Betreiber des rechtsextremistischen Thiazi-Forums vor Gericht

Das Thiazi-Forum war über drei Jahre hinweg die bedeutendste rechtsextremistische Internetplattform in deutscher Sprache. 2012 wurde es geschlossen. Nun beginnt die juristische Aufarbeitung.

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Betreiber des rechtsextremistischen Thiazi-Forums vor Gericht

(Bild: dpa)

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  • dpa

Vor dem Landgericht Rostock müssen sich vom heutigen Freitag an vier Betreiber der früheren rechtsextremistischen Internetplattform "Thiazi-Forum" verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft den drei Männern und einer Frau die Bildung einer kriminellen Vereinigung und gemeinschaftlich begangene Volksverhetzung in mehreren hundert Fällen im Zeitraum zwischen Januar 2009 und Juni 2012 vor. Die Anklageschrift umfasst nach Angaben des Gerichts 342 Seiten. Die Verlesung dürfte die ersten beiden Verhandlungstage in Anspruch nehmen.

In dem seit 2012 geschlossenen "Thiazi-Forum", das sich als "germanische Weltnetz-Gemeinschaft" bezeichnete, waren mehr als 30.000 Benutzer organisiert, es sollen mehr als 1,5 Millionen Beiträge abrufbar gewesen sein. Es war damit laut Anklage das zum bedeutendste rechtsextremistische Forum in deutscher Sprache. Dort soll laut Bundeskriminalamt in etlichen Liedern zum Hass gegen Ausländer und Juden aufgestachelt und zu gewalttätigen Übergriffen aufgerufen worden sein.

Screenshot von thiazi.net

(Bild: archive.org)

Einer der Angeklagten stammt aus Barth, zwei kommen aus Baden-Württemberg und einer aus Sachsen-Anhalt. Der heute 33-jährige Mann aus Barth gehört nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft zu den Hauptverantwortlichen. Er arbeitete als Erzieher in einem städtischen Hort und war nach seiner Festnahme von der Kommune suspendiert worden.

Im Zusammenhang mit dem früheren "Thiazi-Forum" gab es im Juni dieses Jahres in zwölf Bundesländern Durchsuchungen gegen 35 Personen wegen des Verdachts der Gründung oder Unterstützung einer kriminellen Vereinigung. Diese waren seinerzeit im Laufe der Ermittlungen rund um die Schließung des "Thiazi-Forums" identifiziert worden. Auch Nutzer des Forums müssen sich verantworten, so wurde zum Beispiel im März ein Berliner angeklagt, weil er rechtsextreme Musik unter Pseudonymen angeboten haben soll. (mit Material der dpa) / (anw)