Übernahmegerüchte treiben Apple-Aktie hoch

Zum Wochenende, 32 Stunden nach dem überraschenden Rücktritt Gil Amelios vom Posten des Apple-Chefs, setzte die Aktie der kriselnden Firma plötzlich zum Höhenflug an: Aus dem 12-Jahres-Tief von wenig über 13 US-Dollar kletterte sie auf einen Schlußkurs vo

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Christian Persson

Zum Wochenende, 32 Stunden nach dem überraschenden Rücktritt Gil Amelios vom Posten des Apple-Chefs, setzte die Aktie der kriselnden Firma plötzlich zum Höhenflug an: Aus dem 12-Jahres-Tief von wenig über 13 US-Dollar kletterte sie auf einen Schlußkurs von mehr als 15 Dollar -- ein Kurssprung von gut 14%. Den plötzlichen Aufwind haben neuerliche Übernahmegerüchte verursacht.

An der Börse erinnert man sich an die gescheiterten Verhandlungen zwischen Apple und Sun, vor allem aber an die Kaufabsicht von Oracle-Boß Larry Ellison. Der hatte im März überraschenderweise laut verkündet, er wolle eine Gruppe von Investoren zusammenbringen, um die Apple-Mehrheit zu übernehmen und das bestehende Management zu feuern. Nach Abwehrmaßnahmen der Apple-Führung und Protesten von Macintosh-Fans trat der Milliardär zwar von dieser Absicht zurück, ließ aber verlauten, er bleibe ein aufmerksamer Beobachter der weiteren Entwicklung. Nachdem Amelio nun mehr oder weniger freiwillig gegangen ist, blieb Ellison ganz gegen seine Gewohnheit still und heizte damit die Spekulation erst recht an. Für Ellison und Oracle wäre Apple ein gefundenes Fressen, wie Mike Gale von Intelliquest kürzlich vorrechnete: Um im Konsumenten-Bewußtsein aus "Oracle" eine ähnlich anerkannte Marke zu machen wie aus dem angebissenen Apfel, müßte Ellison 750 Millionen US-Dollar in die Werbung stecken, meinte er. Die Apple-Mehrheit zu kaufen, käme nach jetzigen Kurs kaum teurer. Damit besäße Ellison dann eine geradezu ideale Plattform für sein Lieblings-Projekt "Netz-Computer" und für den kommenden Computer-TV-Markt.

Als interessiert an einer Beteiligung bei Apple gilt auch Umax. Freilich kann der Mac-Cloner und Peripherie-Hersteller mit einem Jahresumsatz von 750 Millionen US-Dollar kaum allein das Kapital für eine Übernahme flüssig machen, aber die Taiwanesen erhoffen sich für die Zukunft viel von der Mac-Plattform. Beobachter gehen daher davon aus, daß Umax sich mit einem ordentlichen Anteil an einem Konsortium zur Übernahme beteiligen würde. Auch Motorola wird als mögliches Mitglied eines solchen Konsortiums genannt. Der PowerPC-Hersteller müßte eigentlich ein massives Interesse haben, seinen wichtigsten Prozessor-Kunden zu stabilisieren. Ein Motorola-Sprecher dementierte jedoch am Freitag jede Kaufabsicht.

Dabei wäre Apple auch noch zum gestiegenen Kurs ein richtiges Schnäppchen. Die Firma soll trotz der massiven Verluste, die sich mittlerweile auf 1,6 Milliarden Dollar summieren, zur Zeit rund 1,8 Milliarden Dollar an Bargeld und kurzfristig liquiden Mitteln in der Kasse haben. Der theoretische Gesamtkaufpreis der im Umlauf befindlichen Aktien beläuft sich dagegen nur noch auf rund 1,7 Milliarden Dollar. (cp)