c't 3003: OLED-Monitor Alienware 34: Bester Bildschirm oder verkorkst?
Über den OLED-Gaming-Monitor AW3423DW wird hitzig diskutiert. c't 3003 klärt im Test, warum.
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Alienwares AW3423DW ist ein bezahlbarer Ultrawide-Curved-OLED-Monitor mit 175 Hz und G-Sync. Klingt gut? Ja, wenn da nicht der Haken mit der Schriftdarstellung wäre...
Transkript des Videos:
Kuckt mal, was ich hier habe: Den OLED-Gamingmonitor Alienware AW3423DW, mit allem Schnick und Schnack: HDR True Black 400, G-Sync Ultra; 175 Hertz, Schaltzeiten von im Schnitt 1,4 Millisekunden ja und natürlich OLED-Bildqualität, also RICHTIG schwarzes Schwarz und quasi keinerlei Blickwinkelabhängigkeit. Und trotzdem schreiben meine Kolleginnen und Kollegen von c’t und heise online das hier: So ist das Panel in der jetzigen Form eine grundlegend verkorkste Angelegenheit. Wie bitte? Bleibt dran.
Liebe Hackerinnen, liebe Internetsurfer, herzlich willkommen hier bei c’t 3003!
Eine Woche lang habe ich meinen Haupt-PC-Monitor, einen 4K-Büro-27-Zöller, durch den ultrabreiten Alienware AW3423DW ersetzt. Für mich war das gleich mehrfach eine Premiere: Ich hatte noch nie so einen gebogenen, ultrabreiten Monitor, noch nie einen mit HDR, noch nie einen mit 175 Hz, noch nie einen mit G-Sync und vor allem noch nie einen mit OLED auf meinem Schreibtisch.
Dabei bin ich schon ein ganz schöner OLED-Fan: In meinem Wohnzimmer steht ein OLED-65-Zöller; Smartphones kaufe ich ebenfalls am liebsten mit OLED, ich mag das einfach nicht, wenn Schwarz so gräulich-milichig aussieht.
Tja, aber OLED-PC-Monitore, das war bislang so eine Sache. Hier, wenn man im Heise-Preisvergleich auf Monitore geht und dann auf OLED-Technik klickt: Läppische fünf Geräte findet man da, und drei davon jenseits der 2500 Euro. Das Alienware-Modell, um das es hier im Video geht, kostet vergleichsweise günstige 1300 Euro. Das ist so die Preisklasse, die man für einen guten Ultrawide-Screen mit LCD-Technik auch hinblättern muss – aber dann halt eben auch die ganzen OLED-Vorteile wie das satte Schwarz nicht bekommt.
Weshalb OLED am PC immer problematisch war, war das Einbrennen: OLED neigt dazu, Geisterbilder anzuzeigen, wenn Elemente lange auf dem Schirm standen. Bei Fernsehern ist das nicht so relevant, weil da meistens nix lange an derselben Stelle ist, von sowas wie Senderlogos mal abgesheen. Aber am PC, da sind Elemente oft permanent an der gleichen Stelle, zum Beispiel die Taskleiste. Der Alienware-Monitor soll das Problem nicht mehr haben, denn der nutzt die neue QD-OLED-Technik von Panelhersteller Samsung.
Das haben wir natürlich getestet, ob das wirklich so ist, aber erstmal zu meinen allerersten Eindrücken: Als der Monitor auf meinem Schreibtisch stand, war das Erste, was mir aufgefallen ist, ihr kommt wahrscheinlich nicht drauf, die Windows-11-Hintergrundbilder. Ja, ehrlich, kuckt mal wie schön dieses Stapel-Chip-Bild darauf aussieht. Und wie bescheuert der Taschenrechner in Vollbild wirkt, lol. Nee, im Ernst, man sollte beim Arbeiten darauf keine Fenster maximieren, sondern die automatische Windows-Einrast-Funktion nutzen und dann läuft das richtig gut; das Ding ersetzt definitiv einen Zwei-Monitor-Aufbau. Fast vier Din-A4-Seiten passen in voller Größe nebeneinander, das ist schon ganz cool. Und Spielen ist natürlich auch richtig super, während man bei First-Person-Titeln wie Cyberpunk 2077 richtig schön reingezogen wird, fand ich auch so Antiquitäten-Spiele wie Anno 1404 sehr beeindruckend.
