iPad Pro: Die 10 wichtigsten Testergebnisse

Mac & i hatte Gelegenheit für einen kurzen Test der beiden neuen iPad-Pro-Modelle, die viele Neuerungen bringen – von USB-C bis Face ID.

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Neue iPad Pros: Die 10 wichtigsten Test-Ergebnisse
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Inhaltsverzeichnis

Das neue iPad Pro 11" und das iPad Pro 12,9" von 2018 sind seit Mittwoch in den Läden. Sie bringen einige technische Neuerungen mit wie die Gesichtserkennung Face ID, eine USB-C-Buchse, einen schmaleren Display-Rand und einen schnellen A12X-Bionic-Prozessor. Wir stellen Ihnen die zehn wichtigsten Ergebnisse unseres ersten kurzen Tests vor.

Das Display reicht bei beiden Modellen viel weiter an die Außenkanten heran. Das bringt mehr Bild auf die Fläche. Anfangs neigt man dazu, Inhalte mit dem Daumen zu verdecken, man gewöhnt sich aber schnell eine andere Haltung an. Beim großen iPad Pro 12,9" hat Apple das Gehäuse gegenüber dem Vorgängermodell verkleinert. Beim kleineren iPad Pro wurde die Gehäusegröße in etwa beibehalten, aber die Bilddiagonale von ehemals 10,5" auf 11" erhöht. Einen Home-Button gibt es nicht mehr, dafür entsperrt man das iPad per Face ID.

Die Kanten sind nicht mehr abgerundet, wie bei allen bisherigen iPads, sondern flach – so gesehen erinnert das neue Gehäuse etwas an das iPhone 5/5s/SE. Beide iPad-Varianten messen nur noch 5,9 Millimeter Dicke. Die Kamera ragt wie bei den jüngeren iPhones auf der Rückseite etwas heraus, sodass das iPad leicht kippelt, wenn es flach auf dem Tisch liegt und man darauf tippt. Deshalb empfiehlt sich eine Hülle, die das teure Gerät auch gleich schützt.

Das neue iPad Pro 11" hat ein breiteres Display als der Vorgänger mit 10,5", aber trotzdem ein kleineres Gehäuse.

Trotz Face ID haben die LC-Displays der iPad Pros anders als die iPhones X, XS/Max und XR keine Einbuchtung (Notch). Kamera und Sensoren sitzen im schmalen Rahmen (im Porträt- oder Hochkantformat oben). Wie bei diesen aktuellen iPhone-Modellen sind die Ecken ebenfalls abgerundet. Beide iPad-Panels zeigen den erweiterten Farbraum DCI-P3 an und können den Hintergrund abhängig vom Außenlicht in Warm- statt Kaltweiß darstellen (True Tone). Je nach Anforderung erhöhen sie die Bildwiederholrate von 60 auf 120 Hertz, wodurch zum Beispiel Scrollen flüssiger gelingt, oder senken sie auf 24 Hertz, was Energie spart. Als maximale Helligkeit konnten wir 551 respektive 568 Candela/qm messen – das sind sehr gute Werte für Tablets. Allerdings muss man die Helligkeit auch weit aufdrehen, wenn man im Sonnenlicht lesen will, denn die Bildschirme reflektieren dieses trotz Entspiegelung und Laminierung von Glas und Panel deutlich.

Das iPad Pro 11" besitzt 2388 × 1668 Pixel, das sind auf der längeren Seite 164 Pixel mehr als beim iPad Pro 10,5". Beim iPad Pro 12,9" sind es 2732 × 2048 Pixel bei ebenfalls 264 dpi. Entwickler müssen ihre Apps anpassen oder bei der Verwendung von Apples Auto Layout zumindest neu kompilieren, damit sie die volle Anzeigefläche nutzen können. Das haben viele bereits getan (z. B. 1Password, Dropbox, Youtube, WordPress, Omnigraffle), andere aber noch nicht. Facebook, Google Maps, Amazon, Airbnb und Photoshop Express beispielsweise zeigen in solchen Fällen auf den neuen iPads einen schwarzen Rand. Beim iPad Pro 11" fällt dieser links und rechts mit etwa 1 cm breiter aus als beim iPad Pro 12,9", das ringsherum etwa 0,5 cm schwarze Fläche um nicht angepasste Apps zeigt. Die Ecken rundet iOS bei allen Apps automatisch ab.

