Österreich will ENUM in Betrieb nehmen

Heute ist enum.at, die Schwesterorganisation der Domain-Registry nic.at, mit der Einrichtung und Führung der für die Verwaltung des 3.4.e164.arpa-Adressraumes erforderlichen zentralen Infrastruktur bis zumindest 2007 beauftragt worden.

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Österreich wird noch im Herbst als erstes Land der Welt den kommerziellen Betrieb von ENUM aufnehmen. Heute ist enum.at mit der Einrichtung und Führung der für die Verwaltung des 3.4.e164.arpa-Adressraumes erforderlichen zentralen Infrastruktur bis zumindest 2007 beauftragt worden. Dem Vertrag mit der Regulierungsbehörde RTR zu Folge werden die entsprechenden Registrierungs- und Validierungssysteme noch im Herbst in Betrieb gehen, als Tier-1-DNS werden die DNS der .AT-Domainverwaltung nic.at dienen. Sowohl enum.at als auch nic.at gehören der Internet Privatstiftung Austria (IPA).

"In den gut drei Jahren planen wir 800.000 Euro zu investieren. Den Break Even werden wir nicht erreichen, da wir kein Geld von der RTR erhalten", sagte IPA-Vorstand Michael Haberler heute zu heise online. "Die Domaingebühren werden niedrig sein, um den Stein ins Rollen zu kriegen." enum.at wird selbst keine Registrierungsanträge entgegennehmen, sondern dafür Verträge mit Registraren abschließen. Diese werden in der Regel Anbieter von Voice over IP (VoIP) oder anderen Telekommunikationsdiensten sein. "Das wird nicht wie bei herkömmlichen Domains laufen. Eine nackte e164.Domain macht ja kaum Sinn, jemand muss neben den SIP-Servern für Voice over IP auch die Gateways ins herkömmliche Telefonnetz, zu SMS- und MMS-Anbietern und andere betreiben", so Haberler, der sich durch ENUM einen starken Schub für VoIP-Dienste erwartet.

ENUM steht für Electronic Number Mapping und ist ein in RFC 3761 festgelegtes Protokoll, mit dem Telefonnummern im Domain Name System (DNS) abgebildet werden können. Als Top Level Domain ist dafür e164.arpa vorgesehen, da das Format der Empfehlung E.164 der International Telecommunication Union (ITU) folgt. Telefonnummern werden von rechts nach links, beginnend mit dem Landescode (49 für Deutschland, 43 für Österreich, 228 für Togo, etc.), eingetragen. Die fiktive Wiener Telefonnummer +43-1-1234567 würde somit als 7.6.5.4.3.2.1.1.3.4.e164.arpa im DNS verzeichnet. In der Folge könnten E-Mails an den Nutzungsberechtigten der Telefonnummer geschickt werden, selbst wenn nur die Nummer bekannt ist. Dieser könnte aber auch von jemandem angerufen werden, der etwa nur die Adresse der Website des ENUM-Users kennt.

ENUM-Funktionen werden allerdings nicht für alle Telefonnummern verfügbar sein. Nach der Kommunikations-, Entgelt- und Mehrwertdiensteverordnung (KEM-V) zugelassen sind geografische Rufnummern, Mobiltelefonanschlüsse, private Netze (05), standortunabhängige Festnetznummern (0720), der spezielle ENUM-Bereich 0780 sowie kostenlos erreichbare 0800-Nummern. Während die Vergabe der 0780-Nummern, die im November beginnen soll, unmittelbar mit der Delegation einer ENUM-Domain verbunden ist, muss bei allen anderen Rufnummern vor einer Domainregistrierung überprüft werden, ob der Antragsteller auch zur Nutzung der jeweiligen Nummer berechtigt ist. (Sonst könnten Unbefugte die für Dritte gedachten Anrufer, E-Mails, usw. zu sich umleiten.) Sofern der Registrar nicht gleichzeitig der betroffene Netzbetreiber ist, wird er sich den entsprechenden Arbeitsaufwand abgelten lassen. Eine reine ENUM-Domain dürfte Endkunden aber nur einen niedrigen zweistelligen Eurobetrag pro Jahr kosten. Wie die Abgeltung der Weiterleitung von Telefongesprächen oder elektronischen Mitteilungen etwa an Mobiltelefone aussehen wird, ist noch offen. (Daniel AJ Sokolov) / (anw)