c't 3003: Love, Sex & Buttplug.io | Die Venus-Messe ist wirklich seltsam

Auf der Venus in Berlin trifft sich nicht nur die Pornoszene, sondern es gibt auch Technik zu sehen, unter anderem Bluetooth-Sexspielzeuge und Defibrillatoren.

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Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Johannes Börnsen




Die Venus Berlin ist (auch) eine Tech-Messe. Schließlich werden dort Sexspielzeuge gezeigt, die ja inzwischen häufig mit Bluetooth und WLAN daherkommen. c't 3003 hat sich umgeschaut – und war erstaunt.

(Hinweis: Es handelt sich hier um einen Bonusinhalt für Menschen, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Die Informationen auf der Bildspur gibt das Transkript nicht wieder.)

Okay, Leute, in diesem Video wird es super schlüpfrig, mega dirty und krass kinky.... Anlässlich des Relaunches der größten Erotikmesse der Welt, der Venus in Berlin, dachten wir uns: Was geht eigentlich beim Thema smarte Sextoys? Da gibt es doch bestimmt neuen heißen Scheiß, so mit Bluetooth, coolen Apps, , Metaverse oder womöglich irgendwelchem weirden NFT-Kram. Und wenn wir sowas finden, dann doch bestimmt da, oder? ... ODER?

Tja, falsch gedacht.

Gefunden haben wir dort fast ausschließlich 20 Jahre alten Plastikschrott, Neunzigerjahre-Erotik, lame Bühnenshows und um HIMMELS WILLEN BLOß KEINE NACKTEN MÄNNER - dazu später mehr.

In diesem Video zeigen wir euch, was wir erlebt, bzw. nicht erlebt haben und stellen euch ein paar smarte Toys vor, die wir uns auf der Venus gewünscht hätten. Wie beispielsweise das, extra für Fernbeziehungen ausgelegte, "Fernsex-Set" von Lovense mit "Masturbator" Max 2 und Vibrator Nora, die sich miteinander synchronisieren und per App steuern lassen.

Bleibt dran.

Liebe Hackerinnen, liebe Internetsurfer, herzlich willkommen hier bei...

Also, ja, wir waren auf der Venus in Berlin...

Nach zwei Jahren Corona-Zwangs-Pause feiert die größte Erotikmesse der Welt(!) ihr großes Comeback. So richtig mit "Promis" wie Michaela Schäfer und dem Dude der angeblich den Biertornado erfunden hat. Und jaja, ich weiß, ihr fragt euch, was zum Geier will die c't auf der Venus? Ja, berechtigte Frage. Wir dachten uns, dass doch bestimmt auch cutting edge Sexspielzeuge mit passenden Apps auf der fucking GRÖSSTEN Eroktikmesse der Welt vertreten sein müssten. Naja, und witzig fanden wir es irgendwie auch. Der erste Eindruck war auf jeden Fall sehr seltsam.

Die Venus war kleiner als erwartet und bestand eigentlich nur aus vier Hallen. Eine Art "Aktionhalle" mit Live Cam Shows und kleineren Performances, eine mit großer Showbühne auf der so neunzigerjahre Stripshow-Erotik aufgeführt wurde, ein Fetischbereich und eine Produkthalle.

Nach unserem ersten Rundgang waren wir erstmal super überfordert.

Generell war die ganze Veranstaltung aber überraschend harmlos. Zu sehen waren fast ausschließlich Frauen, die sich nackt geräkelt und so getan haben, als würden sie masturbieren. Sex gab es keinen. Vor jedem paar Brüste sammelte sich eine riesige Traube Männer, die alle mit Kameras draufgehalten haben. Da fragt man sich: Ist man selber einfach zu abgestumpft oder haben die noch nie etwas von Internetpornos gehört, mmh? Auch der Fetischbereich (vor dem wir im Vorfeld etwas Angst hatten) war eher so Tupperparty. Bis auf Fesselspiele, Männer, die ausgepeitscht wurden und merkwürdiger Backroom-Teppich-Atmosphäre gab es nicht viel Schockierendes zu sehen.

Naja, was solls, wir sind ja zum Arbeiten hier. Aber auch im Produktbereich macht sich schnell Ernüchterung breit. Statt Technik finden wir tonnenweise uralten Plastikramsch in ausgeblichenen Kartons, den man weder mit seinen Händen, geschweige denn mit irgendwelche Schleimhäuten berühren möchte.

Da hatten wir auf jeden Fall Besseres erwartet. Denn mittlerweile haben die meisten Sextoys nicht mehr nur einen An/Aus-Schalter. Neuere Modelle können unterschiedliche Intensitäten und Vibrationsmuster abspielen – und zwar nicht mehr nur durch Knopfdruck. Bei neueren Modellen schickt man seine an die eigenen Vorlieben angepassten Wünsche wesentlich intuitiver über eine Bluetooth-Verbindung per App an die Geräte.

