Nutzer-Vertreter fordern mehr Einfluss auf die Netzverwaltung

Zum Abschluss der ICANN-Konferenz in Mexiko zogen die Nutzervertreter eine positive Bilanz ihres ersten Gipfeltreffens und forderten mehr Einfluss auf die Arbeit der ICANN.

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Von
  • Monika Ermert

Vertreter der Internetnutzer sollen mehr Einfluss auf die Entscheidungen der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) und zwei Direktorenposten im Vorstand der privaten Netzverwaltung bekommen. Das fordern in ihrer Abschlussdeklaration (PDF-Datei) die Teilnehmer des ersten Gipfeltreffens der Nutzer am Rande der 34. ICANN-Konferenz, die am heutigen Freitag in Mexico City zu Ende geht.

Die Kosten für die Nutzervertreter im At-Large Advisory Committee (ALAC) sollen im ICANN-Budget eingestellt werden, heißt es darüber hinaus in den Empfehlungen. Die regionalen Räte der Nutzerschaft (in Europa EURALO) sollen bei ihrer Arbeit und einem jährlichen Treffen ebenfalls finanziell von ICANN unterstützt werden. Erstmals hatten sich in Mexico City auch die verschiedenen Mitgliedsorganisationen (ALS) der fünf RALOs getroffen. Für den ersten internationalen Nutzergipfel hat ICANN eine halbe Million US-Dollar ausgegeben.

Vorschläge machen die Nutzervertreter nicht nur zu Mitspracherechten generell, sondern auch zur Rolle der User in ICANN-Gremien wie der von Registries, Registraren und Unternehmen dominierten Generic Name Supporting Organisation (GNSO). Die GNSO wird gerade runderneuert und es gibt verschiedene Anforderungen für die Aufnahme neuer Interessengruppen. Individuelle Internetnutzer, Städtedomains und Sicherheitsexperten wollen jeweils einen eigenen Platz. Der ALAC-Gipfel begrüßte die GNSO-ALAC Zusammenarbeit an einer "'Bill of Rights' für die Inhaber von Domains".

Zahlreiche Vorschläge machten die ALAC-Organisationen schließlich zur Einführung neuer Adresszonen (TLDs) und zur Sicherheit. Barrieren für TLD-Bewerbungen nicht-kommerziell arbeitender Organisationen oder aus Entwicklungsländern dürfe es nicht geben. Aus Sicht der Nutzervertreter macht die Zulassung verschiedener Klassen von Bewerbungen Sinn, die finanziell unterschiedlich behandelt werden. Zudem würden Städte-TLDs oder neue nicht-englische TLDs weniger Kontroversen mit sich bringen, unterstrich der französische Regierungsvertreter. Generische Domains von .web bis .music oder .news könnten dagegen heiß umkämpft sein und die ganze Einführung weiter verzögern.

Eine Studie zu den ökonomischen Effekten der Neueinführung, von der US-Regierung gefordert und von ICANN kurzfristig noch während des Treffens in Mexico City vorgelegt, erklärt die Einführung neuer TLDs rundweg für positiv für den Wettbewerb. Allerdings kamen die beiden als "vorläufig" bezeichneten Dokumente wegen ihrer recht kursorischen Betrachtung bereits sehr unter Beschuss.

Während die Nutzervertreter sich bei ihrem Abschlusstreffen trotz einiger organisatorischer Mängel zufrieden mit ihrem ersten Gipfel zeigten, gab es außerhalb auch ein bisschen Unbehagen. ICANNs Mandat dürfe nicht überspannt werden, sagte ein Beobachter des Gipfels. Wenn ICANN die Registrare zur Verhinderung von missbräuchlichem Verhalten bei der Domainregistrierung auffordere, werde ICANN mehr Kontrolle zugeschanzt. (Monika Ermert) / (vbr)