Bericht: Versicherer sollen in der Siemens-Schmiergeldaffäre haften

Der Konzern hat laut einem Bericht der "Financial Times Deutschland" bei einem Versicherer-Konsortium einen Schaden von bis zu 250 Millionen Euro aus der Manager-Haftpflicht gemeldet.

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Von
  • dpa

Ein Versicherer-Konsortium unter der Führung der Allianz soll nach einem Zeitungsbericht für einen Teil des Schadens aus der Siemens-Schmiergeldaffäre aufkommen. Siemens habe bei dem Konsortium einen Schaden von bis zu 250 Millionen Euro aus der Manager-Haftpflicht gemeldet, berichtet die Financial Times Deutschland. Über diese Summe habe Siemens bei dem Konsortium für 2004 bis 2007 eine sogenannte Directors and Officers Liability Insurance (D&O) abgeschlossen. Die Allianz wollte zu dem Bericht keine Stellungnahme abgeben. Ein Siemens-Sprecher bestätigte, dass es eine solche Versicherung gebe, wollte sich aber zu Vertragsdetails nicht äußern.

In der Siemens-Schmiergeldaffäre geht es um 1,3 Milliarden Euro an dubiosen Zahlungen, die vermutlich größtenteils im Ausland zur Erlangung von Aufträgen eingesetzt wurden. An morgigen Dienstag will sich der Aufsichtsrat des Konzerns mit den Entwicklungen in dem Korruptionsskandal befassen. Dabei soll es Medienberichten zufolge auch um mögliche Schadenersatzforderungen an frühere Manager gehen. Allianz-Chef Michael Diekmann gehört dem Siemens-Kontrollgremium an.

Der Konzern hatte die Belastungen durch Geldstrafen, Steuernachzahlungen und Ermittlungskosten im Zusammenhang mit der Affäre auf mehr als 1,5 Milliarden Euro beziffert. So verhängte das Landgericht München im vergangenen Oktober wegen der zweifelhaften Geldströme in der früheren Siemens-Telekommunikationssparte Com eine Geldbuße in Höhe von 201 Millionen Euro gegen das Unternehmen.

Bei dem Konzern seien Zentralvorstand, Aufsichtsrat sowie einzelne Bereichsvorstände versichert gewesen, heißt es in dem Zeitungsbericht. Allein die Allianz stehe in dem Fall mit 70 Millionen Euro im Risiko. Beteiligt seien zudem die Versicherer Zurich, HDI-Gerling und andere. Auch Rückversicherer seien betroffen. Branchenkreisen zufolge sind die Angaben realistisch. Etwa 90 Prozent der deutschen Großunternehmen hätten solche Versicherungen. Das gesamte Prämienvolumen von D&O-Versicherungen in Deutschland liege bei 300 Millionen bis 400 Millionen Euro, berichtete die Zeitung. Ein möglicher Siemens-Großschaden würde also mehr als die Hälfte der gesamten Jahresprämien kosten. (dpa) / (anw)