macOS 15 Sequoia mit KI und vielen Detailverbesserungen

Das nächste Mac-Betriebssystem bekommt im Herbst eine generative KI sowie iPhone-Mirroring, eine eigene Passwörter-App und verbessertes Fenstermanagement.

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Inhaltsverzeichnis

Am kalifornischen Patriotismus ändert Apple auch weiterhin nichts: Das neue macOS 15 wird den Beinamen einer Sehenswürdigkeit aus Apples Heimat tragen – nämlich "Sequoia", ein Nationalpark. Das hat Apple bei der Auftaktveranstaltung der diesjährigen Entwicklerkonferenz WWDC verkündet. Neben Systemverbesserungen und KI-Funktionen bringt macOS 15 zahlreiche Neuerungen in den mitgelieferten Apps.

Wie vielfach erhofft, hat Apple am Ende der WWDC-Keynote die KI-Katze aus dem Sack gelassen. Apples KI ist tief ins System integriert, versteht die User und weiß über sie Bescheid. Der Konzern betont dabei seine hohen Datenschutzstandards. Dabei kommen die Rechenkapazität des Geräts sowie eigenen Server mit Apple Chips für größere KI-Modelle zum Einsatz. Viele grundlegende Modelle werden direkt auf den Geräten ausgeführt, um keine privaten Details an Apple verraten. Komplexere Aufgaben erledigen Server, was Apple "Private Cloud Compute" nennt. Damit will Apple auch schnell die KI-Modelle anpassen und verbessern können.

Die systemweit verfügbaren "Writing Tools" helfen in beliebigen Apps, Text etwa passend für eine Zielgruppe umzuformulieren, Korrektur zu lesen und zusammenzufassen.

Per "Image Playground" generiert man Bilder in verschiedenen eher cartoonartigen Stilen. Die Funktion ist als eigene App verfügbar, aber auch in Notizen, Keynote, Freeform und Pages verfügbar. Drittanbeiter bekommen eine API. Die KI kann Bilder aus der Fotomediathek als Basis verwenden.

Speziell im Emoji-Stil generierte Bilder nennt Apple "Genmojis", die lassen sich in Nachrichten verwenden und auch für die Tapback-Funktion nutzen.

Zudem basiert die Suchfunktion der Fotos-App nun auf KI. Bilder lassen sich hier mittels natürlicher Sprache finden.

Siri versteht bald vollständige Sätze und Kontext.

Von den KI-Funktionen profitiert die Sprachassistenz Siri, die nun den Kontext von Folge-Anfragen beibehält. Zudem kann man Fragen zum Bildschirminhalt stellen und mit Apps interagieren. Auch komplexere Fragen, die sich auf Inhalten anderer Apps beziehen, kann Siri beantworten, etwa: "Spiele den Podcast, den Jamie empfohlen hat". Das neue Symbol in der Menüleiste erscheint als letztes System-Icon weiterhin bunt.

Apple kündigte außerdem die Integration von ChatGPT in alle Systeme an. Hierbei setzt der Konzern derzeit auf das aktuelle Sprachmodell GPT-4o von OpenAI. Es wird kein Account nötig sein. Beim Zugriff auf die OpenAI-Server werden die IP-Adressen unkenntlich gemacht und OpenAI speichert laut Aussage Apples keine Anfragen. User erhalten eine Warnung, wenn Sie auf ChatGPT zugreifen.

Apples KI-Funktionen benötigen mindestens einen Mac mit M1-Chip und werden im Herbst zunächst auf Englisch in den USA verfügbar sein. Weitere Details finden Sie im separaten Artikel zu Apple Intelligence.

Als Teil der Continuity-Funktion lässt sich nun das Display des iPhones auf dem Mac spiegeln. Zudem sind Interaktionen mit Maus, Trackpad und Tastatur möglich. Auch die Mitteilungen des iPhones kommen mit "iPhone Mirroring" auf dem Mac an. Der Ton der Apps wird live an den Mac übertragen. Das iPhone bleibt während des Zugriffs gesperrt. Dateien lassen sich wie schon mit iPadOS mittels Drag & Drop auf das iPhone übertragen. Für die Funktion ist ein Mac mit T2-Sicherheitschip oder Secure Enclave erforderlich.

