l+f: Auch Kriminelle haben Chefs

Auch im Cybercrime-Untergrund gibt es offenbar Deadlines und Chefs, die Druck machen, wenn man sie nicht einhält.

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Die Sanduhr läuft

(Bild: Daniel Tadevosyan/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

"Hör mal, ich versteh dich nicht. Du hast dich Donnerstag committet, am Abend zu liefern. Dann hast du den Abgabetermin eigenmächtig auf Freitag verschoben. Jetzt ist es schon Montag Abend und du hast vor zwei Stunden geschrieben, dass du es jetzt hochlädst. Wo ist das Ergebnis?"

Diese Beschwerde stammt nicht etwa aus meinem Posteingang, weil der versprochene Artikel immer noch nicht fertig ist. Sie ist ein Teil der #ContiLeaks und gibt einen seltenen Einblick, in den Arbeitsalltag im Cybercrime-Untergrund.

Nachdem die Conti-Chefs mit ihrem pro-russischen Getöse über "volle Unterstützung der russischen Regierung" und harte Schläge gegen Feinde Russlands ihre ukrainischen Mitarbeiter verärgert hatten, veröffentlichte einer aus Rache deren komplette Chat-Logs der vergangenen Jahre. Außer den Informationen über eingesetzte Techniken und Infrastruktur verraten diese auch viel über die internen Strukturen und Arbeitsweise.

Es ist dabei nicht überraschend, dass Conti – immerhin eine der größten Cybercrime-Banden – auf einem ähnlichen Niveau agiert wie viele Firmen. Die Professionalisierung der organisierten Kriminalität hat bereits vor Jahren begonnen. Aber es ist noch mal etwas anderes, zu lesen, wie "driver" sein neues Teammitglied "specter" zusammenfaltet, weil der nicht wie versprochen liefert:

"Wie sollen wir noch mit dir arbeiten? Ich mag es nicht, dass ich mit einem Stock hinter dir stehen und dich ständig anschreiben muss: Wo? Wann? Wer? Ich zähle auf Unabhängigkeit und Verantwortung."

Und natürlich hat der Chef Wichtigeres zu tun, als selbst anzupacken.

Ich habe eine lange Liste von Aufgaben. Wenn ich mich nicht auf dich verlassen kann und andere Ressourcen auf diese Aufgabe ansetzen muss, schadet das der gemeinsamen Sache."

Das Leben im Cybercrime-Untergrund hat so rein gar nichts von Robin Hood und seinen "fröhlichen Gefährten", sondern ist geprägt vom Druck des Chefs:

"Wir haben dir alles zur Verfügung gestellt, was du brauchst. Wenn du irgendwelche Fragen hast, kannst du dich immer an uns wenden. Jetzt ist es an dir, bitte liefere deinen Teil."

Alle Ähnlichkeiten mit lebenden Figuren sind ganz bestimmt nicht zufällig.

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(ju)