heise meets …Statistisch genesen, aber nicht gesund – Leben mit Long-Covid

Laut Minister Thümler haben in Deutschland ca. 900.000 Menschen Langzeitfolgen durch Corona. Eine große Herausforderung für unser Sozial- und Gesundheitssystem.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Gisela Strnad
Inhaltsverzeichnis

Im Podcast mit dem niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler, sprechen wir über die Langzeitauswirkungen von Corona. Die vierte Welle hat Deutschland mit voller Wucht getroffen. Der Minister sieht Impfen als einzigen Schutz, der den Krankheitsverlauf bei einer Infektion schwächen kann.

Leider sind auch immer mehr junge Menschen von Corona, Long-Covid und Post-Covid betroffen, erläutert Thümler. "Unser System muss darauf vorbereitet sein, wenn diese Menschen nicht mehr voll am Erwerbsleben teilnehmen könnten." Daher müsse hier an vielen Stellen Abhilfe geschaffen werden. Dass Corona das Stadium einer Grippe-Erkrankung erreiche, sei laut Datenlage möglich, nur der Zeitpunkt derzeit nicht bestimmbar.

Gisela Strnad spricht mit Minister Björn Thümler, Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur

(Bild: MWK/Frank Ossenbrink)

Long-Covid bedeutet, dass Corona-Patienten auch vier Wochen nach Erkrankung und bei Post-Covid 12 Wochen nach einer Corona-Erkrankung noch Beschwerden haben, die mit der Infektion in Zusammenhang stehen.

Nach Schätzungen leiden derzeit 10 Prozent der erwachsenen Covid-Patienten und 2 bis 4 Prozent der an Covid erkrankten Kinder unter Langzeitwirkungen. Damit sind bislang circa 900.000 Menschen betroffen. Minister Thümler: "Die Datenlage ist derzeit noch dünn, aber wir müssen entscheiden, wie wir dauerhaft damit umgehen und uns darauf vorbereiten. Die betroffenen Menschen dürfen nicht weiter vergessen werden."

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Die Hausärzte haben eine Leitlinie erhalten, aber auch den Appell, an Long- und Post-Covid erkrankte Patienten in die Covid-Ambulanzen weiterzuleiten. Dort sind spezialisierte Ärzte, die mit der Krankheit umgehen können. Intensive Forschungen haben bislang ergeben, dass es derzeit drei vorwiegende Symptome gibt: schnelle und schwere Erschöpfung (Fatigue), Kurzatmigkeit und Husten sowie Beeinträchtigung der Konzentrations- und Merkfähigkeit (Brain Fog).

Alle Symptome können zu verminderter Erwerbsfähigkeit führen. Niedersachsen hat ein Netzwerk aus Wissenschaftlern (COFONI) zusammengestellt, die an Folgen und der Erkrankung forschen. Bislang sind insgesamt 27,4 Millionen Euro in Niedersachsens Corona-Forschung geflossen.

Aufgrund der Anzahl von bislang ca. 900.000 Betroffenen müssten die Rehazentren überfüllt sein, aufgrund der Schwierigkeit der Diagnose sind sie das nicht. Auch deshalb müssen Corona-Ambulanzen verstärkt werden, um frühzeitig gezielte Hilfe zu gewährleisten.

Thümler rät Betroffenen: "Wer noch keine Hilfe gefunden hat, kann sich an die Covid-Ambulanz der MHH Hannover wenden. Hier stehen spezialisierte Ärzte zur Verfügung, die Erfahrung mit der Krankheit haben.“ Unser besonderes Augenmerk muss bei den Kindern liegen. Sie haben bislang am meisten zurückstecken müssen. Bei Kindern sind Symptome wie Gewichtszunahme, Depressionen und motorische Unterentwicklung keine Seltenheit mehr. Es ist dringend notwendig, dass Kinder ebenfalls geimpft werden. Wir haben schon viel zu lange gewartet.“

Wissenschaftsminister Thümler appelliert nochmal an alle Zuhörer „Nach wie vor ist Impfen, Impfen, Impfen der beste Schutz vor einer Covid-Erkrankung. Damit wir im nächsten Jahr wieder ohne Vorbehalte Spaß aus nächster Nähe erleben dürfen und positiv in die Zukunft schauen können.“ (vza)