Spiegelt man das iPhone-Display auf dem Mac, erscheinen Mitteilung vom Smartphone als herkömmliche macOS-Mitteilung.

Fenster lassen sich in Tiles anordnen, um zu verhindern, dass sich Inhalte überlappen. Dabei rasten die Fenster automatisch in ein Raster ein. Die Fenster zieht man dazu an den Bildschirmrand, um etwa schnell zwei Fenster nebeneinanderzustellen, ohne dazu Split View verwenden zu müssen. Die Funktion lässt sich auch per Tastenkürzel nutzen.

Das verbesserte Windows-Management passt Fenster beim Verschieben in ein Raster ein.

Das mit macOS 13 Ventura neu entwickelte und an iOS angepasste Programm "Systemeinstellungen" wird Apple leicht umstrukturieren. Viele Anwender hatten sich an der teils schwer nachvollziehbaren Platzierung einiger Einstellungsseiten gestört. Künftig findet man häufiger benötigte Bereiche wie „Allgemein“ oder „Batterie“ weiter oben. Einstellungen wie "Erscheinungsbild", "Kontrollzentrum" sowie "Schreibtisch & Dock" stehen sinnvollerweise direkt beieinander. Die Übersicht der Datenschutz-Einstellungen zeigt bei jedem Unterabschnitt, wie vielen Apps man Zugriff gestattet hat.

Die mit macOS 12 Monterey eingeführte Passwort-Verwaltung verlagert Apple von der Systemeinstellung in ein separates Programm. So lässt sie sich leichter etwa im Dock sowie in der Menüleiste verankern und nähert sich in der Bedienung an Drittanbieter-Apps an. Wie bisher verwaltet man in "Passwörter" vorwiegend Zugangsdaten für Websites und Apps sowie WLAN-Passwörter und Passkeys. Der Sync erfolgt über den iCloud-Schlüsselbund.

Apples Passwort-Verwaltung versteckt sich nicht mehr in den Systemeinstellungen, sondern bekommt eine eigenständige App.

Das Dienstprogramm zur Verwaltung von Zertifikaten und anderen Schlüsselbunden bleibt offenbar bestehen. Apples neuer Passwort-Manager wird auch für Windows erscheinen und in visionOS 2 verfügbar sein.

Apples Web-Browser soll nochmals energieeffizienter als bisher werden und mit einer Akkuladung bis zu 4 Stunden länger Videos streamen können als Google Chrome. Der Private-Browsing-Modus macht Websitebesucher noch schwerer identifizierbar. Das Highlights-Feature zeigt mittels Machine Learning die wesentlichen Inhalte einer Website in einem Overlay zusammenfassen, von dem man direkt zur neu gestalteten Reader-Funktion gelangt. Bei Artikeln, die sich mit einem Musikalbum befassen, schlägt die Highlighs-Funktion das passende Album bei Apple Music vor. Auf Seiten mit einem Video kann es die Viewer-Funktion herauslösen und an die Fenstergröße anpassen, ohne dass man in den Vollbildmodus wechseln muss.

Safaris Highlight-Funktion schlägt abhängig vom Seiteninhalt beispielsweise Alben, Filme oder Karten vor.

Klickt man auf URLs, zu denen es Web-Apps im Dock gibt, öffnet sich nicht im Standard-Browser, sondern in der jeweiligen App. Zudem können Web-Apps auf installierte Web Extensions und Inhaltsblocker zugreifen.

Nachrichten darf man vorab formulieren und zu einem späteren Zeitpunkt automatisiert abschicken. Zudem lässt sich Text formatieren und auch auf Buchstabenebene mit animierten Effekten versehen.

Außerdem erweitert Apple die Tapback-Funktion der Nachrichten-App. Bislang waren nur wenige Reaktionen wie "Daumen hoch" oder "Herz" verfügbar, künftig wird man wie in anderen Chatlösung mit beliebigen Emojis reagieren können. Auch die KI-generierten Genmojis darf man dazu verwenden.

