BrĂĽssel stoppt 5G-Pilotprojekt wegen Strahlungsbedenken
In der Stadt Brüssel wird es kein 5G geben, obwohl die dortigen strengen Strahlungsregeln für den Aufbau eines 5G-Netzes zunächst gelockert worden waren.
Die belgische Regierung hat entschieden, das 5G-Pilotprojekt in Brüssel zu stoppen. Das berichtet das Online-Magazin Fierce Wireless am Montag. Grund für den Stopp sei die Befürchtung, dass der 5G-Standard die strengen Strahlungsregeln der Stadt nicht einhalten könnte. In Brüssel herrschen mit die strengsten Strahlungsvorschriften für Telekommunikationsgeräte der Welt.
Im Rahmen eines 5G-Aktionsplans der EU hatte die Europäische Kommission jeden Mitgliedsstaat dazu aufgefordert, bis 2020 je eine Stadt, die für einen digitalen 5G-Binnenmarkt geeignet ist, 5G-tauglich zu machen. Dazu hatten im vergangenen Jahr drei belgische Telekommunikationsanbieter eine Vereinbarung mit der städtischen Regierung getroffen, die Strahlungsregeln in Brüssel zu lockern, schreibt Fierce Wireless. Dazu wurden die Emissionsstandards von 6 Volt pro Meter auf 14,5 Volt pro Meter angehoben. Mit 6 Volt pro Meter liegt der Standard um das 50-fache unter den internationalen Standards. Ohne die Anhebung des Grenzwertes wäre der Aufbau eines 5G-Netzes in Brüssel nicht möglich und eine andere Stadt hätte den Zuschlag für das 5G-Pilotprojekt erhalten.
Ende 2018 kĂĽndigte Orange Belgium an, ein 5G-Netzwerk in BrĂĽssel errichten zu wollen. Der Plan: Das Netz sollte 2019 schrittweise aufgebaut und 2020 kommerzialisiert werden. Dem hat Umweltministerin CĂ©line Fremault nun einen Riegel vorgeschoben.
"Ich kann eine solche Technik nicht zulassen, wenn die Strahlungsstandards, die die Bürger schützen sollen, nicht beachtet werden – 5G hin oder her", zitiert die Brussels Times Fremault. "Die Brüsseler sind keine Versuchskaninchen, deren Gesundheit ich aus Profitgründen verkaufen kann."
Grenzwerterhöhung
Im vergangenen Jahr hatten Fremault und der belgische Telekommunikationsminister, Alexander De Croo, die DurchfĂĽhrung einer technischen Studie durch das belgische Institut fĂĽr Post- und Telekommunikationsdienste (IBPT) in Auftrag gegeben. Das Institut sollte prĂĽfen, inwieweit 5G mit den derzeitigen BrĂĽsseler Strahlungsregeln von 6 Volt pro Meter in Einklang zu bringen sind.
Das IBPT kam zu dem Schluss, dass "keine neue Frequenz in Betrieb genommen werden kann", es sei denn, die Stadt würde die Grenzwerte erhöhen, schreibt die Brussels Times. Der Stadt wurde deshalb empfohlen, einen höheren Standard von 14,5 Volt pro Meter zu wählen, wobei der Standard auf 41,5 Volt pro Meter steigen könnte, um die 5G-Technik zu unterstützen. Die Regierung hatte zunächst zugestimmt, die Vorschriften anzupassen, um den Einsatz des 5G-Netzwerks von Orange Belgium zu ermöglichen.
Die Gesundheitsgefährdung durch Mobilfunkwellen ist nicht abschließend geklärt. Im September 2018 hatten 180 Ärzte aus 36 Ländern in einem offenen Brief ein 5G-Moratorium gefordert, bis die gesundheitlichen Effekte von 5G abgeklärt sind. (olb)