iPhone-Scanning auf Kinderpornos: Apple war "Beunruhigung" bewusst

In einem internen Memo schreibt ein Manager, man wolle weiter gegen "Missverständnisse" bei dem umstrittenen Projekt argumentieren. Es gehe um die Kinder.

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Wie Apple auf dem iPhone Kinderpornos erkennen und melden will.

(Bild: Apple)

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Apple versucht in einem internen Memorandum an seine Mitarbeiter, die massive Kritik an neuen, die Privatsphäre seiner Nutzer tangierenden Funktionen für iPhone, iPad und Mac einzufangen. In dem Schreiben, das zum Wochenende aufgetaucht ist und vom Tag der Veröffentlichung des neuen Kinderporno- und Nackt-Scanners für Apple-Geräte stammt, versucht Sebastien Marineau-Mes, Vizepräsident in der Software-Abteilung des Konzerns, zunächst, sein "großartiges Team" zu loben.

Er sei "so stolz" mit diesen Menschen bei Apple zu arbeiten. Die sogenannten "erweiterten Schutzmaßnahmen für Kinder" seien "eine so wichtige Mission". Man habe "viele positive Reaktionen" gesehen. So zitiert Marineau-Mes dann eine Botschaft von Marita Rodriguez, Exekutivdirektorin für strategische Partnerschaften beim National Center for Missing and Exploited Children (NCMEC), dem Apple künftig aufgefundene Daten melden will. Diese bedankte sich dafür, dass Apple "einen Weg vorwärts gefunden hat für den Kinderschutz, während die Privatsphäre gewahrt bleibt". Doch genau das bezweifeln Sicherheitsexperten massiv. "Unsere Stimmen werden lauter sein", so Rodriguez.

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Im weiteren Verlauf seines Schreibens betont Marineau-Mes, wie sehr der neue Kinderporno-Scanner ein typisches "crossfunktionales Apple-Projekt" gewesen sei. Engineering, das Human-Interface-Team, die Rechtsabteilung, Produktmarketing, GA und PR hätten kooperiert. "Das ist ein Produkt einer unglaublichen Zusammenarbeit, die Werkzeuge zum Schutz der Kinder liefert, gleichzeitig aber auch Apples tiefes Commitment zur Nutzerprivatsphäre beibehält." Marineau-Mes betonte weiter, man werde "einige Leute", die "Missverständnisse" hätten, durch Erklärungen und weitere Details zu der Funktion aufklären, "damit sie verstehen, was wir gebaut haben". Er räumte ein, "dass mehr als ein paar Leute" beunruhigt über die Auswirkungen seien.

Apple hat gegenüber US-Pressevertretern unterdessen weitere Details zu seinen Verfahren veröffentlicht. So bestätigte das Unternehmen unter anderem, man sehe eine globale Ausdehnung des Kinderporno-Scanners auf iPhone und iPad "auf Länderbasis" vor und will in jedem Staat eine "rechtliche Prüfung" durchführen. Ob die Funktion neben den USA in andere Länder kommt, ist nach wie vor unklar, doch sie weckt bereits Begehrlichkeiten etwa in der EU. Das System sei schon dadurch geschützt, dass ein bestimmter "Grenzwert" überschritten werden muss, bevor es zu Meldungen kommt, heißt es von Apple. Danach will das Unternehmen sich die in iCloud hochgeladenen Bilder von Hand ansehen, bevor Behörden eingeschaltet werden.

NSA-Whistleblower Edward Snowden sagte vor dem Wochenende, es sei egal, wie gutgemeint Apples Pläne sind. Der Konzern "führt ein Massenüberwachungssystem auf der ganzen Welt ein". Wenn Apple heute nach Kinderpornos suchen könne, könne das Unternehmen "morgen nach allem anderen" scannen. "Sie haben Geräte im Wert von einer Billion Dollar in "iNarcs" verwandelt – ohne zu fragen." "Narc" ist der amerikanische Slangbegriff für eine Petze.

(bsc)