Bundesnetzagentur regelt Umschaltung von DSL-AnschlĂĽssen neu [Update]
Nach einer neuen vertraglichen Bestimmung des Regulierers können die DSL-Anbieter nun vorab ihren Bedarf an DSL-Anschlüssen bei der Telekom anmelden, den der Bonner Konzern dann auch bereitstellen muss.
Die Bundesnetzagentur will mit einer Neuregelung den Auftragsstau bei der Freischaltung von Breitbandanschlüssen beseitigen. In einem neuen Standardvertrag seien neue Bedingungen festgelegt worden, zu denen die Wettbewerber die sogenannte Teilnehmeranschlussleitung (TAL, "Letzte Meile") bei der Deutschen Telekom anmieten könnten, teilte die Behörde mit. Die TAL wird von der Telekom gestellt und ist der direkte Zugang zum Endkunden.
Die DSL-Anbieter können nun vorab ihren Bedarf bei der Telekom anmelden, den der Bonner Konzern dann auch bereitstellen muss. Sollte die bestellte Menge aber nicht abgerufen werden, dann erhält die Telekom eine finanzielle Entschädigung. Bislang muss die Telekom nur eine TAL-Menge bearbeiten, die sich am Bedarf der letzten Monate orientiert. Aufgrund des DSL-Booms stieg die Nachfrage massiv an, viele Aufträge blieben daher unbearbeitet. Nach Angaben des VATM, dem Verband der Telekom-Konkurrenten, sind derzeit mehr als 100.000 TAL-Aufträge liegengeblieben.
[Update]:
Die Bundesnetzagentur betonte, dass unabhängig von der Entscheidung über die vertraglichen Bestimmungen bei der TAL-Miete die bereits eingeleiteten Missbrauchsverfahren zur TAL-Bereitstellung fortgeführt würden. Sowohl Arcor als auch Telefonica waren mit ihren Beschwerden beim Regulierer vorstellig geworden. "Besser als eine Entscheidung wäre allerdings eine praktische und schnelle Beseitigung der Situation. Ich appelliere deshalb noch einmal, den aktuellen Auftragsstau so schnell wie möglich abzuarbeiten und für eine nachhaltige Verbesserung der TAL-Bereitstellung zu sorgen", kommentierte Matthias Kurth, Chef der Bundesnetzagentur.
Selbst der VATM findet für die neuen Regeln, die die Bundesnetzagentur festgelegt hat, lobende Worte: Sie sorgten für "marktgerechtere und verbraucherfreundlichere Rahmenbedingungen": "Das sind gute Nachrichten für die über 100.000 DSL-Kunden, die derzeit in der Telekom-Warteschleife hängen“, kommentierte VATM-Chef Jürgen Grützner. Es könne nicht länger angehen, dass "die Kunden der alternativen Anbieter vom ehemaligen Staatsunternehmen als Verbraucher zweiter Klasse behandelt werden“.
Siehe dazu auch:
- Bundesnetzagentur stellt hohe Wettbewerbsdynamik im Breitbandmarkt fest
- Regulierer: Auftragsstau behindert DSL-Wettbewerb
- TelefĂłnica beantragt Missbrauchsverfahren gegen Telekom
- Arcor beantragt Missbrauchsverfahren gegen Telekom wegen DSL-AnschlĂĽssen
- Durchs Netz gefallen, Probleme bei der Massenabfertigung von DSL-Kunden, c't 5/07, S. 74
- Auf Kollisionskurs, Bei den DSL-Anbietern geht es derzeit drunter und drüber, Editorial aus c't 5/07