Big Brother Award fĂĽr Axel Voss und seine Upload-Filter

Der Cambridge-Analytica-Skandal hat Facebook den österreichischen Negativpreis eingebracht. Bei Axel Voss (CDU) waren es die Upload-Filter.

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Axel Voss, jubelnd

So jubelte Berichterstatter Axel Voss (CDU) im September, nachdem das EU-Parlament seinen Vorschlägen zugestimmt hat. Für seine Upload-Filter hat er nun den österreichischen Negativpreis Big Brother Award bekommen.

(Bild: EU/EP)

Lesezeit: 3 Min.
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Dank seiner Upload-Filter darf sich EP-Abgeordneter Axel Voss (CDU) über eine weitere "Auszeichnung" freuen: Donnerstagabend wurde ihm in Wien ein österreichischer Big Brother Award für Politik verliehen. Als Berichterstatter führte Voss bei der Abfassung jenes EU-Richtlinienentwurfs Feder, der Upload-Filter vorschreiben soll. Die Big Brother Awards Austria werden jährlich am Vorabend des dortigen Nationalfeiertags an "jene Behörden, Personen und Organisationen (vergeben), die zu unserer Zukunft als gläserne Menschen beitragen."

Facebook darf in Ă–sterreich inzwischen als Seriensieger bezeichnet werden. Nach 2014, 2015 und 2017 gab es diesmal den vierten Preis in fĂĽnf Jahren. Facebook-Chef Mark Zuckerberg selbst wurde 2011 der nur ausnahmsweise vergebene Sonderpreis fĂĽr Lebenslanges Ă„rgernis zugesprochen. Diesmal gewann seine Firma sogar konkurrenzlos: Alle drei Nominierungen in der Sparte Weltweiter Datenhunger entfielen auf den Datenkonzern.

Bei der Begründung tat sich die Big-Brother-Awards-Jury diesmal leicht, steckt Facebook doch in einem Strudel an Skandalen. Von öffentlich einsehbaren Privatnachrichten über Datenernte auf Smartphones oder manuelle Eingriffe in den News-Feed bis zum Cambridge-Analytica-Skandal muss man da nicht weit suchen.

"Ohne Cloud muss die Freiheit wohl grenzenlos sein", lautete das Motto der Big Brother Awards Austria 2018.

(Bild: quintessenz )

Herzschrittmacher ohne Sicherheitsupdate brachten dem Hersteller Medtronic den wenig ehrenhaften Award für Business und Finanzen ein. Gesichtsscans in Apotheken und Tabak-Trafiken fand die Jury ebenfalls unverantwortlich, so dass die Betreiber Bayer und Philipp Morris in der Kategorie Kommunikation und Marketing den diesjährigen Big Brother Award Austria gewinnen konnte.

Bayer hatte in mindestens zwei österreichischen Apotheken Kameras angebracht, um automatisch Geschlecht und Alter von Patienten zu erkennen. Dieses Projekt wurde inzwischen gestoppt. Philip Morris aber scannt in Trafiken weiter, um die zu Alter und Geschlecht "passenden" Zigaretten auf Werbedisplays einzublenden. Ohne Zustimmung der Betroffenen.

Vergeben wurden die Preise bei einer Gala im Rabenhof Theater zu Wien. Die Stadt selbst kam diesmal aber nicht ungeschoren davon: Weil das neue elektronische Parkpickerl zur Erstellung von Bewegungsmustern taugt, setzt es den Big Brother Award Behörden und Verwaltung. Die neuen Aufkleber, die zum Parken berechtigen, enthalten einen Transponder.

Vor der Gala des Big Brother Awards 2018 waren die Laudatoren und Zeremonienmeister eSeL noch frisch. Quintessenz-Präsident Georg Markus Kainz (Mitte) präsentiert einen der unbegehrten Preise.

(Bild: Felix Kubitza CC BY 4.0)

Vollzugsorgane scannen die Identifikationsnummern berührungslos, um zu erfahren, ob das Fahrzeug dort parken darf. Erfasst werden "nicht nur die Falschparker, sondern auch alle legal abgestellten Fahrzeuge", schreibt die Jury, "Damit wäre es zumindest theoretisch möglich ein ziemlich genaues Bewegungsprofil für alle im öffentlichen Raum abgestellten Autos zu erhalten."

[Update 21:55 Uhr]

Die Volkswahl entfiel auf ein Projekt der österreichischen Behörde AMS, die Arbeitslosen bei der Arbeitssuche unterstützen soll, sie überprüft und gegebenenfalls die Leistungen der Arbeitslosenversicherung streicht. Ein neues Computerprogramm soll automatisch die Vermittlungschancen Arbeitsloser abschätzen.

Offenbar sollen dann gerade jene weniger unterstützt werden, die es besonders schwer haben. Hinzu kommt, dass der Algorithmus alles andere als diskriminierungsfrei ist. So werden Frauen, Alleinerziehende sowie Personen über 30 grundsätzlich mit einem Punkteabzug zwangsbeglückt.

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Veranstalter der Big Brother Awards Austria ist der Verein quintessenz, der sich fĂĽr BĂĽrgerrechte im digitalen Zeitalter einsetzt.

(ds)