Zweifel am Zeitplan für britisches ID-Card-Projekt

Für die geplante ID-Card verantwortliche Beamte bezweifeln, dass der Personalausweis mit digitalisierten Informationen zu individuellen Körpermerkmalen wie geplant 2008 eingeführt werden kann.

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Der für das britische ID-Card-Projekt zuständige Direktor David Foord vom Office of Government Commerce (OGC) bezweifelt, dass der geplante Personalausweis wie bisher vorgesehen 2008 getestet und ausgeliefert werden kann. Das geht aus einer internen E-Mail hervor, die der Sunday Times zugespielt wurde. Für das Projekt gebe es bislang eher ein beliebiges, denn ein realistisches Zieldatum. In einer ebenfalls in der Zeitung veröffentlichten E-Mail meint der Acting Commercial Director des Identity and Passport Service, Peter Smith, das Innenministerium bereite sich auf den Fall vor, dass das Programm in seiner bisherigen Form nicht fortgeführt werden kann.

Bisher ist geplant, dass die britischen Bürger übernächstes Jahr eine ID-Card mit einem Chip erhalten, auf dem digitalisierte Informationen zu individuellen Körpermerkmalen wie Gesicht, Fingerabdrücke und Iris der Ausweisinhaber abgelegt werden können. Nun ist die Rede davon, die britische Regierung könne, um den Zeitplan einhalten zu können, eine abgespeckte ID-Card einführen. Aus dem Innenministerium heißt es laut Medienberichten, es sei von vornherein geplant gewesen, die ID-Card schrittweise einzuführen.

David Davis von den oppositionellen Konservativen sieht "klassische Anzeichen" für ein gescheitertes IT-Projekt. Die Staatsbediensteten Foord und Smith hätten erkannt, was die Regierung zu akzeptieren sich weigere. Foord kritisiert unter anderem die hohen Kosten des Projekts – die der Politiker Davis auf 20 Milliarden Pfund (29 Milliarden Euro) bezifferte, während die Regierung von 6 Milliarden Pfund ausgeht – und einen Mangel an qualifzierten Arbeitskräften. Der Liberaldemokrat Nick Clegg sieht Bedenken seiner Partei an dem ID-Card-Projekt nun durch die durchgesickerten E-Mails bestätigt. Die Regierung sei mehr um ihr Image besorgt als um das Geld der Steuerzahler. Die Bürgerrechtler von NO2ID sehen sich wiederum in ihrer Vermutung bestätigt, das ID-Card-Programm sei ein Vorwand, um eine nationale Datenbank einzurichten. (anw)