heise meets… Ohne Vertrauen kein New Work

Prof. Dr. Heike Bruch sagt eine epochale Transformation voraus: Wir haben jetzt die Chance, hybrides Arbeiten als Kern einer neuen Arbeitskultur zu etablieren.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Gisela Strnad
Inhaltsverzeichnis

Eine Längsschnittstudie (2016-2022) über New Work & Culture der Universität St. Gallen zeigt ein ambivalentes Bild zu hybridem Arbeiten. Flexibilität, selbstgesteuertes Arbeiten und der Wegfall langer Wegezeiten werden als positiv betrachtet. Jedoch gibt es auch eine Kehrseite: menschliche Isolation, Erschöpfung, Einsamkeit und der Verlust der emotionalen Bindung zum Unternehmen. Unternehmenskulturen leiden, Zusammenhalt und Teamgeist bröckeln, die Innovationskraft ist rückläufig und das Vertrauen ins Unternehmen vonseiten der Mitarbeitenden geht teilweise verloren.

Trotz aller positiven wie negativen Erkenntnisse wird das Homeoffice bleiben. Treiber sind die beiden Megatrends beschleunigter technologischer und der demografische Wandel. "Mit Blick auf die Zukunft sind wir erst am Beginn der Veränderung von Arbeitsformen und New Work", erklärt Prof. Dr. Heike Bruch. Homeoffice sei dabei nur ein Aspekt.

Prof. Dr. Heike Bruch, Uni St. Gallen

Unternehmen müssen Antworten auf die Fragen nach Ort, Zeit, dem Wie und Technologienutzung finden und dieses Bündel neu orchestrieren. Dabei darf die emotionale Seite von Menschen nicht außer Acht gelassen werden. Mitarbeitende fühlen sich mit Ihrer Aufgabe und dem Unternehmen verbunden, müssen aber auch ihren wertvollen Beitrag für das Unternehmen erkennen. Daher sollten Unternehmen eine Kulturtransformation und einen Leadership-Prozess anstoßen. In der unfreiwilligen virtuellen Welt hat dieser Punkt oftmals gelitten.

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Geschäftsprozesse müssen heute menschlich ausgerichtet werden. Dabei müssen Geschlechter und altersspezifische Unterschiede berücksichtigt werden. Studien haben ergeben, dass es beim mobilen Arbeiten keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt, jedoch junge Mitarbeitende wenig Präferenz für mobiles Arbeiten haben. Sie möchten eine Lern- und Feedback-Umgebung und ein Netzwerk aufbauen. Unternehmen müssen zukünftig Wahlmöglichkeiten der Arbeitsformen anbieten. Die Persönlichkeit und die Bedürfnisse der Mitarbeitenden sollten bei allen weiteren Entscheidungen berücksichtigt werden.

Dabei sei es wichtig, dass dem Mitarbeitenden bewusst ist, ob er ein Integrator oder ein Separator ist – ob Arbeit und Privates fließend zusammengehen oder ob strickt getrennt sind. Es sei dann die Aufgabe von Team und Führungskraft, Grenzen zu setzen. Das Team müsse entscheiden, welche Art von New Work zum Team passt. In der zukünftigen Zusammenarbeit seien Spielregeln ein entscheidender Punkt, auch diese müssten aus der Organisation des Teams heraus definiert werden. "Dieser Prozess sollte auch keinem Fall Top down erfolgen. Leadership muss neu definiert werden", stellt Prof. Dr. Heike Bruch dar.

"Emotionsarbeit wird zum Herz der Führung", so Prof. Dr. Bruch. Dabei spielten der Sinn und emotionale Einstellung zur Arbeit, genauso eine Rolle wie der Teamzusammenhalt, Vertrauen und der Umgang mit Ängsten und Erschöpfung. Die Rahmenbedingungen müssten auf Achtsamkeit und die Vorbildfunktion der Führungskraft ausgerichtet sein. Dabei müsse aber auch die Führungskraft etwa über eigene Werte und Emotionen sprechen. Nahbarkeit spiele heute eine erhöhte Rolle. Das Team müsse wieder die Homebase werden und der emotionale Hafen. "Alte Tugenden sind wichtiger denn je", erläutert Prof. Dr. Bruch.

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Die Längsschnittstudie zeigt, dass 7 Prozent der Unternehmen New Work stark nutzen und hochgradig erfolgreich sind. Diese Unternehmen werden als "erfolgreiche Pioniere" bezeichnet. 39 Prozent der Unternehmen sind demnach "modern überforderte Unternehmen". Sie arbeiten zwar modern, sind damit jedoch nicht erfolgreich und verbrennen Menschen. Über 50 Prozent der Unternehmen arbeiten nach wie vor traditionell. Der entscheidende Unterschied zwischen den "erfolgreichen Pionieren" und den "modern überforderten Unternehmen" ist demzufolge das, was wir als New Culture bezeichnen.

Unter diesem Erfolgs-Index wurden sieben Erfolgsfaktoren von New Work zusammengefasst. Vertrauen im Unternehmen und moderne Führung sowie Vorbildhandeln des Top-Managements sei dabei zentral. "Wir haben keine Wahl. Zukünftige wird der entschiedenste Faktor für Erfolg Vertrauen sein", so Prof. Dr. Heike Bruch. Als überzeugendes Beispiel führt sie die "Formal 1" an. Die Fahrer bräuchten 100-prozentiges Vertrauen ins Auto, Monteure, Reifen und Instruktor, um voll aufs Gas zu gehen und zu gewinnen.

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Unternehmen müssen New Work gemeinsam mit Ihren Mitarbeitenden gestalten. "Leadership muss neu erlebt und weiterentwickelt werden. Stellen Sie eine Team-Carta auf und proben Sie Veränderungen pilothaft in einem Roll-in-Prozess und auf freiwilliger Basis." Ein entscheidender Punkt sei zudem, dass jedes Unternehmen Leader braucht, die den Prozess treiben.

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(bme)