iPhones aus Indien: Apple hat Probleme, Geheimhaltungsstandards durchzusetzen

Der Subkontinent soll bald zum wichtigsten Fertigungsstandort neben China werden. Doch einem Bericht zufolge fürchtet Apple Leaks, was zu Verzögerungen führt.

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Tim Cook

Apple-Chef Tim Cook (links) zu Besuch in Indien.

(Bild: dpa, Divyakant Solanki)

Lesezeit: 3 Min.

Apple versucht bereits seit mehreren Jahren, seine Lieferkette zu diversifizieren und nicht mehr nur hauptsächlich in China zu fertigen. Zunächst erfolgte dies in Reaktion auf den aufkommenden Handelskrieg zwischen den USA und China unter der Trump-Administration, schließlich wegen der Chip-Krise und den äußerst rigide durchgeführten Anti-Corona-Maßnahmen der chinesischen Regierung.

Neben Vietnam und vereinzelt auch Brasilien soll vor allem Indien eine wichtige Rolle spielen – es könnte zum zweitgrößten Apple-Produktionsstandort nach dem Reich der Mitte aufsteigen. Allerdings ist das auch mit Problemen verbunden. Nicht nur fehlen Zulieferbetriebe, die in China eine engmaschige Supply Chain bilden: Einem Bericht zufolge fürchtet Apple auch um die Geheimhaltung bei noch unbekannter Hardware, wenn Geräte gleichzeitig in China und auf dem Subkontinent an den Produktionsstart gehen.

Aktuell muss Apple zwischen sechs und neun Monaten warten, bis ein neues Produkt nach dem Fertigungsbeginn in China auch in Indien hergestellt werden kann. Das will Apple deutlich verkürzen. Foxconn, das taiwanische Unternehmen, das Apples größter Fertiger ist und auch in Indien die Fabriken einrichten soll, stößt dabei aber auf unerwartete Probleme. Es sei schwer, Apples "hohe Standards der Vertraulichkeit" einzuhalten. Sprich: Der iPhone-Hersteller hat Angst, dass es zu frühen Leaks aus der neuen indischen Lieferkette kommen könnte.

Wie es in einer Meldung der Finanznachrichtenagentur Bloomberg weiter heißt, hätten sich Apple und Foxconn schließlich darauf verständigt, dass ein simultaner Produktionsstart in Indien und China "nicht realistisch" sei. Dies gilt zumindest in diesem Jahr für das iPhone 14. Allerdings bleibe eine gleichberechtigte Herstellung in China und Indien "das Langzeitziel" der Partner.

Zuvor hatten Foxconn und Apple teils extreme Maßnahmen in Erwägung gezogen, um die Produktion vor Leaks zu schützen. So sollte ein Bereich der Fließbänder komplett vom Rest der Fabrik abgetrennt, betroffene Beschäftigte abgesondert sowie die Sicherheit in der gesamten Herstellung verbessert werden. "Alle möglichen Wege", über die es zu Leaks kommen könnte, wollten Apple und Foxconn ausschließen, so informierte Kreise. Es sei aber kaum möglich, die drastischen Sicherheitskontrollen aus China in Indien zu replizieren.

Dazu gehört etwa, dass alle Angestellten auf dem Gelände wohnen und quasi kein Kontakt zur Außenwelt besteht, während die noch geheimen Produkte in die Herstellung gehen. Angst soll Apple auch vor indischen Zollbeamten gehabt haben, die Pakete mit Materialien für die Geräte öffnen und Apples Geheimhaltung damit stören könnten.

Tatsächlich sind erst in dieser Woche Leaks aus Indien zum iPhone 14 aufgetaucht. Die Regulierungsbehörde Bureau of Indian Standards (BIS) hat in ihrer Datenbank bislang unbekannte Gerätenummern von iPhones veröffentlicht.

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(bsc)