Betreiber der Untergrundplattform "Fraudsters" verhaftet

Nach jahrelanger Suche hat die Polizei den Admin eines Underground-Economy-Forums dingfest gemacht.

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Betreiber der Untergrundplattform "Fraudsters" verhaftet

Ein Mann in der typischen Arbeitskleidung von Cyberkriminellen kauft Heroin, Kokain, Meth, MD5 oder SHA.

(Bild: LKA Rheinland-Pfalz, Symbolbild)

Lesezeit: 2 Min.

Drogen, Daten, gefälschte Urkunden – im Underground-Economy-Forum "Fraudsters" wurde nach Angaben von Ermittlern mit vielen illegalen Produkten und Dienstleistungen gehandelt. Jetzt wurde der Mann verhaftet, der mutmaßlich für diese Geschäfte verantwortlich war, wie Staatsanwalt Jürgen Brauer von der Landeszentralstelle Cybercrime der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz mitteilte. Fahnder nahmen den 34-Jährigen am Mittwoch in Pinneberg in Schleswig-Holstein fest. Der Verdächtige sei einem Ermittlungsrichter in Koblenz vorgeführt worden, der den Haftbefehl aufrechterhalten habe, sagte Brauer.

Zur gleichen Zeit wurden zwei Wohnungen im Kreis Pinneberg und im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt durchsucht. Es sei auch gelungen, den Begründer des Forums, einen 44-Jährigen aus Sachsen-Anhalt zu identifizieren, heißt es in einer Mitteilung des LKA Rheinland-Pfalz.

Dem 34-jährigen wird vorgeworfen, als Administrator gemeinsam mit weiteren Tatverdächtigen das Forum betrieben zu haben. Dort waren zeitweise 30.000 Nutzer registriert, um verbotene Produkte wie Drogen, geraubte Daten oder gefälschte Urkunden zu kaufen. Es sei dort alles verfügbar gewesen außer Kinderpornografie und Mordaufträge, sagte Brauer. Auch gebe es keine Hinweise auf den illegalen Handel mit Waffen.

Ermittelt wird wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung und wegen des dringenden Verdachts der Beihilfe in mehr als 1700 Fällen zu Betäubungsmittelstraftaten, Datenhehlerei, Urkundenfälschung und Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz. Auch gegen den mutmaßlichen Begründer bestehe der Verdacht auf Bildung einer kriminellen Vereinigung.

Seit April ist die Plattform stillgelegt. Möglicherweise hätten die technischen Kapazitäten für den Betrieb nicht mehr ausgereicht, sagte Brauer. Auch habe es Attacken konkurrierender Plattformen gegeben. Die Plattform war unter anderem über das Darknet erreichbar, die Käufer zahlten mit Bitcoin.

Die ersten Ermittlungen begannen nach Angaben des Staatsanwalts bereits 2016. "Am Anfang weiß man nie, wo die Verantwortlichen sitzen", sagte Brauer. Zusammen mit dem Dezernat Cybercrime des Landeskriminalamts Rheinland-Pfalz wurde die Fahndung Ende 2017 verstärkt. Brauer sagte, es lasse sich noch nicht abschätzen, wie lange die weiteren Ermittlungen bis zu einer Strafanzeige beim Landgericht Koblenz noch dauerten.

Ein Underground-Economy-Forum bietet nach Darstellung des LKA eine Plattform zum Austausch von Erfahrungen, Hinweisen und Tipps vornehmlich zur Begehung von Straftaten im Internet. Daneben funktioniert es wie ein schwarzes Brett, auf dem Angebote und Gesuche eingestellt werden können. "Fraudsters" bot zusätzlich die Möglichkeit zum Kauf illegaler Waren und Dienstleistungen. (anw)