Apple überarbeitet die Fotoverwaltung mit Sequoia. Über einen Filter lassen beispielsweise die Screenshots in der Ansicht "Alle Fotos" ausblenden. Collections sammeln Bilder thematisch etwa nach Zeitpunkt, Menschen, Lieblingserinnerungen oder Reisen. Kollektionen darf man beliebig anordnen und mit anderen teilen. Ein KI-gestütztes Album sammelt "die besten" Fotos. Die Gesichts- und Tiererkennung hat Apple um eine Erkennung für Personengruppen erweitert.

Die Suchfunktion findet Fotos nun mittels natürlicher Sprache und versteht Sätze wie: "Maya beim Skateboarding im Batik-Outfit" oder "Katie mit Stickern auf ihrem Gesicht".

Die Fotos-App kann KI-gestützt unerwünschte Objekte entfernen und ergänzt damit die manuelle Retusche.

Das neue macOS, präsentiert auf der WWDC 2024 (7 Bilder)

Sequoia lautet der Name von macOS 15.
  • Erinnerungen und Kalender sind nicht mehr zwangsweise voneinander abgeschottete Apps. Mit Termin versehene Aufgaben erscheinen auf Wunsch direkt im Kalender.
  • Der Taschenrechner kann besser mit Klammern umgehe und bekommt eine überarbeitete Einheitenumrechnung sowie Verlaufsansicht (Beleg).
  • Notizen kennt nun mathematische Formeln und Berechnungen. Auch lassen sich Abschnitte mit Zwischenüberschriften einklappen und Sprachmemos samt automatischen Transkript einbetten.
  • Bei FaceTime- und Video-Calls mit anderen Apps kann macOS die Person live freistellen und mit einem Hintergrund versehen. Man ist also nicht mehr darauf angewiesen, dass eine App eine solche Funktion mitbringt. Zudem gibt es eine Vorschau für zu teilende Fensterinhalte.
  • In Freeform lassen sich Zeichnung in Szenen unterteilen. Das sind Ausschnitte, zwischen denen man schnell wechseln kann, ohne scrollen und zoomen zu müssen.
  • Die Karten-App unterstützt auf allen Plattformen Wanderrouten.
  • Die Apple-ID heißt künftig Apple Account.
  • Apples Hypervisor zum Betrieb von virtuellen Maschinen ermöglicht es nun, sich in einem virtuellen macOS mit dem Apple-Account anzumelden und dort etwa Apps aus dem Store zu installieren oder iCloud zu nutzen.
  • Es gibt einige neu animierte Bildschirmhintergründe, darunter einer, der System 6 von klassischen Macs zeigt.
  • Für die Hilfe-Funktion, die von vielen Apps genutzt wird, ist nun die Tipps-App zuständig. Der Help Viewer wurde abgeschafft.
  • Die System Integrity Protection (SIP) schützt nun auch den Ordner "~/Library/Group Containers", sodass Apps nur auf ihren eigenen Gruppen-Container zugreifen dürfen.
  • Entwickler können über das MediaExtension-Framework Videocodecs in macOS integrieren, so wie es einst mit QuickTime-Plug-ins möglich war.

Das verbesserte Grafik-Framework Metal 3 steht Entwicklern auf allen Apple-Plattformen zur Verfügung. Mit dem Game Porting Toolkit 2 und Verbesserungen in Xcode soll es nun einfacher sein, Mac- und Windows-Games auf die Mobilplattformen zu bringen. Ubisoft bringt "Prince of Persia: The Last Crown" und das neue "Assassin's Creed Shadows" auf den Mac.

Mit zwei Ausnahmen wird macOS 15 Sequoia auf allen Macs laufen, die auch macOS 14 Sonoma unterstützen. Beim MacBook Air fallen die 2018er- und 2019er-Modelle raus:

  • iMac ab 2019
  • iMac Pro ab 2017
  • Mac mini ab 2018
  • Mac Studio ab 2022
  • Mac Pro ab 2019
  • MacBook Air ab 2020 (Sonoma: ab 2018)
  • MacBook Pro ab 2018

macOS 15 wird voraussichtlich im September oder Oktober als finale Version an die Endkunden gehen. Entwickler können ab heute die Entwickler-Beta installieren. Die frei zugängliche Public Beta erscheint im Juli.

(wre)