ASMR-Videos sollen zur Therapie genutzt werden

Ausdauerndes Haarebürsten, sanftes Flüstern, meditatives Handtuchfalten - ASMR-Videos bevölkern seit Jahren eine spezielle Nische auf YouTube und anderen Portalen. Dass der sogenannte "Gehirn-Orgasmus" auch handfeste physiologische und psychologische Auswirkungen hat, haben nun Forscher von der englischen Sheffield University untersucht. Das berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. ("Prickelnd: ASMR auf Rezept")

Untersuchung des ASMR-Effekts

Diverse audio-visuelle Reize können die ASMR – "Autonomous Sensory Meridian Response“ – erzeugen, ein angenehmes Kribbeln, das sich von der Kopfhaut über den Nacken und weiter in den Körper ausbreitet. Der Trigger und die Empfänglichkeit für das Phänomen kann von Mensch zu Mensch verschieden sein. Ab 2010 breiteten sich ASMR-Videos als Trend auf YouTube aus. Viele Nutzer geben an, dass das Gefühl entspannend sei und beispielsweise beim Einschlafen helfe.

Eine Gruppe von Forschern um die Psychologin Giulia Poerio von der Sheffield University hat in zwei Studien mit bis zu 1000 Teilnehmern ermittelt, ob ASMR tatsächlich konsistent auftritt und ob es messbare physiologische und psychologische Effekte hat.

Sie überwachten die Herzfrequenz und elektrodermale Frequenz von Zuschauern, die sich ASMR-Videos ansahen. Beim Auftreten von ASMR waren die Teilnehmer ruhiger und entspannter, teilweise auch gleichzeitig aktiver und aufgeweckter. Die elektrodermale Aktivität war höher, gleichzeitig lag der Herzschlag um mehr als drei Schläge pro Minute niedriger.

Das sei vergleichbar oder sogar wirkungsvoller als andere etablierte Therapiemethoden bei psychischen Leiden, schreiben die Forscher. Sie hoffen, dass durch diese Ergebnisse die ASMR-Forschung endlich ins Rollen gebracht werde. Die Stimulation mit ASMR-Videos könnte eines Tages gezielt als anerkannte Therapie gegen Depressionen und Schlafmangel genutzt werden.

Mehr dazu bei Technology Review Online:

• Prickelnd: ASMR auf Rezept

(anwe)