eBay mit Wachstum, vorsichtiger Prognose und einem neuen Chef

Das Internet-Auktionshaus konnte starke Steigerungen bei Umsatz und Gewinn vorlegen, überraschte aber mit Pessimismus fürs Geschäftsjahr 2008. Wie erwartet wird Meg Whitman als Firmenchefin abgelöst.

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Von
  • Jürgen Kuri

Während die New Yorker Börse nach den weltweiten Turbulenzen und Verlusten der letzten Tage erst einmal wieder kräftig zulegte, konnte sich auch der eBay-Kurs gut erholen: Fast 7 Prozent stieg er im regulären Handel, bevor das Internet-Auktionshaus nach Börsenschluss seine Bilanzen vorlegte – aber wohl schon in Antizipation der Nachricht, dass ein neuer Chef ins Haus steht. eBay bestätigte kurz vor der Vorlage der Bilanzen, dass, wie bereits spekuliert wurde, Meg Whitman zurücktritt. Sie wird ihren Posten als eBay-Chefin zum 31. März aufgeben. John Donahoe, bislang für das Auktionsgeschäft zuständiger Firmen-Präsident, wird Whitmans Nachfolger als CEO von eBay.

Meg Whitman verlässt damit ziemlich genau zu ihrem zehnjährigen Jubiläum als eBay-Chefin die Firma. Whitman hatte im März 1998 die Führung des damals noch jungen Auktionshauses mit gerade einmal 30 Angestellten übernommen, das im September 1998 an die Börse ging. Heute beschäftigt eBay 15.000 Mitarbeiter und zählt weltweit 248 Millionen registrierte Nutzer. Nach Jahren des kräftigen Wachstums hatte eBay zuletzt allerdings an Tempo verloren. Beispielsweise ging die Zahl der gelisteten Angebote in den vorherigen Quartalen zurück.

Das schlug sich nun noch nicht direkt in den Bilanzen des vierten Quartals des eBay-Geschäftsjahrs 2007 nieder; bei den Prognosen für das Gesamtjahr zeigte sich eBay allerdings sehr vorsichtig und erklärte, die Umsätze würden bei 8,5 bis 8,75 Milliarden US-Dollar und der Gewinn bei 1,63 bis 1,67 US-Dollar pro Aktie liegen. Das liegt deutlich unter den Prognosen der Analysten, die bislang für das eBay-Geschäftsjahr 2008 von über 9 Milliarden US-Dollar Umsatz und einem Gewinn von 1,66 US-Dollar pro Aktie ausgingen.

Im vierten Quartal 2007 immerhin stieg der Umsatz im Jahresvergleich um 27 Prozent auf 2,18 Milliarden US-Dollar und erreichte damit ein neues Rekordniveau. Auch der Gewinn kletterte in diesem Quartal im Vergleich zum Vorjahr, und zwar um 53 Prozent auf 530,9 Millionen US-Dollar (39 Cents pro Aktie). Ohne Sonderbelastungen lag der Gewinn bei 611 Millionen US-Dollar (45 Cents pro Aktie). Im Gesamtjahr 2007 lag der Umsatz bei 7,67 Milliarden US-Dollar, ein Zuwachs von 29 Prozent. Der Nettogewinn 2007 betrug 348 Millionen US-Dollar (25 US-Cent pro Aktie), ein Rückgang von 69 Prozent gegenüber 2006. Dies wurde allerdings vor allem durch die Abschreibungen auf den VoIP-Dienst Skype verursacht, den eBay im dritten Geschäftsquartal vornahm, als dies eBay sogar in die roten Zahlen trieb. Ohne diese Sonderbelastungen betrug der eBay-Gewinn im Geschäftsjahr 2007 2,1 Milliarden US-Dollar (1,53 US-Dollar pro Aktie), ein Plus von 41 Prozent.

