BT startet freiwillige Internet-VollĂĽberwachung

Die British Telecom nimmt einen neuen Anlauf, um das umstrittene Konzept personalisierter Internet-Werbung der Firma Phorm in ihr Netz zu integrieren. Allerdings heißt Phorm bei BT jetzt nicht mehr Phorm, sondern viel unverfänglicher "Webwise".

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Internet-Tracking als Online-Schutz verkauft: Die Einladung von BT zu Phorm/Webwise

(Bild: BT)

Der britische Carrier und Internet-Provider BT (British Telecom) nimmt einen neuen Anlauf, um das umstrittene Konzept personalisierter Werbung der Firma Phorm in sein Netz zu integrieren. Wurde die gleichnamige Phorm-Technik im Jahr 2006 noch wochenlang heimlich auf rund 18.000 BT-Kunden losgelassen, sollen sich seit heute bis zu 10.000 Nutzer einem freiwilligen Tracking ihrer Aktivitäten im Internet unterziehen. Phorm heißt bei BT allerdings nicht mehr Phorm, sondern viel unverfänglicher "Webwise".

Ziel von Phorm ist das Sammeln von so viel Information ĂĽber einen Internet-Surfer, dass diesem dann gezielt seinen Interessen entsprechende Werbung eingeblendet werden kann. Dazu klinkt sich Phorm/Webwise mit einer Reihe von HTTP-Redirects in den Datenstrom ein. Zeitweise ĂĽbernimmt das beim Provider installierte System sogar die Rolle der eigentlich angesurften Website und setzt unter deren Namen ein Cookie.

Registriert werden die URLs sämtlicher besuchter Webseiten, alle in Suchmaschinen eingegebene Begriffe sowie zahlreiche andere Daten, aus denen dann ein persönliches Profil erstellt wird. Mit Hilfe von JavaScript-Code verschafft Phorm/Webwise sich Aufschluss über die jeweiligen Webseiten-Inhalte. Besucht ein Kunde beispielsweise viele Seiten mit Reiseinhalten im Netz, wird ihm Werbung für Fluggesellschaften, Hotels oder Kreuzfahrten angezeigt. Ausgenommen ist Werbung für Tabakwaren, Alkohol, Pornografie, Glücksspiel sowie Werbung für politische Parteien in Großbritannien.

Unternehmensangaben zufolge sollen die angelegten Profile aber keine Rückschlüsse auf die Identität der Kunden zulassen. Vielmehr würden im System nur Verknüpfungen zwischen den Rechner-IDs, den darauf abgelegten Cookie-IDs, dem verwendeten Browser und den im System hinterlegten Werbekategorien gespeichert. Sämtliche Informationen würden nach spätestens einem halben Jahr wieder gelöscht.

Mitmachen können Kunden an dem Projekt per "Opt-in-Verfahren" über sogenannte Einladungsformulare, die BT als kostenlosen "Online-Schutz" anpreist, und die einem "kleinen Anteil der Kunden von BT Total Broadband" offeriert werden sollen. Wie es heißt, können die Kunden jederzeit aussteigen. Dazu müssten nur die gespeicherten Cookies gelöscht werden – dann tauchen sie aber wieder in die böse Welt des Online-Betrugs ein und bekommen keine Warnungen zu gefährlichen Seiten mehr angezeigt.

Siehe dazu auch:

Zur Funktionsweise von Phorm siehe auf heise online UK:

(pmz)