Österreichische Signaturen im Dornröschenschlaf

In der Alpenrepublik wurden bisher nur etwa 10.000 qualifizierte sowie etwa 22.000 einfache elektronische Signaturen ausgestellt.

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Vor gut vier Jahren ist in Österreich das Signaturgesetz in Kraft getreten, doch wurden bisher nur etwa 10.000 qualifizierte sowie etwa 22.000 einfache elektronische Signaturen ausgestellt. Als "Dornröschenschlaf" bezeichnete Georg Serentschy, Vorsitzender der Aufsichtsbehörde Telekom-Kontrol-Kommission (TKK), die Lage heute in Wien. Obwohl im Tagesschnitt von 1. Januar 2000 bis 31. Dezember 2003 nicht einmal sieben qualifizierte Signaturen ausgegeben wurden, ist der "Aufseher" optimistisch. Die Infrastruktur sei vorhanden, die Preise würden sinken und erwartete Applikationen lassen ihn auf stark zunehmende Verbreitung hoffen.

"4,5 Millionen Maestro-Karten werden heuer ausgetauscht und so signaturfähig. Nutzen die Banken die Chance, Kunden bessere AGB zu bieten, wenn diese elektronische Signaturen verwenden?", fragte Serentschy, "Ich könnte mir schon vorstellen, dass das einen starken Migrationsdruck erzeugt. Die Frage ist, wie mutig die Banken sind." Tatsächlich dürfte auch fraglich sein, wann Wettbewerb in den Markt kommt. Einfache Signaturen, die theoretisch auch nur aus Nutzername und Passwort bestehen können, werden immerhin von fünf Zertifizierungsstellen ausgegeben. Wer eine für den E-Government- und Geld-Verkehr erforderliche "sichere elektronische Signatur" nutzen möchte, benötigt dafür ein "qualifiziertes Zertifikat". Und dies bietet nur ein akkreditierten Aussteller an. Dieser verlangt zwischen 50 und 100 Euro im ersten und 18 Euro in jedem weiteren Jahr.

Für die umsatzsteuerwirksame Übermittlung von Rechnungen auf elektronischem Weg wurde einen Tag vor Heiligabend 2003 eine Verordnung erlassen, die dafür "sichere" Signaturen verlangt, aber auf qualifizierte Zertifikate verzichtet. Um die Verbreitung von elektronischen Signaturen und die E-Government-Nutzung zu erhöhen, soll in Österreich noch in diesem Jahr eine einfachere "Verwaltungssignatur" eingeführt werden. Details dazu sind aber noch offen. Ab 2008 soll im Verkehr mit Behörden aber jedenfalls nur noch die "sichere elektronische Signatur" samt Zertifikat gelten. Doch selbst die österreichischen Regierungsmitglieder haben sich vom gepredigten Trend zum E-Government noch nicht erfassen lassen. Einzig Bundeskanzler Wolfgang Schüssel verfügt seit Oktober 2003 über ein qualifiziertes Zertifikat. (Daniel AJ Sokolov) / (anw)