BKA wegen neuem Computersystem mit Defizit

Nach Angaben des Focus entsteht beim BKA durch die Entwicklung des neuen Polizei-Informationsssystems INPOL-neu ein Millionendefizit.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 24 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Beim Bundeskriminalamt (BKA) ist nach Informationen des Focus wegen Mehrkosten für das neue Computersystem INPOL-neu ein Millionen-Defizit entstanden. Mindestens 140 Millionen Mark kämen zu den vorgesehenen Kosten von 100 Millionen Mark hinzu, berichtet das Magazin unter Berufung auf BKA-Insider. Allen Einzeletats seien daher Einsparungen verordnet worden. Ein Behördensprecher sagte dagegen am heutigen Sonntag gegenüber dpa, es werde in diesem Jahr kein Defizit geben: Wegen der Budgetierung des Haushalts könnten bei Mehrkosten Ausgaben geschoben werden. Wichtige Funktionen würden dabei nicht angetastet.

Die Gewerkschaft der Polizei hatte schon zuvor heftige Kritik an dem Vorgehen des BKA bei der Einführung von INPOL-neu geübt. So sollen nach Informationen der GdP zum Starttermin am 15. April nicht alle Bundesländer in der Lage sein, das System zu bedienen. Die GdP kritisierte nun laut Focus, in allen Etats des BKA müssten 20 Prozent eingespart werden. Auch wichtige Lehrgänge seien betroffen. Grund für die Mehrkosten sei, dass das BKA wegen fehlender eigener Experten die Entwicklung des Systems an Fremdfirmen vergeben musste. Dies sei bei Vorhaben dieser Größenordnung normal, erwiderte dagegen der BKA-Sprecher.

Das Computersystem INPOL-neu soll am 15. April parallel zum bisherigen System eingesetzt werden. Sechs Monate später soll dann das alte System abgeschaltet werden. Dieser Zeitplan stehe, sagte der BKA-Sprecher. INPOL-neu wird das 1972 eingeführte und seitdem ständig erweiterte Informationssystem INPOL ablösen, über das die Polizei-Behörden der Länder bislang ihre Daten mit dem BKA ausgetauscht haben. Dort werden unter anderem Angaben über Straftäter, Kriminalakten, Fälle und Haftstrafen in getrennten Datenbanken gesammelt. Beim neuen zentrale Informationssystem wird als Betriebssystem für die Server HP/UX eingesetzt, das alte System läuft hingegen auf BS2000. Die Zugangssysteme sind bei INPOL-neu den Teilnehmern selbst überlassen. Die meisten Bundesländer haben sich – wie auch der Bundesgrenzschutz und das Bundeskriminalamt – bei der Entwicklung der Zugangsserver und der entsprechenden Clients zum Projekt AGIL (Arbeitsgemeinschaft INPOL-neu Land) zusammengeschlossen. Dabei wird auch, aber nicht ausschließlich Windows NT eingesetzt. Das Bundeskriminalamt selbst verfügt über 10 HP/UX-Rechner mit insgesamt mehr als 20 CPUs und mehr als 20 GByte Hauptspeicher. Daran hängen laut Auskunft eines Entwicklers "etliche Terabyte an Plattenkapazität". (jk)