Statt wie bisher mit dem Fingerabdrucksensor Touch ID im Home-Button entsperrt man die neuen iPad Pros mit der Gesichtserkennung Face ID, die mit dem iPhone X eingeführt wurde und dank Dot-Projektor und Infrarot-Sensor auch im Dunkeln funktioniert. Anders als die iPhones kann man die neuen iPads dabei auch quer oder auf dem Kopf stehend halten oder schräg stehend in einer Tastaturhülle verwenden. Im Test funktionierte die Gesichtserkennung jeweils problemlos – wenn nicht gerade ein Finger zufällig auf dem Sensor ruhte. Dann gibt das System aber eine entsprechende Warnung. Das flach auf dem Tisch liegende iPad kann man nur entsperren, wenn man sich darüber beugt.

Den Infrarot-Sensor nutzt Apple auch für Tiefeninformationen beim Anfertigen von Portraitfotos mit unscharfem Hintergrund (Bokeh). Die Bildinformationen stammen von der 7-Megapixel-Kamera für FaceTime und Selfies. Sie nimmt jetzt auch Fotos mit dem neuen Smart HDR auf, bei dem überstrahlte oder verschattete Bereiche besser belichtet werden. Sowohl die HDR-Bilder als auch die Bokeh-Aufnahmen erreichten im Test nicht ganz das Niveau der aktuellen iPhones.

Die Front-Kamera und -Sensoren sind nicht wie bei den randlosen iPhone in einer Einbuchtung (Notch) untergebracht, sondern im schmalen Rahmen.

Die 12-Megapixel-Kamera in beiden Modellen macht recht farbneutrale Weitwinkelbilder (Brennweite 26 mm wie beim iPhone XS/XR), belichtet Tiefen und Lichter dank Smart HDR besser und eignet sich für 4K-Videos mit 60 Bildern pro Sekunde (und neuerdings Stereo-Ton). Die Qualität der Aufnahmen erreichte im Test nicht die von zum Beispiel dem iPhone XR. Besonders bei Panorama-Bildern mit wechselnden Belichtungssituationen traten die gleichen Probleme auf wie bei früheren iPhones bis zum X. Außerdem fehlt der Bildstabilisator zum Entwackeln von Videos und Fotos bei schlechtem Licht, den Apple in die iPad Pros 10,5 und 12,9 Zoll von 2017 noch eingebaut hat. Schade.

Anders als das iPhone XR errechnet die Einzelkamera keine Bokeh-Fotos mit unscharfem Hintergrund per Software. Ein LED-Blitz (Quad-LED True Tone) leuchtet die nähere Umgebung beim Fotografieren oder Filmen recht gleichmäßig aus, dabei trat aber eine nervige Auslöseverzögerung auf.

Die Einzel-Kameras können nicht mit der des iPhone XR mithalten, liefern aber auch 12-Megapixel-Bilder und Smart HDR.

Den superschnellen A12 Bionic aus den iPhones XS/Max und XR vom Herbst hat Apple nochmals aufgebohrt zum A12X Bionic. Er arbeitet mit je vier High-Performance- und Energiespar-Kernen statt je drei bei den iPhones vom Herbst. Bei Geekbench-Multicore hängten die beiden Neuen die bisher schnellsten iPads (Pro 10,5" und 12,9" von 2017) um fast 100 Prozent ab (beinahe 18.000 Punkte statt 9300). Die neuen iPad Pros waren auch deutlich schneller als die besagten iPhones (rund 11.500 Punkte) und unser MacBook Pro 13" (mit Touch Bar) von 2016 (8305 Punkte). Für unseren ausführlichen Testbericht im kommenden Mac & i Heft 6/2018 überprüfen wir, wie sich die Performance bei Real-World-Apps verhält. Apple verspricht in der Werbung, das iPad Pro überflügele 92 Prozent aller Notebooks, die im letzten Jahr verkauft wurden.

Der A12(X) Bionic enthält einen KI-Beschleuniger (Neural Engine), von dem besonders Machine-Learning- und Augmented-Reality-Apps profitieren.

