Amazon duldet angeblich Steuerhinterzieher

Ausländische Händler sollen auf dem Marketplace von Amazon Deutschland Umsatzsteuer in Millionenhöhe hinterziehen. Die Konkurrenz sieht das als Wettbewerbsverzerrung.

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Amazon duldet angeblich Steuerhinterzieher

Amazons Logistikzentrum in Werne.

(Bild: Amazon)

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Steuerfahnder haben in diesem Sommer mehrere Logistikzentren und die Deutschland-Zentrale des Online-Einzelhändlers Amazon in München durchsucht. Wie das Handelsblatt nun berichtet, hatten sie nicht Amazon selbst im Visier, sondern einen chinesischen Händler, der dort unter verschiedenen Namen Waren verkauft haben soll, ohne Umsatzsteuer abzuführen. Amazon werde nun aber vorgeworfen, in Deutschland systematisch Steuerhinterzieher zu dulden, den Finanzämtern entgingen so jährlich mehrere hundert Millionen Euro.

Ein weiterer Vorwurf lautet, Amazon verzerre dadurch den Wettbewerb. Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbands HDE, meint laut Handelsblatt, es sei nicht akzeptabel, "dass sich einige Unternehmen an dieser Stelle einen Wettbewerbsvorteil durch die Nichtzahlung von Steuern verschaffen, ohne dass sie rechtliche Konsequenzen fürchten müssen". Amazon erklärte dazu laut dem Bericht, das Unternehmen habe keine Befugnis, die Steuerangelegenheiten der Händler zu überprüfen. Es habe sich verpflichtet, Kundendaten geheim zu halten.

Die Europäische Kommission hat am Donnerstag eine Reform der Umsatzsteuergesetze im Internethandel vorgeschlagen. Demnach soll künftig die Steuerfreiheit bei Lieferungen unter einem Wert von 22 Euro wegfallen. Diese Schwelle werde laut HDE von vielen nichteuropäischen Anbietern "illegal" ausgenutzt, indem sie den Warenwert "betrügerisch niedriger angeben", wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.

Britische Steuerbehörden können Amazon neuerdings selbst in Haftung nehmen, wenn Anbieter auf dem Marketplace keine Umsatzsteuer abführen. Amazon sei bereits dabei, Händler ohne britische Steuernummer auszusortieren, heißt es im Handelsblatt. (anw)