Angriff auf Google: Open-Xchange und Qwant starten Mail-Dienst und geloben Datenschutz
Die deutsch-französische Kooperation ox.io soll datensparsame Internetsuchen mit einem umfassenden, werbefinanzierten Dienst für E-Mail, Kollaboration, Dateientausch, Bürosoftware und Verschlüsselung verknüpfen.
Das Nürnberger Softwarehaus Open-Xchange und der in Paris ansässige Suchmaschinen-Betreiber Qwant haben im Umfeld der deutsch-französischen Digitalkonferenz am Dienstag einen Gemeinschaftsdienst online gestellt, der eine Navigation durchs Netz ohne Nutzer-Tracking mit einem umfangreichen Webmail-Dienst mit Verschlüsselungskomponente vereinen soll. Das Angebot ox.io ist in der Grundversion im Prinzip kostenlos, Einnahmen wollen die Partner aber über zielgerichtete, auf persönliche Vorlieben abgestimmte Werbung erzielen. Dafür sollen die Nutzer ihre Interessen selbst angeben, um den Datenschutz nicht durch die Analyse ihres Onlineverhaltens zu untergraben.
Anwender erhalten in der Grundausstattung 2 GByte Speicher für E-Mails sowie das gleiche Volumen für Dokumente, Fotos und Videos in der Cloud über OX Drive. Das Open-Source-Angebot OX Guard, mit dem sich E-Mails und Dateien per PGP (Pretty Good Privacy) verschlüsseln lassen, soll alsbald ebenfalls zum Gratis-Angebot gehören. Insgesamt baut der Service auf der OX App Suite auf, die einen integrierten Desktop im Web-Browser mit Programmen einschließt, mit denen sich E-Mails, Texte, Tabellen und Präsentationen bearbeiten und Termine und Kontakte verwalten lassen.
Alle Daten werden in Deutschland gespeichert
Zu einem späteren Zeitpunkt sollen die Anwender zwischen dem rein werbefinanzierten Dienst mit Werbung und einer Bezahlvariante ohne Reklame wählen können. Der Dienst wird vom Hosting-Anbieter Heinlein betrieben, der selbst den E-Post-Service mailbox.org im Programm hat. "Alle Anwenderdaten unterstehen dem deutschen und europäischen Datenschutz", betonen die beiden Firmen. Sie würden ausschließlich im Berliner Rechenzentrum der Hosting-Plattform gespeichert. Die Kooperationspartner wollen so mit Datenschutz insbesondere gegenüber Google und Gmail punkten.
Die 2013 in Frankreich eingeführte "Entdeckungsmaschine" Qwant versucht seit März 2014, den deutschen Markt zu erobern. Sie kommt nach eigenen Angaben derzeit auf rund 30 Millionen Besuche pro Monat. Neben sozialen Netzwerken und transparenten Ergebnissen legt sie generell Wert auf die Privatsphäre der Nutzer. Gespeichert wird nach eigenen Angaben nur ein Sitzungscookie, ein permanenter Cookie soll den Anwendern nicht angeheftet werden. IP-Adressen werden nicht auf Vorrat gespeichert. Auch Open-Xchange legt Wert darauf, keine Nutzerdaten zu verkaufen.
Reaktion auf den NSA-Skandal
Rafael Laguna, Geschäftsführer des Nürnberger Unternehmens, sprach zum Auftakt des Dienstes von einer "No-Spy-Garantie". Durch die geplante integrierte Verschlüsselungskomponente könnten sich Nutzer selbst "besser vor Kriminellen und anlassloser, staatlicher Überwachung schützen", ohne zusätzliche Software installieren zu müssen. Qwant-Mitgründer Eric Leandri machte im Zuge des NSA-Skandals eine "wachsende Nachfrage nach Privacy-First-Internet-Diensten" aus, die den Datenschutz nach vorn rückten. (anw)