Ärger um interne Websitesperrung bei Lucent

Websitebetreiber sieht Lucent-Management als "schlechte Verlierer.

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Von
  • Torge Löding

Lucent Technologies hat für seine deutschen Mitarbeiter den Zugang zur Website www.netzwerkit.de gesperrt. Hintergrund ist der Bericht über einen Kündigungsschutzprozess eines Lucent-Mitarbeiters (in erster Instanz hat das Unternehmen verloren), über den die Website berichtet. "Der Bericht ist einseitig und enthält Falschdarstellungen. Wir wollen nicht, dass unsere Mitarbeiter von dieser Site in ihrer Arbeitszeit beeinflusst werden", erklärte Lucent-Sprecherin Martina Grüger gegenüber heise online. Volker Anders, Sprecher von netzwerkit.de, nennt die Sperrung hingegen Pressezensur: "Lucent zeigt sich mit der Sperrung des Netzwerk IT als schlechten Verlierer. Dabei sollte die Firma, die sich als Motor der globalen Kommunikationsfreiheit versteht, doch wissen, dass sich der Zugang zu Information im 21. Jahrhundert nicht durch Zensurmaßnahmen verhindern läßt."

Offenbar wurde die interne Sperrung mittlerweile auch auf die Website von Radio Z ausgeweitet, der kleine Sender hatte einen Beitrag zum Thema gebracht, der unter http://www.critmass.de/download/netzwerk_it.mp3 heruntergeladen werden kann. "Diese Sperrungen widersprechen einer Betriebsvereinbarung, dernach alle Lucent-Mitarbeiter in ihrer Arbeitszeit freien Zugriff auf das Internet haben. Lediglich pornografische und rassistische Websites sollen gesperrt sein", so Anders, der ebenfalls bei Lucent arbeitet und in seiner Freizeit das Netzwerkit.de betreibt. Firmensprecherin Grüger hält dagegen: "Daraus, dass das Unternehmen privates Surfen duldet kann niemand das Recht ableiten auch jede beliebige Site aufrufen zu dürfen". Als Zensur will sie die Sperrung der Website nicht verstehen. "Jeder Mitarbeiter kann sich das von zuhause aus ansehen. Im Intranet sind kritische Äußerungen willkommen, auch der Betriebsrat hat hier seine Präsenz".

Der Betriebsratsvorsitzende Reynaldo Zavala kann die ganze Aufregung nicht verstehen: "Durch das Sperren einer öffentlich zugänglichen Internet-Seite im Betrieb weckt man erst die Neugierde der Belegschaft. Ich würde mich nicht wundern, wenn die Seite jetzt erst recht von vielen Kollegen und Kolleginnen von zuhause aus gelesen wird." (tol)