Und wenn die Spiele HDR unterstützen, ist das auch super, wie Cyberpunkt 2077, hier die Leuchtreklame hier blendet richtig. Der Monitor beherrscht den Standard HDR True Black 400, er kann also in kleinen Bildbereichen 400 Nits hell werden. Gemessen haben wir bei 10 Prozent Weißfläche sogar 460 Nits, was echt gut ist. Bei vollflächigem Weiß waren es 250 Nits.
Gut gefallen hat mir auch die Bedienung, statt nerviger Drucktasten macht man alles mit so einem Joystick hier, das klappt gut. Eher lustig fand ich die Farbspielereien mit den RGB-LEDS, aber gut, wer das schön findet, klar, why not. Man kanns aber natürlich auch abstellen.
Persönlich den größten Unterschied macht für mich neben dem satten Schwarz aber die Bildwiederholrate: 175 Hertz schafft das Teil – und auch wenn ich jetzt nicht dafür garantieren würde, dass ich den Unterschied zwischen 120 und 175 Hertz auf Anhieb erkennen würde, ist der Sprung von 60 Hertz definitiv RIESIG. Und das übrigens auch beim normalen Arbeiten, nicht nur in Spielen. Für mich wirkt der Bildlauf beim Scrollen im Browser, die Bewegung des Mauspfeils so viel geschmeidiger; dass der Wechsel auf 60 Hz für mich richtig unangenehm war. Und dank G-Sync reißt das Bild auch nicht auf, wenn beim Spielen die Grafikkarte zum Beispiel nur 80 fps schafft, dann stellt sich der Monitor darauf ein; und kann gleichzeitig auch HDR, das bedeutet nämlich das G-Sync Ultimate-Label, G-Sync ohne Ultimate beherrscht nämlich kein HDR: Also alles super bei dem Alienware-Monitor? Leider nicht: Kontrastreiche Kanten zeigt das Teil nämlich bunt an, und zwar bunt insofern, dass da eigentlich gar keine Farben hingehören. Hier zum Beispiel der Mauspfeil, der eigentlich einfach weiß sein soll. Oben rechts sieht er grünlich aus, unten geht’s in Richtung violett. Bei dem X hier kann man‘s auch sehen und ganz allgemein bei Textdarstellung.
Der Grund dafür ist die Pixelanordnung: Statt die Subpixel für Rot, Blau und Grün in einer Reihe zu platzieren, ordnet Panelhersteller Samsung die Subpixel bei QD-OLED-Displays in Dreieckform an. Das führt dazu, dass jede zweite Subpixelreihe nur grün darstellen kann, und den anderen Reihen fehlt der Grünanteil. Das Problem erinnert ein bisschen an Samsungs AMOLED-Displays in Smartphone, wo die Subpixel ungleichmäßig in einer sogenannten Pen-Tile-Matrix angeordnet waren. Bei LCDs sind die Pixel gleichmäßig in Reihen angeordnet, deshalb kommt es nicht zu diesen Problemen.
Tja, und beim Alienware-Monitor führte diese Buntheit dazu, dass einige Kolleginnen und Kollegen direkt beim Einschalten schon die Hände überm Kopf zusammengeschlagen, und zwar wirklich beim Einschalten, also bei der ersten Meldung, die der Monitor über sein Onscreen-Display anzeigt. Das macht natürlich auch deutlich, dass das kein Softwareproblem ist, sondern wirklich der Hardware geschuldet ist.
Wie schlimm man das allerdings findet, ist individuell unterschiedlich. In der c’t-Redaktion war der Anteil ungefähr Fifty-Fifty: Die Hälfte fand es super nervig, die andere Hälfte nicht so sehr. Ich gehöre eher zur Hälfte, die das nicht so schlimm findet. Ehrlich gesagt sehe ich es bei schwarzer Schrift auf weißem Grund fast gar nicht, bei weißer Schrift auf schwarzem Grund ein bisschen. Ich muss aber sagen: Hätte ich nicht bewusst darauf geachtet, wäre es mir nicht aufgefallen. Deshalb ist es auch ein bisschen unfair, dass es im Netz manchmal heißt, alle Tester von anderen Medien, die die bunten Farbkanten nicht erwähnen, alle vom Hersteller bezahlt sind. Das bezweifle ich sehr stark, die haben vermutlich nur nicht genug Leute draufgucken lassen – und zufälligerweise waren das Tester, die nicht so stark auf die Farbsäume reagiert haben, so wie ich auch. Aber ein Problem ist es definitiv, denn denjenigen, denen es auffällt, fällt es sofort auf; und die können an dem Monitor nicht arbeiten. Ich würde euch also auf jeden Fall empfehlen, euch das Gerät vorher mal anzuschauen.