Bei den meisten smarten Sextoys handelt es sich um Vibratoren, die besonders auf klitorale Stimulation ausgelegt sind. Darüber hinaus gibt es Vaginalspangen, die beim Sex gemeinsam getragen werden, Masturbatoren für Männer, Analvibratoren und andere Stimulatoren. Populäre Hersteller sind We-Vibe der deutschen Firma Wow Tech und Lovense aus Singapur.

Die in Berlin ansässige Firma Wow-Tech hat sich mit ihrer Marke We-Vibe auf Partnertoys wie die Paarvibratoren Chorus und Sync spezialisiert. Mit der We-Connect-App lassen sich die We-Vibe-Produkte über eine Bluetooth-Verbindung direkt bedienen. Dabei kann man zwischen verschiedenen Vibrationsmustern wechseln oder sich mit Spotify verbinden und die Vibration mit dem Rhythmus der Musik synchronisieren. Per Einladungslink und Videochat-Funktion kann auch der Partner die Kontrolle über das Toy übernehmen - also eine super Sache für Fernbeziehungen. So ein Paarvibrator wie Chorus kostet ca. 200 €. Übrigens geht das alles ohne Registrierung und ohne, dass die App Daten speichert und an irgendwelche Server funkt.

Nicht so datensparsam sind die Toys von Lovense. Die Hersteller aus Singapur entwickelt Hard- und Software für Sextoys und Virtual Reality und bietet eine ähnliche Auswahl an verschiedenen Toys. Im Gegensatz zu We-Vibe muss man sich aber direkt beim Start der Lovense Remote App mit E-Mail-Adresse und Kennwort registrieren. Und zumindest ich finde das ja ein bisschen unangenehm, dass da irgendwelche doch intimen Vibrationsdaten mit meiner Mailadresse gekoppelt sind. Naja. Die App bietet ähnliche Funktionen wie die We-Connect-App lässt sich aber noch zustätzlich mit einem Lovense Media Player verbinden. Mit diesem können eigene Video oder Audiodateien geladen und manuell oder aus der Lovens-Bibliothek mit Vibrationsmustern ergänzt werden. Abgefahrener wird es bei dem von Lovense sogenannten "Fernsex-Set". Das besteht aus dem Masturbator "Max 2" und dem Vibrator "Nora". Diese lassen sich miteinander synchronisieren und können so beide gleichzeitig über die App von einer Person bedient werden oder mit der sogenannten Fernsex-Funktion die Bewegungen von einem Toy direkt auf das andere übertragen. Im Test im c't Magazin probierte ein Paar die Kombination aus und der Masturbator Max 2 wurde mit "that felt good. Like, really, really good“ bewertet. Im Gegensatz zur We Connect funkte die Lovense Remote App deutlich mehr. Zum Download von Vibrationsmustern kommunizierte sie mit den Servern lovense.com und hytto.com, einem Amazon-Händler für Lovense-Produkte, sowie mit Crashlytics.com. Sie sendete deutlich mehr Requests als die App von Wow Tech.

Ja, und besonders bei diesem Thema möchte man vielleicht nicht, dass eine irgendwelche Daten aus irgendwelchen Körperöffnungen irgendwohin gefunkt werden. Wer es richtig datensparend haben will, kann dafür das Open-Source-Framework Buttplug.io verwenden. Und ja, das heißt wirklich so. Die darauf aufsetzende Software Intiface Desktop ist für Windows, macOS und Linux erhältlich. Sie steuert Sextech-Hardware über Spiele und andere Programme wie Kodi oder VLC. Das Framework ist zu zahlreichen Sextoys kompatibel, darunter zu den Produkten von Lovense und We-Vibe.

Auf der Website findet man eine Liste mit kompatibeler Hardware. Unter anderem wohl auch bald für die Nintendo Switch Joycons, Wiimote und Playstation Dual Shock Controller. Äh, ja, das würden wir aus hygienischen Gründen eher nicht empfehlen.

Naja und auf der Venus gab es das hier... [Ekelprodukte] Ganz schön enttäuschend.

Was uns dann aber doch überrascht hat, war ein Stand mit Defibrillatoren, hä?

[Kurzes Snippet vom Interview]

Okay, immerhin etwas.

Wirklich völlig lächerlich war ein Stand, wo eine Art Porno-Metaverse mit Crypto- und NFT-Elementen promotet wurde. Deren Umgebung sah schlechter aus als das 2003 erschienene Second Life und lief mit knackigen 10 FPS.

Etwas spannender: Uns hat ein VR-Porno-Produzent angesprochen, ob wir nicht seine Kamera mal auschecken wollen. Klar!

[Interview Snippet + Johannes' Fazit]


c't 3003 ist der YouTube-Channel von c't. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t magazin. Redakteur Jan-Keno Janssen und die Video-Producer Johannes Börnsen und Şahin Erengil veröffentlichen jede Woche ein Video.

(jom)