei Forscher meinen, deren Spuren seien zu finden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 307 Kommentare lesen
Lauter winzige Schwarze Löcher mit orangefarbenen Staubscheiben

Irreführende Illustration primordialer Schwarzer Löcher – denn die hätten keine solchen Materiescheiben.

(Bild: NASA)

Lesezeit: 3 Min.

Sollte es sogenannte primordiale Schwarze Löcher geben, könnten sie Asteroiden, Monde oder Planetoiden ausgehöhlt oder kleine Tunnel in besonders alten Strukturen auf der Erde hinterlassen haben. Das behaupten zwei Forscher in einer jetzt vorgelegten wissenschaftlichen Studie und meinen, damit einen relativ kostengünstigen Weg gefunden zu haben, um nach diesen Spuren zu suchen. Zwar sei die Wahrscheinlichkeit klein, auf diesem Weg Hinweise auf die kleinen Schwarzen Löcher aus der Zeit nach dem Urknall zu finden, aber die Suche benötige wenige Ressourcen – bei einem möglicherweise immensen wissenschaftlichen Gewinn.

Als primordiale Schwarze Löcher werden winzige Objekte bezeichnet, die kurz nach dem Urknall direkt aus der damals vorhandenen Materie entstanden sein sollen und nicht aus dem Kollaps eines Sterns. Der Begriff leitet sich vom lateinischen Wort "primordium" ("erster Anfang") ab. Bislang wurden diese PBH (Abkürzung der englischen Bezeichnung) nur theoretisch beschrieben, es ist unklar, ob es sie wirklich gibt. Der Physiker Dejan Stojkovic von der University at Buffalo meint jetzt, zusammen mit seinem Kollegen De-Chang Dai eine Möglichkeit gefunden zu haben, Spuren zu finden. Der Nachweis für ihre Existenz sei höchstens zeitaufwendig.

Kleine primordiale Schwarze Löcher könnten von Gesteinsplaneten oder Asteroiden eingefangen werden und einen flüssigen Kern komplett verschlingen, schreiben die Forscher. Wenn die betroffenen Himmelskörper nicht zu groß und ihre Hüllen stabil genug sind, könnten diese das sogar überstehen, behaupten sie. Zumindest, wenn ihr Radius nicht größer ist, als ein Zehntel des Radius der Erde. Damit könnten also maximal Zwergplaneten oder Planetoiden auf diesem Weg ausgehöhlt werden, schreiben sie. Wenn das PBH etwa durch einen Asteroideneinschlag entkommt, könnten solche leeren Hüllen anhand ihrer ungewöhnlichen Dichte entdeckt werden.

Für möglich halten die beiden es auch, dass winzige PBH kleine Tunnel in massiven Objekten hinterlassen, wenn sie durch die hindurch rasen. So könnte ein primordiales Schwarzes Loch mit einer Masse von 1022 Gramm einen Tunnel mit einem Radius von 0,1 Mikrometer schneiden, "groß genug für einen Nachweis mit einem optischen Mikroskop". Danach könnte man in sehr alten Felsen, altem Glas oder festen Strukturen in sehr alten Gebäuden suchen, schreiben sie. Die Wahrscheinlichkeit, diese zu finden, wäre zwar immer noch sehr klein. Aber nötig wäre kein teures Equipment und "der Gewinn könnte beträchtlich ausfallen".

Im Fachmagazin Physics of the Dark Universe stellen die beiden ihre Überlegungen und Berechnungen vor. Ausgerechnet haben sie demnach auch noch, dass die Wahrscheinlichkeit gering sei, dass solch ein PBH einen Menschen während dessen Lebenszeit durchquert. Aber selbst wenn das passieren würde, "würden Sie es wahrscheinlich nicht einmal mitbekommen". Die Objekte seien zwar sehr schnell, könnten die kinetische Energie aber nicht abgeben. Außerdem würde Gewebe dadurch nicht zerrissen, weil es eine zu geringe Spannung hat.

Update

Nachweisbar wären die kleinen Tunnel laut den Forschern mit einem Mikroskop. Das wurde korrigiert.

(mho)