Das Handelsvolumen auf den eBay-Auktions und -eCommerce-Sites stieg im Jahresvergleich im vierten Quartal um 12 Prozent auf 16,213 Milliarden US-Dollar. Allerdings wurde das Plus weniger von den Auktions- als von den diversen Fixed-Price-Angeboten produziert. Die Zahl der aktiven User kletterte laut eBay um 2 Prozent auf 83,2 Millionen und die Anzahl der neuen Listings um 4 Prozent auf 637,2 Millionen. Die Sparte, von eBay als "Marketplace" geführt, erzielte ein Umsatzwachstum um 21 Prozent auf 1,502 Milliarden US-Dollar.

Die Sparte "Payments" (die vor allem aus dem Bezahldienst Paypal besteht) konnte den Umsatz um 35 Prozent auf 562,7 Millionen US-Dollar steigern. Die Anzahl der aktiven registrieren Accounts kletterte um 16 Prozent auf 57,3 Millionen. Die Zahl der abgewickelten Zahlungen stieg um 22 Prozent auf 203,9 Millionen, das brachte insgesamt ein Transaktionsvolumen von 14,044 Milliarden US-Dollar (ein Plus von 35 Prozent).

Der Bereich "Communications", der mit dem VoIP-Dienst Skype eines der Sorgenkinder von eBay betreut, steigerte den Umsatz um 76 Prozent auf 115,3 Millionen US-Dollar. Die Anzahl der registrierten Skype-User (wobei Mehrfach-Accounts möglich sind, von eBay aber nicht herausgerechnet werden) stieg im Jahresvergleich im vierten Quartal um 61 Prozent auf 276,3 Millionen.

Zu Beginn des nachbörslichen Handels setzte die eBay-Aktie ihren Höhenflug aus dem regulären Handel fort und stieg gleich einmal weiter um knapp 3 Prozent. Angesichts des von den Börsianern als überraschend pessimistisch empfundenen eBay-Ausblicks auf das Geschäftsjahr 2008 drehte das aber schnell ins Minus: Der Kurs sackte in der ersten Stunde des nachbörslichen Handels, noch vor der Telefonkonferenz, in der das eBay-Management den Analysten die Bilanzen erläutern wollte, zeitweise um über 8 Prozent ab.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei eBay in US-Dollar

Quartal Umsatz Gewinn/
Verlust
3/00 113,4 Mio. 19,1 Mio.
4/00 134 Mio. 23,9 Mio.
1/01 154,1 Mio. 30,6 Mio.
2/01 180,9 Mio. 24,6 Mio.
3/01 194 Mio. 34,9 Mio.
4/01 219,4 Mio. 25,9 Mio.
1/02 245 Mio. 47,6 Mio.
2/02 266 Mio. 54,3 Mio.
3/02 288,8 Mio. 61 Mio.
4/02 413,9 Mio. 87 Mio.
1/03 476,5 Mio. 104,02 Mio.
2/03 509,3 Mio. 91,8 Mio. (109,7 Mio.*)
3/03 530,9 Mio. 103,3 Mio.
4/03 648,4 Mio. 142,5 Mio.
1/04 756,2 Mio. 200,1 Mio.
2/04 773,4 Mio. 190,4 Mio.
3/04 805,87 Mio. 182,35 Mio.
4/04 935,78 Mio. 205,38 Mio.
1/05 1.031,73 Mio. 256,29 Mio.
2/05 1.086,30 Mio. 291,56 Mio.
3/05 1.106 Mio. 255 Mio.
4/05 1.329 Mio. 279,3 Mio.
1/06 1.390 Mio. 248,3 Mio.
2/06 1.411 Mio. 249,9 Mio.
3/06 1.449 Mio. 280,9 Mio.
4/06 1.719 Mio. 346,5 Mio.
1/07 1.768 Mio. 377,2 Mio.
2/07 1.834 Mio. 375,8 Mio.
3/07 1.889 Mio. -935,6 Mio. (564 Mio.**)
4/07 2.181 Mio. 531 Mio. (611 Mio.***)
* Vor der Korrektur wegen Belastungen durch die Verurteilung im Patentverfahren
** ohne Berücksichtigung von Abschreibungen und anderen einmaligen Belastungen
** ohne Berücksichtigung von einmaligen Belastungen
(jk)