Zwist um Java als Open Source

Am letzten Tag der Entwicklerkonferenz JavaOne sollte eine Podiumsdiskussion die Frage klären, ob die Freigabe von Java als Open Source vorteilhaft wäre.

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Von
  • Karsten Violka

Am letzten Tag der Entwicklerkonferenz JavaOne sollte eine Podiumsdiskussion die Frage klären, ob die Freigabe von Java als Open Source vorteilhaft wäre. Als Befürworter der Idee war auch IBMs Vizepräsident Rod Smith anwesend, der im Februar mit einem offenen Brief für eine Open-Source-Implementierung der Java-Plattform plädierte. Auch Brian Behlendorf von der Apache Group und Lawrence Lessig, Stanford-Jurist und Vordenker eines neuen Umgangs mit geistigen Eigentum, plädierten für eine Lockerung der Lizenzbedingungen.

Die Sun-Vertreter stehen der Idee skeptisch gegenüber: Java-Vater James Gosling und der Rob Gingell, zuständig für den Java Community Process (JCP) halten nicht viel davon, dass Sun seine Kontrollfunktion über die Java-Plattform lockert: "Wenn Open Source die Antwort ist, bitte verraten Sie mir das Problem", forderte James Gosling. Sun hatte zudem immer wieder betont, man habe ja bereits einige Elemente von Java als Open Source freigegeben -- auch die Veröffentlichung des 3D-Desktops Looking Glass oder der Bibliotheken Java3D und JDNC führt der Konzern als Beispiel an.

Bisher muss allerdings jede neue Funktion, die in Java aufgenommen werden soll, zunächst der Java Community Process absegnen, in dem Sun den größten Einfluss hat, auch wenn sich das Unternehmen die Verantwortung mittlerweile mit vielen Partnern teilt. Die Expertengruppen im JCP entwickeln für jede neue Java-Funktion eine Referenzimplementierung und Kompatibilitätstests, die sicherstellen, dass der Code der Spezifikation genügt. IBM-Vize Rod Smith forderte, auch die Kompatibilitätstests sollten als freier Code der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. In der Vergangenheit verhinderten oft teure Lizenzen für die Testsoftware eine freie Implementierung der Java-Standards. Niemand dagegen werde doch so dumm sein, eine inkompatible Version einzusetzen oder gar zu kaufen.

"Wir wollen ein Open-Source-Java sehen, das mit anderen Open-Source-Projekten verheiratet ist", forderte Smith. Behlendorf sekundierte dem IBM-Manager auf Einwände von Gosling hin, man könne die Sourcen für J2SE und alle APIs finden: Die Leute forderten darüber hinaus eine Open-Source-Implementierung all dieser Spezifikationen, die Sun unter Kontrolle halte. Man werde bei Groovy, einer Scripting-Sprache für die Java Virtual Machine, sehen, wie das funktioniere.

Die Forderungen und Argumente der Sun-Kritiker überzeugten allerdings weder Gosling noch Gingell. Man frage immer danach, wie stark sich Sun zu Java verpflichte -- aber übersehe dabei, dass man immerhin die komplette Firma auf den Erfolg von Java setze, meinte Gingel trocken. Suns Chef Scott McNealy hatte in seiner JavaOne-Keynote eigentlich bereits den Tenor vorgegeben: Er rüffelte Red Hat für deren Enthaltung beim Java Community Process und IBM dafür, dass das Unternehmen nicht genügend Software der Open-Source-Gemeinde zugänglich mache. Für Gosling hieß das Fazit der Veranstaltung dann auch erwartungsgemäß, die beste Methode, Einfluss zu nehmen, sei, sich zu beteiligen: "Gehen Sie zur JCP und stimmen sie mit ab." Eine wirkliche Klärung der Frage, ob eine Open-Source-Variante für Java vorteilhaft wäre, bedeutete dies nun allerdings auch nicht. (kav/c't) / (jk)