Statt vier wie bei den iPhones besitzt der neue iPad-Prozessor sieben Kerne innerhalb der GPU. In unseren Tests ergab sich bei 3DMark Ice Storm Unlimited ein Vorsprung gegenüber den iPad-Pro-Vorgängern von fast 100 Prozent (etwa 100.000 zu rund 55.000 Punkte), bei GFX Bench Metal, 1080p Manhattan Offscreen, waren es rund 300 Prozent mehr Leistung. Apple behauptet, die neue GPU sei sogar so schnell wie die in einer Xbox One S.

Erstmals gibt es iPad-Versionen mit einem Festspeicher von bis zu 1 TByte Kapazität, allerdings kostet allein dieser einen Aufpreis von 830 Euro. Neben dem größeren Volumen bieten die größeren Speicher-Varianten zusätzlich höhere Transferraten. Unsere beiden Testgeräte mit 1 TByte Kapazität schaufelten rund 1000 MByte/s beim Schreiben und 2100 MByte/s beim Lesen durch. Die Variante mit 256 GByte erreichte noch gute 490 respektive 1710 MByte/s, die mit 64 GByte sogar lediglich 222/420 MByte/s. Zum Vergleich: Moderne 3,5-Zoll-Festplatten schaffen bereits rund 220 MByte/s. Der Grund für die großen Performance-Unterschiede zwischen den verschiedenen Flash-Größen liegt in der Zahl der SSD-Module und damit der Kanäle, auf die der Flash-Controller gleichzeitig zugreifen kann.

Wie iPhone XS und XS Max können die neuen Pro-iPads normalerweise auf 4 GByte Arbeitsspeicher zugreifen, was die Bearbeitung von großen Dateien beschleunigt. Investiert man in 1 TByte Flash, bekommt man 6 GByte RAM. Das ist ebenfalls Rekord in einem iOS-Gerät.

Erstmals in einem iOS-Gerät verwendet Apple bei den iPad Pros USB-C – und zwar mit der vollen USB-3.1-Geschwindigkeit von 10 GBit/s – anstelle des Lightning-Anschlusses. In der Folge passt die gesamte Peripherie inklusive des alten USB-A-Kabels zum Aufladen und des alten Pencils nicht mehr.

Zu den Vorteilen zählt das flexiblere Anstöpseln von anderen Geräten. Beispielsweise kann man einen externen Monitor direkt am iPad betreiben. Als zusätzliche Display-Fläche können ihn aber nur angepasste Apps nutzen. Die neue Version 2.2.6 von iMovie (seit gestern im App Store) etwa spielt den bearbeiteten Film bildschirmfüllend auf dem externen Monitor. Die aktuelle Keynote-Version (ebenfalls von gestern) zeigt auf externen Displays die Präsentation, aber derzeit nur im 4:3-Format. Solange Entwickler nichts dafür tun, zeigen andere Apps auf dem externen Monitor 1:1 den gespiegelten Bildschirminhalt des iPad.

Hier sind MacBooks wesentlich flexibler, da macOS mit Fenstern arbeitet und nicht wie iOS Apps den ganzen Bildschirm überlässt. Im Übrigen fehlt iOS ein Mauszeiger für die Bedienung auf dem externen Display.

USB-C hat bei iPad Einzug gehalten. Darüber ist der verschobene Smart-Connector zu erkennen.

Auch wenn alle USB-C-Adapter von Apple mit dem iPad funktionieren sollen, akzeptiert iOS USB-Sticks nicht als Massenspeicher, sondern nur als Lieferant für Bilder und öffnet die Fotos-App, wenn man einen anschließt. Spezielle Apps, die Daten auf Lightning-Sticks ablegen können, funktionierten im Test nicht mit USB-Sticks.

Beim iPad Pro mitgeliefert wird ein reines USB-C-Kabel nebst passendem USB-C-Netzteil (18 Watt, 9 Volt und 2 Ampere). Die iPads akzeptieren auch andere Power-Delivery-Profile bis zu 36 Watt (15 Volt und 2,4 Ampere), wie sie etwa die "tizi Tankstelle" mit 60 Watt bereitstellt. Damit lassen sich die ersten 50 Prozent der Akkukapazität doppelt so schnell aufladen.

Außerdem kann man über USB-C beispielsweise eine Tastatur oder ein Ethernet-Kabel mit einem entsprechenden Dock (getestet mit dem Aukey CB-C55) anschließen. Eine Maus wurde nicht erkannt.

