Bitcoin erreicht zeitweise neues Rekordhoch über 1200 US-Dollar
Bei kaum einer Währung geht es so auf und ab wie bei dem Kryptogeld Bitcoin. Die Aussicht auf einen Bitcoin-Fonds in den USA und zunehmendes Interesse aus Japan verleihen der Währung nun einen erheblichen Aufwind.
- Axel Kannenberg
- mit Material der dpa
Die Digitalwährung Bitcoin hat am Freitag den rasanten Höhenflug der vergangenen Handelstage fortgesetzt und ein Rekordhoch erreicht. In der Nacht sprang der Kurs erstmals über die Marke von 1200 US-Dollar. Am Morgen kam es allerdings zu verstärkten Gewinnmitnahmen und der Bitcoin wurde laut Zählung der Plattform Coinmarketcap zuletzt bei rund 1164 US-Dollar gehandelt
"Hauptgrund für den jüngsten Preisauftrieb sind Spekulationen auf die Genehmigung des ersten Bitcoin-ETF durch die US-Börsenaufsicht", hieß es in einer Einschätzung von Devisenexperten der BayernLB. Demnach soll die Entscheidung für die Genehmigung des Fonds am 11. März fallen. Anleger könnten über Anteile an diesem Fonds an den Preisentwicklungen des Bitcoin teilhaben, ohne sich selber Coins kaufen zu müssen.
"Winklevoss Bitcoin Trust ETF"
Zuvor hatte bereits das Wall Street Journal berichtet, dass die US-Börsenaufsicht SEC bis zum 11. März über eine Regeländerung entscheidet, die eine Zulassung des "Winklevoss Bitcoin Trust ETF" ermöglichen würde. Nach Einschätzung von Experten könnte dies für einen starken Zulauf in das Bitcoin-Geschäft sorgen.
Hinter dem Fonds stehen die Winklevoss-Zwillinge, die durch einen Rechtsstreit mit Facebook-Gründer Marc Zuckerberg Bekanntheit erlangten. Die Brüder arbeiten seit Sommer 2013 an der Einrichtung des Fonds. Eine eigene Bitcoin-Börse namens Gemini mit Betriebslizenz in New York gehört bereits zum Portfolio der Brüder.
China nicht mehr marktbeherrschend
Als weiteren Preistreiber nennen Marktbeobachter die generelle Sorge der Investoren vor politischen Unsicherheiten in den USA und in Europa. Zuletzt hatten auch zunehmende Kapitalverkehrskontrollen in China dem Bitcoin Auftrieb verliehen. Allerdings haben verstärkte Kontrollen der chinesischen Zentralbank bei Bitcoinbörsen kurzzeitig immer wieder für Kursturbulenzen gesorgt.
Auch der vor kurzem erklärte Verzicht chinesischer Börsen auf gebührenfreie Trades sowie Auszahlungssperren bei manchen Plattformen haben wohl ihren Teil dazu beigetragen, dass der Handel aktuell nicht mehr nur chinesischer Dominanz unterliegt. Insbesondere in Japan ist offenbar Interesse an dem Kryptogeld aufgeblüht, zeitweise liefen Berichten nach über 50 Prozent des Börsenhandels gegen Yen. Aber auch Handel von US-Dollar und Euro gegen Bitcoin gewinnen wieder an Relevanz, wie Zahlen von Bitcoinwatch.com zeigen.
Protokolländerung kommt nicht voran
Erst Anfang des Jahres hatte der Bitcoin die Marke von 1000 US-Dollar überschritten. Die Kurseuphorie ändert aber nichts daran. dass die Kryptowährung nach wie vor mit dem Problem der Skalierbarkeit kämpft. Sieben Transaktionen pro Sekunde sind nominell möglich, zu wenig, um das Ziel einer Weltwährung auch nur ansatzweise erreichen zu können. Die Zahl der auf Blockeintragung wartenden Transaktionen erreicht auch immer wieder neue Höhen. Ebenso nähert sich die Größe der Blöcke immer mehr dem Limit der festgesetzten 1 Mbyte.
Derzeit ist die Community gefragt, über eine Änderung des Protokolls namens Segregated Witness abzustimmen. Die soll Transaktionen verschlanken und zugleich Basis für Erweiterungen (Lightning Networks) schaffen. Damit diese seit November im Standardclient enthaltene Änderung aber auch tatsächlich aktiviert wird, müssen 95 Prozent der Miner über eine Phase von rund zwei Wochen (2016 Blöcke in der Blockchain) ihre Zustimmung signalisieren. Die Zustimmungsrate dümpelt seit geraumer Zeit bei etwas über 25 Prozent. Bis zum November dieses Jahres muss die Hürde genommen sein, sonst kann sich Segregated Witness nicht mehr aktivieren. (axk)