Brände wecken Sorgen vor voranschreitender Entwaldung des Amazonas-Regenwaldes

Im brasilianischen Regenwald könnte ein Teufelskreis in Gang kommen, der die CO2-Senke rapide verkleinert. Laut Forschern bleibt nur noch ein kleiner Puffer.

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Brände wecken Sorgen vor voranschreitender Deforestation des Amazon-Regenwaldes

(Bild: Photo by raquel raclette on Unsplash)

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Von
  • Sascha Mattke

Ab einem gewissen Niveau der Entwaldung könnte eine Schwelle überschritten werden, von der an Rückkoppelungseffekte den größten Teil des Amazonas-Regenwaldes unaufhaltsam in eine grasige Steppe verwandeln. Schon bei 20 bis 25 Prozent Entwaldung würden die Niederschläge im Regenwald abnehmen und die Trockenzeit würde sich verlängern, haben jetzt zwei Forscher berechnet, die zuvor noch von einem solchen Schwellenwert eher bei 40 Prozent ausgegangen waren. Das berichtet Technology Review online in "Stirbt der Amazonas-Regenwald?".

Das Amazonasgebiet produziert ungefähr die Hälfte seines Niederschlags selbst, indem kontinuierlich Feuchtigkeit durch Verdampfung und Verdunstung wiederverwendet wird, wenn sich Luft durch das Becken bewegt. Wenn der Wald schrumpft, könnte also immer weniger Regen die Folge sein. Dadurch würden in einem Teufelskreis immer weitere Bäume absterben, und am Ende könnten große Teile des Waldes zu Grasflächen werden. Bislang ist der Regenwald ein riesiger Schwamm für Treibhausgase, in dem rund 17 Prozent des weltweit in Vegetation gefangenen CO2 gehalten wird – und plötzlich könnte er stattdessen zu einer bedeutenden Quelle für das Treibhausgas werden.

Derzeit sind mindestens 17 Prozent des Amazonasgebiets bereits verloren, erklärt Thomas Lovejoy, einer der Autoren der neuen Studie. Das würde bedeuten, dass bis 20 Prozent nur noch 3 Prozent Puffer bleiben, was einige zehn Millionen Hektar entspricht.

Zuletzt haben andere Forscher und Beobachter betont, dass Ängste wegen der Brände in Brasilien übertrieben sind. In diesem Jahr seien sie in der gesamten Amazonas-Region nicht deutlich häufiger geworden, und die Entwaldung schreite langsamer voran als vor einem Jahrzehnt. Dazu erklären Lovejoy und sein Co-Autor Carlos Nobre: "Der gesunde Menschenverstand sagt, dass es keinen Sinn hat, den exakten Schwellenwert herauszufinden, indem wir ihn überschreiten."

Mehr dazu bei Technology Review online:

(sma)