Reisefotografie c't Fotografie unterwegs in der Fotostadt Essen

Dies ist der zweite Teil, in dem wir Städte im deutschsprachigen Raum vorstellen wollen, die fotografisch viel zu bieten haben – darunter Ausstellungen, Galerien, Locations, Treffpunkte und Workshops. Diesmal besuchen wir die Ruhrgebiets-Metropole Essen.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Peter Kniep
Inhaltsverzeichnis

Essen ist die zweitgrößte Stadt des Ruhrgebietes und liegt zentral in diesem Ballungsraum. Als Stadt der Gegensätze vereint sie die Überreste der Schwerindustrie der nordöstlichen Stadtteile mit grünen Fachwerkhäusern in Essen-Kettwig im Süden der Stadt. Gegründet etwa im Jahr 800 und mit dem Stadtrecht ausgestattet seit etwa 1400, erlebte Essen den industriellen Aufschwung mit dem Bau der Zeche und Kokerei "Zollverein" in den 1920er Jahren. Zu dieser Zeit war Essen die größte Bergbaustadt Europas.

Förderturm der ehemaligen Zeche Zollverein

1986 wurde die Zeche Zollverein aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen und verwandelte sich zu einem der attraktivsten Kunst- und Kulturzentren der Region. Auf dem frei zugänglichen Gelände der ehemaligen Industrie anlage befinden sich unter anderem das Ruhrmuseum, das Red Dot Designmuseum und die stillgelegte Kokerei mit einmaligen Fotolocations.

in weiteres Highlight beim Besuch vom „Zollverein“: Das Red Dot Designmuseum

In den umgebauten Hallen finden Kultur veranstaltungen und unterschiedliche Ausstellungen statt. Führungen und Leihfahrräder komplettieren das Angebot. Seit 2001 kann sich der Zollverein zudem mit dem Titel "Weltkulturerbe" der UNESCO schmücken.

Für Street- und Architekturfotografen bietet die Messe-, Einkaufs- und Universitätsstadt Essen ein reichhaltiges Angebot an Motiven. Ausgehend vom Hauptbahnhof erreicht man über die Kettwiger Straße das Rathaus als Wahrzeichen der Stadt, den Burgplatz mit Synagoge und das Münster mit der ältesten Madonnengestalt des christlichen Abendlandes. Gleich in der Nähe befindet sich ein modernes Universitätszentrum und das Limbecker Platz Einkaufszentrum, eines der bundesweit größten seiner Art.

Das Hundertwasserhaus im Grugapark beheimatet eine soziale Einrichtung.

Verlässt man den Bahnhof in südlicher Richtung, findet man als Fotomotive das Aalto Musiktheater, den RWE Tower, den Stadtgarten und die Grugahalle mit dem ehemaligen Bundesgartenschau-Gelände, dem Grugapark. Hier sind neben einer Vielzahl an Pflanzen aus der ganzen Welt auch ein sozial genutztes Hundertwasser-Haus beliebte Fotoobjekte.

Das Einkaufszentrum am Limbecker Platz bietet Motive für Architekturfotografen

Gleich in der Nähe des Stadtgartens befindet sich das Museum Folkwang. Es beherbergt eine international bedeutende Sammlung deutscher und französischer Malerei vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis heute. Ein besonderes Highlight des Museums ist die fotografische Sammlung mit mehr als 60 000 Fotografien des 19. bis 21. Jahrhunderts von etwa 1300 Fotografen. Als einer der einflussreichsten Fotografen der Nachkriegszeit war Otto Steinert bis 1978 an der Folkwang-Hochschule als Dozent tätig. Zu seinen bekanntesten Schülern gehören Andre Gelpke, Heinrich Riebesehl und viele weitere heute bedeutende Fotografen.

Mehr als 60.000 Fotografien von etwa 1300 Künstlern hat das Folkwang Museum in seinem Magazin. Der thematische Schwerpunkt liegt auf Menschen und Architektur.

Nimmt man vom Essener Hauptbahnhof die S6 Richtung Köln, so hat man nach wenigen Minuten mit dem Haltepunkt "Hügel" einen guten Ausgangspunkt für das Erkunden des 7,8 Kilometer langen Baldeneysees. Dieser entstand um 1930, hierfür wurde die Ruhr mit einem Wehr in Essen-Werden gestaut. Für Naturfreunde ist der See mit seinen zahlreichen Wildvögeln ein beliebtes Ausflugsziel. Auf der anderen Seite des Sees befindet sich die bekannte Villa Hügel des Großindustriellen Krupp mit ihrem sehenswertem Park.

Fährt man mit der bereits erwähnten S6 noch 10 Minuten weiter, kommt man in den Stadtteil Kettwig. Hier finden Fotografen eine gut erhaltene Fachwerk-Innenstadt mit vielen gemütlichen Cafés und Kneipen. Viele Sehenswürdigkeiten in Essen sind mit Bus und Bahn gut und schnell erreichbar. Zudem verläuft die Autobahn A40 oft ohne Tunnel durch Teile des Stadtgebietes, sodass die Wohnhäuser bis auf wenige Meter an die gläsernen Schallschutzwände heranreichen. Ein lohnendes Fotoprojekt für sozialkritische Fotografen. (keh)