Ja, das ist echt schade mit den Farbsäumen, denn der Monitor hat im c’t-Testlabor sonst wirklich super abgeschnitten: Der anspruchsvolle Farbraum DCI-P3 wird beinahe exakt abgedeckt, die Blickwinkelstabilität ist supergut ist, der Monitor zeigt also auch von Seite betrachtet fast keine Farbveränderungen. Der Kontrast ist rechnerisch unendlich, weil schwarz einfach wirklich AUS ist.
Und Einbrennen ist tatsächlich kein Thema mehr: Während ich mich in der OLED-Anfangszeit an Fernseher erinnern kann, bei denen schon eine Stunde mit einem Standbild ausgereicht hat, um Einbrenn-Schatten zu sehen, haben wir beim Alienware nix dergleichen gefunden. Ich habe mal testweise 12 Stunden lang dieses Bild hier bei voller Helligkeit stehen gelassen – nix zu sehen gewesen danach. Und wenn, wäre das auch nicht so schlimm, denn Alienware (beziehungsweise Dell, die stecken nämlich hinter der Marke) gewähren eine dreijährige Garantie auf jegliches Einbrennen. Der Grund für das deutlich geringere Einbrenn-Risiko ist die Panel-Technik: Und das erklärt euch jetzt Ulrike.
[Erklärung von c’t-Display-Expertin Ulrike Kuhlmann]
Was mir allerdings nach 12 Stunden laufen lassen aufgefallen ist: Dass der Lüfter des Monitors richtig nervig laut war. Ja, ihr habt richtig gehört, das Ding hat einen aktiven Lüfter. Meist konnten wir den gar nicht wahrnehmen, aber in manchen Situationen schon sehr deutlich. Interessant wäre, was im Hochsommer bei 30 Grad Umgebungstemperatur passiert; das sollte man vor dem Kauf ebenfalls im Hinterkopf haben.
Und wo wir schon bei den Negativpunkten wären: Das Teil spiegelt krass, gerade durch die Wölbung fällt das auf; allerdings vor allem, wenn man von der Seite draufguckt. Direkt von vorne ist es ok, man sollte aber keine Lichtquelle im Rücken haben.
Und der vierte und letzte Negativpunkt: Der Monitor zieht vergleichsweise viel Strom aus der Steckdose. Maximal haben wir heftige 118 Watt gemessen, bei einer ergonomischen Helligkeit von 120 cd pro Quadratmeter waren es immer noch 45 Watt. Das ist mehr als doppelt so viel als ähnliche LC-Displays im gleichen Szenario benötigen.
Aber der Monitor macht auch wirklich vieles ganz fantastisch: Die Bildqualität ist abgesehen von den Farbsäumen an kontrastreichen Kanten so ziemlich das Beste, was man zurzeit kriegen kann. Das sieht einfach richtig super aus. Und die Schaltzeiten sind auch absolut fantastisch: Nur ein bisschen mehr als eine Millisekunde braucht das Teil für grau-zu-grau-Wechsel, egal wie ich mich anstrenge, ich kann keinerlei Schlieren sehen, auch wenn ich bei First-Person-Spielen superhektisch hin- und hergucke.
Mein Fazit: Wenn euch die Farbsäume, der ab und zu hörbare Lüfter und die hohe Leistungsaufnahme nicht stören und ihr 1300 Euro für einen Monitor ausgeben wollt und könnt, dann ist das euer Bildschirm. Ich persönlich fand das Teil gerade beim Spielen wirklich beeindruckend und könnte mich auch beim Arbeiten daran gewöhnen; vor allem will ich jetzt echt keinen 60 Hertz Monitor mehr, das sieht jetzt für mich richtig ruckelig aus. Und auch das megaschwarze OLED-Schwarz hätte ich jetzt schon gerne jeden Tag. Schwierig – warten wir mal ab, wie’s mit der QD-OLED-Technik weitergeht, Potenzial hat sie auf jeden Fall.
c't 3003 ist der YouTube-Channel von c't. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t magazin. Redakteur Jan-Keno Janssen und die Video-Producer Johannes Börnsen und Şahin Erengil veröffentlichen jede Woche ein Video.
(jkj)