Elektronische Gesundheitskarte: Medizin-IT verliert langsam die Geduld

Die Berliner Medizin-IT-Fachmesse ConHIT wartet mit einer um 20 Prozent gewachsenen Ausstellungsfläche und einer Reihe von neuen Ausstellern auf - doch Nachrichten rund um die elektronische Gesundheitskarte (eGK) trüben die Stimmung.

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Von
  • Detlef Borchers

Während es in anderen Branchen kriselt, ist die Stimmung unter den IT-Lieferanten für die Medizin eigentlich noch recht gut. Mit einer um 20 Prozent gewachsenen Ausstellungsfläche und einer Reihe von neuen Ausstellern kann die dreitägige Berliner Fachmesse ConHIT zufrieden sein. Erstmals bietet sie einen Karriere-"Tag" für den Nachwuchs an: Am kommenden Donnerstag ist der Besuch der Messe ab 13:00 Uhr für IT-Studenten kostenlos. Nachrichten rund um die elektronische Gesundheitskarte (eGK) trüben indes die Gemütslage.

Mit dem angelaufenen Rollout der Lesegeräte in der Region Nordrhein sollte die elektronische Gesundheitskarte eigentlich kein "großes" Thema auf der ConHIT sein. Doch schon die Nachricht, dass die Anmeldefrist der Ärzte zum Kassieren der Gerätepauschale in der Rollout-Region bis Ende Oktober verlängert wurde, kann als Indikator für eine bedenkliche Stimmung gelten. Dann ist Bundestagswahl. Viele Ärzte zweifeln offenbar, dass das anspruchsvolle Telematik-Projekt den Wahlkampf überlebt. Entsprechend selten werden die Pauschalen in der Rollout-Region abgerufen. Auch die Ausgabe der neuen Patientenkarten verzögert sich. Jedenfalls dürfte der Meilenstein, noch in diesem Jahr mindestens eine Million Karten auszuliefern, nicht erreicht werden.

Zu allem Überdruss haben die IT-Lieferanten rund um die eGK nicht die rechte Geduld mehr, auf Fortschritte zu warten. Besonders bei den Software-Herstellern ist der Unmut groß. Nicht druckreife Worte fielen auf der ConHIT einem Entwicklungsleiter ein, der sich mit dem von Gematik und Gesundheitsministerium favorisierten elektronischen Arztbrief beschäftigt. Die Entscheidung der Projektgesellschaft, beim Arztbrief keine Dateianhänge zuzulassen (weil der Arbeitsspeicher der Konnektoren zu klein ist), kommentierte er übersetzt als "Rückschritt". Eine höfliche Formulierung fand man hingegen beim Aussteller Siemens für die Entscheidung, keine Konnektoren für das Telematik-System zu entwickeln. Man habe keine wirtschaftliche Perspektive mehr gesehen, erklärte Berhard Calmer von Siemens Healtcare gegenüber heise online.

Ganz tot sind Projekte rund um die eGK freilich nicht. So zeigte die Asklepios-Gruppe eine Identifikationslösung auf Basis von Microsoft Sharepoint, bei der sich Ärzte mit dem Hausausweis, Heilberufeausweis (HBA) oder dem kommenden elektronischen Personalausweis einloggen können. Die Firma IDpendant stellte eine Lösung vor, die den Heilberufeausweis für das Single-Sign-On in die gesamte IT eines Krankenhauses nutzt. Schwerpunktmäßig will man sich am zweiten Tag auf dem messebegleitenden Kongress mit der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) beschäftigen, gewissermaßen der Auslöser zur Entwicklung der elektronischen Gesundheitskarte.

Als IT-Fachmesse für den "Backend"-Bereich in der Medizin hat die ConHIT naturgemäß wenig für den Laien zu bieten. Am interessantesten dürfte noch das neue Sicherheitslogo sein, mit dem das deutsche Institut für medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) im Auftrag des Gesundheitsministeriums Versandapotheken auszeichnet. Klickt der Verbraucher bei einer Online-Bestellung dieses Logo an, erfährt er direkt aus dem Versandapothekenregister, ob der Versender eine behördliche Zulassung als Apotheke besitzt. (Detlef Borchers) / (pmz)