eBay verändert Bewertungssystem
Beim Auktionshaus eBay können Verkäufer nur noch positive Bewertungen für den Käufer abgeben. Das soll die sogenannten Rachbewertungen, mit denen sich Verkäufer mitunter für eine schlechte Bewertung revanchierten, verhindern.
Das Internet-Auktionshaus eBay hat am gestrigen Donnerstag auch in Deutschland die angekündigten Änderungen an seinem Bewertungssystem vorgenommen. Das wichtigste Element: Verkäufer können nun keine negativen Bewertungen für ihre Kunden abgeben und somit auch nicht mehr mit Rachebewertungen unter Druck setzen. Ziel der Änderungen sei es, dass das Bewertungssystem "auch weiterhin das vertrauensbildende Instrument beim Handel auf eBay bleibt", sagte eBay-Sprecher Wolfgang Huber.
Bislang konnten sich Handelspartner gegenseitig ohne Einschränkungen benoten. Dies führte häufig dazu, dass Käufer selbst dann eine positive Einschätzung abgaben, wenn sie unzufrieden waren, weil sie Angst davon hatten, dass sich der Verkäufer mit einer schlechten Bewertung rächen könnte, und minderte so die Aussagekrafte der Bewertungen. Bei Auktionen wird eBay-Mitgliedern angezeigt, wie viele positive Bewertungen ein Verkäufer erhalten hat – je höher der Prozentsatz, desto größer seine Aussichten auf geschäftlichen Erfolg.
Die Berechnung umfasst künftig nur noch die Bewertungen der vergangenen zwölf Monate und nicht mehr die der gesamten Mitgliedschaft. Wer sich einmal einen Fauxpas geleistet hat, leidet nun also nicht mehr ewig darunter. Künftig werden bei der Berechnung des prominent angezeigten Prozentsatzes positiver Bewertungen auch die neutralen Bewertungen zugrunde gelegt, nicht nur wie bisher die negativen. Zudem können Käufer, die mehrfach bei gleichen Verkäufern eingekauft haben, auch mehrfach eine Note abgeben. Damit werden Anbieter belohnt, die Stammkunden gewinnen. Bewertungen sind künftig nur noch 60 statt bisher 90 Tage nach Ende der Transaktion möglich.
Wird ein Mitglied von eBay gesperrt, werden alle negativen oder neutralen Bewertungen gelöscht, die dieses abgegeben hat. Powerseller, die länger als ein Jahr bei eBay angemeldet sind, können künftig erst eine Woche nach Abschluss der Transaktion neutral oder negativ bewertet werden. Das soll offenbar Schnellschüsse bei der Bewertung, etwa aufgrund von Missverständnissen, verhindern. Der Käufer muss bei der Abgabe einer negativen Bewertung außerdem bestätigen, dass er versucht hat, den Fall mit dem Verkäufer zu klären und dass eine angemessene Wartezeit zur Lieferung der Ware verstrichen ist. Künftig besteht jedoch nicht mehr die Möglichkeit, Bewertungen einvernehmlich zurückzunehmen.
Auch in einigen anderen Punkten wird der Käufer stärker in die Pflicht genommen: Reagiert er nicht auf eine gemeldete Unstimmigkeit wegen eines nicht bezahlten Artikels, so wird eine negative oder neutrale Bewertung in diesem Zusammenhang gelöscht. Mit Konsequenzen müssen Käufer auch rechnen, wenn sie versuchen, Verkäufer mit der Ankündigung einer negativen Bewertung unter Druck zu setzen. Wer das tut, riskiert einen Eintrag von eBay in seinem Mitgliedskonto. In Kürze sollen Verkäufer auch die Möglichkeit erhalten, Probleme mit Käufern an eBay zu melden. Dazu will eBay eine spezielle Seite in der Online-Hilfe bereitstellen. eBay kündigt in einer Mitteilung an die Kunden an, auch künftig das Bewertungssystem anzupassen, wenn sich das als notwendig herausstellen sollte. (uma)