Britische Schule testet RFID-Chips in der Schulkleidung

Mit den Chips soll die Anwesenheit von Schülern in Klassenräumen mit Handhelds überprüft werden. Gegen dieses System regt sich Widerstand.

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Von
  • Florian Rötzer

Für die Hungerhill School in Doncaster, South Yorkshire, geht angeblich die Sicherheit der Schüler über alles. So gibt es beispielsweise das System "Sicherheit für die Kinder an der Schule", bei dem Eltern via E-Mail, SMS und/oder automatischen Telefonbotschaften benachrichtigt werden, wenn die Kinder sich nicht ordnungsgemäß gemeldet haben. Die Eltern sind dann verpflichtet, möglichst umgehend den Grund der Abwesenheit mitzuteilen.

Pionier ist die Schule mit einem Projekt, bei dem der Aufenthaltsort von Schülern durch Chips, die in ihren Schuluniformen eingenäht sind, von den Lehrern festgestellt werden kann. Seit acht Monaten werden die RFID-Chips bei zehn Schülern getestet. Auf ihren Handheld-Computern können die Lehrer sehen, in welchem Klassenzimmer sich die Schüler aufhalten. Verbunden ist die Information jeweils mit einem Bild des Schülers und Informationen über seine schulischen Leistungen. Mit dem Chip kann man auch einzelnen Schülern den Zugang zu bestimmten Räumen in der Schule verwehren.

Kritik an dem Projekt wurde etwa von David Clouter geäußert, der die Leave them kids alone ins Leben gerufen hat, um damit gegen die bereits in vielen Schulen umgesetzten Regierungspläne zu kämpfen, den Schülern auch ohne Einverständnis der Eltern Fingerabdrücke abzunehmen. Für Clouter behandelt man mit dem "Tagging" die Schüler ähnlich wie Verbrecher.

Der Direktor der Schule trat diesen "Missverständnissen" in einem Brief (PDF-Datei) an die Eltern entgegen. Es handelte sich keineswegs um ein "Big Brother"-System, versichert er, es werde auch nicht jeder Schritt der Schüler verfolgt. "Das System", so der Direktor, "dringt in keiner Weise in die Privatsphäre der Schüler ein." Man könne Schüler damit nicht beobachten und verfolgen, sondern diese würden lediglich registriert, wenn sie einen Klassenraum betreten. Außerhalb der Klassenräume könne das System nicht benutzt werden, die Chips seien nur auf eine Entfernung von zwei Metern ablesbar. Zudem biete es nur Informationen an, die ohnehin in den Schulcomputern gespeichert sind und auf die nur Lehrer Zugriff haben.

Es sei vorerst auch nicht beabsichtigt, das RFID-Chip-System auf die gesamte Schule zu erweitern, beteuert der Direktor. Es sei von einer lokalen Firma entwickelt worden und biete ein "gutes Beispiel für die Informations- und Kommunikationstechnologie und die Privatwirtschaft im Alltagsleben". Die Testpersonen hätten sich freiwillig gemeldet und würden damit Erfahrungen für die Lernmodule "IKT und Beratung" und "IKT und Privatwirtschaft" sammeln.

UnterstĂĽtzt wird der Schuldirektor von einem Sprecher des Kinder-, Schul- und Familienministeriums, der allerdings deutlich macht, dass man landesweit plant, RFID-Chips einzusetzen. Man wolle damit lediglich die Anwesenheit der SchĂĽler in einer Datenbank der Schule registrieren, aber nicht "jedes Detail ĂĽber jeden SchĂĽler mit heimlichen Mitteln" ermitteln.

Die Firma Darnbro, die das Überwachungssystem entwickelt und für die Anbringung von RFID-Chips in der Kleidung im Februar einen Patentantrag eingereicht hat, setzt darauf, gute Geschäfte zu machen, wenn die Chips tatsächlich in die Schuluniformen eingenäht würden. Hier wird jährlich ein Umsatz von 300 Millionen britische Pfund gemacht. Nach Darnbro kann ihr Produkt "jeden Schritt eines Schülers" verfolgen. Die Schulen in dem Gebiet hätten großes Interesse an den Chips signalisiert, da die Regierung im nächsten Jahr ein computerbasiertes Registrierungssystem mit Internetzugriff für die Eltern einführen will. (fr)