eHealth: Kassenärzte gegen Konnektortausch, Gematik prüft Alternative

Ärzteverbände sprechen sich gegen einen kompletten Austausch der Konnektoren aus. Die nationale Gesundheitsagentur, die Gematik GmbH, soll Alternativen prüfen.

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Konnektor für die Anbindung an die Telematikinfrastruktur

Der Austausch der Konnektoren für die Telematikinfrastruktur würde Millionen kosten.

(Bild: photoschmidt / shutterstock.com, Montage: heise online)

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Die Gematik will Alternativen zum geplanten Tausch der Konnektoren in Arztpraxen prüfen. Das hat die Gesellschafterversammlung der Gematik am Dienstag beschlossen, wie aus einer Mitteilung von Thomas Kriedel, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, hervorgeht: "Es muss alles auf den Tisch, damit wir Klarheit darüber haben, ob wirklich 130.000 Geräte mit Kosten von rund 300 Millionen Euro ausgetauscht werden müssen." Susanne Ozegwoski, die Leiterin für Digitalisierung und Innovation im Bundesministerium für Gesundheit spricht allerdings von "keiner neuen Faktenlage" zum Beschluss vom Februar und fordert einen Finanzierungsrahmen – unter anderem für faire Preise.

Die Konnektoren sollen unter anderem Praxen, Apotheken und Krankenkassen miteinander verbinden und den sicheren Austausch von Patientendaten ermöglichen. Da die Notwendigkeit des Konnektoraustausches umstritten ist, wurde der Tausch in der Gesellschafterversammlung der Gematik erneut thematisiert.

Kriedel zufolge müssten "alle Seiten ein Interesse haben – auch im Sinne der Nachhaltigkeit und des schonenden Einsatzes knapper Ressourcen". Für ihn sei nicht nachvollziehbar, "warum insbesondere das Bundesgesundheitsministerium der von uns eingeforderten und beantragten Neubewertung der Situation und Lage nicht zugestimmt hat". Von der Gematik fordert Kriedel, dass "konkrete Punkte und Fragen" bei der Prüfung aufgegriffen werden.

Vorangegangen war eine c't-Analyse, die Hinweise darauf lieferte, dass ein kompletter Austausch der Konnektoren vermeidbar sein könnte – etwa durch einen Austausch der gerätespezifischen Sicherheitsmodulkarten des Typs Konnektor (gSMC-K) oder durch ein Update der Krypto-Zertifikate.

Als Grund für den Austausch der Konnektoren gibt die Gematik an, dass bei einem Tausch der gSMC-Ks "unter anderem die Sicherheitsvorgaben verletzt" würden. Genannt hat die Gematik die konkreten Sicherheitsvorgaben auch auf Anfrage bisher nicht.

Erst kürzlich hatte die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) erneut darauf bestanden, dass beim Konnektorentausch "hohe Kosten und erhebliche Belastungen" vermieden werden sollen. Die RSA-Schlüssel müssten gemäß den Vorgaben des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) im Jahr 2025 durch ECC-Schlüssel (Eliptic Curve Cryptography) abgelöst werden. Im Jahr 2025 könnte dann eine rein Software-basierte Neuauflage der Telematikinfrastruktur starten, die TI 2.0.

Inzwischen machen sich auch weitere Ärzteverbände, unter anderem der deutsche Berufsverband der HNO-Ärzte, der Berufsverband der Deutschen Dermatologen und der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte, für ein "sofortiges" Moratorium der TI stark und stellen sich damit gegen den Tausch der teuren Hardware. Die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) unterstützt das Vorhaben und fordert in diesem Zusammenhang ebenfalls ein "sofortiges Moratorium" der TI, wie das Ärzteblatt schreibt. Zuletzt hatte sich neben dem MEDI-Verband auch die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns gegen den Konnektortausch gestellt und in diesem Zuge sogar ein mögliches Aus der TI angesprochen. Bereits 2021 hatte der Deutsche Ärztetag ein Moratorium der TI gefordert.

Während Ärzteverbände sich gegen den Konnektorentausch und teils sogar für ein Moratorium der TI aussprechen, versucht ein Hersteller seinen Kunden entgegenzukommen. So hat CGM seine Preise für den Austausch gesenkt. Demnach müssen Ärztinnen und Ärzte nur noch so viel bezahlen, wie sie erstattet bekommen. Auch die, die CGM bereits beauftragt haben, sollen 2.300 Euro zahlen.

Update

Der letzte Satz wurde gestrichen. Über die Preise der Konnektoren von Secunet und RISE ist noch nichts bekannt. Wir bitten das zu entschuldigen.

Außerdem wurde ein Tweet von Susanne Ozegowski ergänzt.

(mack)