Zum Synchronisieren mit iTunes auf älteren Macs (die noch kein USB-C haben) benötigt man bestimmte Kabel oder Adapter von USB-C auf USB-A. Einen Adapter zum Anschluss von Lightning-Geräten an die neuen iPad Pros bietet Apple derzeit nicht an.

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Die neuen iPad Pros bringen weder eine Mini-Klinkenbuchse noch einen Lightning-Port mit, wodurch der Anschluss eines kabelgebundenen Kopfhörers erst durch den Einsatz eines zusätzlichen Adapters möglich wird. Apple verkauft seinen USB-C-auf-Audio-Adapter für 10 Euro. Im Test funktionierte er problemlos. Über Bluetooth lassen sich Kopfhörer natürlich weiterhin verbinden. Externe Soundkarten kann man mit Hilfe eines USB-C-auf-USB-A-Adapters oder -Docks betreiben.

Der Stereo-Sound der vier eingebauten Lautsprecher klang für solch flache Geräte überraschend gut und überraschend laut. Bässe kann man nicht erwarten.

Als Funk-Techniken stehen WLAN nach 802.11ac im 2,4- und 5-GHz-Band zur Verfügung sowie bei den Cellular-Modellen Gigabit-LTE mit einer normalen Nano-SIM und gleichzeitig einer eSIM für bestimmte Mobilfunk-Verträge.

Im Lieferumfang des iPad Pro befinden sich ein Kabel mit USB-C-Steckern auf beiden Seiten und ein USB-C-Netzteil mit 18 Watt. Den USB-C-auf-Mini-Klinken-Adapter gibt es für 10 Euro extra.

Der neue Apple Pencil hat eine abgeflachte Seite, haftet magnetisch am Gehäuserand und lädt sich per Induktion, aber nicht per Qi. Er hat jetzt seinen festen Platz am (im Porträtmodus oberen) Bildschirmrand und kann deshalb nicht mehr so schnell verloren gehen wie bisher. Durch einen Doppeltipp im unteren Drittel kann man Kernfunktionen umschalten (etwa vom Pinsel zum Radiergummi und zurück). Dieser Touch-Befehl wird allerdings von vielen Apps noch nicht akzeptiert. Schreiben und Zeichnen etwa in der Notizen-App funktioniert genauso gut wie mit dem Vorgänger. Der neue Stift kostet 135 Euro und ist nicht mit älteren iPads kompatibel, ebenso wenig wie der alte runde Pencil (99 Euro) zu den neuen iPads.

Der Pencil besitzt nun einen Touch-Sensor, mit dem man durch einen Fingertipp schnell zwischen Grundfunktionen wie Pinsel und Radiergummi umschalten kann.

Neu sind auch Apples Tastaturen für den Smart Connector, der bei den neuen iPad Pros auf die Rückseite gewandert ist. Über diese drei Punkte liefert das Keyboard seine Signale an das iPad und bezieht seinerseits den Strom. Dank vieler Magnete im iPad hält sowohl der Schutz für die iPad-Rückseite als auch das iPad auf der Tastatur in zwei Positionen sehr fest. Auch im geschlossenen Modus bleibt die Tastatur fester am iPad haften als bisher, sodass sich nicht so leicht Krümel oder kleine Gegenstände im Rucksack dazwischen zwängen können.

Die neuen "Smart Keyboard Folios" kosten 199 Euro für das iPad 11" respektive 219 Euro für das große und funktionierten im Test tadellos. Die leicht genoppte und vor Feuchtigkeit schützende Folie über den Tasten wirkt allerdings etwas billig.

iPad und Smart Keyboard haften per Magneten aneinander. Ebenso der Pencil (oben), der dort per Induktion geladen wird.

Weitere Ergebnisse und Messwerte einschließlich Akkulaufzeiten und Real-World-Benchmarks sowie unsere ausführliche Einschätzung, wer die neuen iPad Pros für welche Anwendungen braucht, lesen Sie in unserem ausführlichen Testbericht in Mac & i Heft 6/2018, das am 6. Dezember in den Handel kommt. Käufer des aktuellen c't iPhone, iPad, Apple Watch können ihn kostenlos per E-Mail anfordern.

(jes)