Bundesnetzagentur: „Wir brauchen mehr Breitband”

Zwar schreitet der Internet-Ausbau voran, doch besonders im Bereich der Glasfasernetze sieht Behördenchef Jochen Homann Nachholbedarf. Zudem gibt es eine Flut an Kundenbeschwerden.

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Bundesnetzagentur: „Wir brauchen mehr Breitband”

Das Präsidium der Bundesnetzagentur: Präsident Jochen Homann mit den Vizepräsidenten Wilhelm Eschweiler (l.) und Peter Franke (r.).

(Bild: Bundesnetzagentur / Laurence Chaperon)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
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Schlechte Nachrichten für das Breitbandziel der Bundesregierung: Von dem erklärten Ziel die Haushalte flächendeckend mit Internetanschlüssen mit mindestens 50 MBit/s zu versorgen, ist Deutschland noch weit entfernt. Laut dem am Montag in Bonn vorgestellten Tätigkeitsbericht 2016/2017 der Bundesnetzagentur werden bisher nur 77 Prozent der Haushalte mit dieser Geschwindigkeit versorgt.

Während in Städten eine Quote von 90 Prozent erreicht werden kann, wimmelt es in ländlichen Gebieten noch von weißen Flecken: Hier werden nur 36 Prozent der Haushalte erreicht. „Egal, welche Zahl Sie nehmen: das ist nicht, was wir uns vorstellen”, erklärte Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, bei der Vorstellung der Zahlen in Bonn.

Nun sei es Zeit für eine Zäsur. „Wir haben frühzeitig begonnen, die Rolle der Regulierung für den Glasfaserausbau zu thematisieren”, sagte Homann. Zwar habe sich die Zahl der Breitbandanschlüsse mit 100 MBit/s und mehr im Vergleich zu 2015 mehr als verdoppelt, doch ist die Marktabdeckung mit 13 Prozent noch niedrig.

Das liege auch an der geringen Nachfrage durch die Verbraucher. So standen nach Zählung der Behörde Mitte 2017 bereits bei mehr als 2,7 Millionen Haushalten Glasfaseranschlüsse in Deutschland zur Verfügung. Doch nur knapp ein Viertel dieser Haushalte machten von der Möglichkeit tatsächlich Gebrauch.

Beim Ausbau setzt die Bundesnetzagentur weiterhin vor allem auf private Ausbauprojekte. „Wir überlegen mit den Unternehmen und mit der Politik, wie man sich im bestehenden Rechtsrahmen ein Stück aus der Regulierung zurückziehen kann”, sagte Homann. Forderungen der Deutschen Telekom, beim Glasfaser-Ausbau ganz auf Regulierungen zu verzichten, erteilte Homann jedoch eine Absage. Nun müsse diskutiert werden, welche Regulierungen angemessen seien.

Homann begrüßte, dass sich Unternehmen offenbar verstärkt Gedanken um Kooperationen machen. So berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung, dass die Deutsche Telekom und der norddeutsche Glasfaser-Spezialist EWE ein Joint-Venture gründen wollen, das eine Million Haushalte mit Glasfaser-Hausanschlüssen versorgen soll.

Einen Schwerpunkt setzt die Bundesnetzagentur auf die Versorgung mit mobilen Internetanschlüssen. Hier sieht die Behörde kräftiges Wachstum: Mehr als 63 Millionen Kunden nutzen in Deutschland inzwischen mobile breitbandige Zugangstechnologien wie LTE und UMTS. Im vergangenen Jahr seien alleine 9000 zusätzliche Basisstationen mit LTE online gegangen. Bereits im kommenden Jahr will die Bundesnetzagentur Frequenzen für die kommende Mobilfunkgeneration 5G bereitstellen und damit eine Vorreiterrrolle in Europa übernehmen.

Unterdessen sind viele Verbraucher nicht mit den Leistungen der Telekommunikations- und Postunternehmen zufrieden. Insgesamt gingen im vergangenen Jahr über 220.000 Beschwerden bei der Bonner Behörde ein. Um die Kundenzufriedenheit zu steigern, habe die Bundesnetzagentur verschiedene Initiativen gestartet. So seien Telekommunikationsanbieter nun verpflichtet, ein übersichtliches Informationsblatt mit den wichtigsten Daten wie Vertragslaufzeiten und Bandbreiten bereitzustellen. Auch soll ein von der Bundesnetzagentur bereitgestelltes Tool zur Bandbreitenmessung den Verbrauchern die Möglichkeit geben, ihre Rechte beser durchzusetzen.

Die Beschwerden im Postbereich nahmen um zirka ein Viertel zu – die Bundesnetzagentur rechnet mit 5000 Eingaben bis Jahresende. Dabei gehe es teils darum, dass Kunden eine Sendung nicht ausgehändigt wurde, obwohl sie zur Lieferzeit anwesend waren, aber auch um verzögerte Zustellungen. Viel erreichen könne die Behörde hier allerdings nicht, erklärte Homann, da das Gesetz keine unmittelbaren Sanktionsmöglichkeiten wie Bußgelder vorsehe.

Der Onlinehandel sorgt bei den Paketdiensten für Steigerungen: So wurden im vergangenen Jahr 3,0 Milliarden Sendungen befördert, das sind 6,6 Prozent mehr als im Jahr davor. Der Briefverkehr stieg hingegen nur leicht auf 15,9 Milliarden - die Unternehmen machten damit einen Umsatz von 9,3 Milliarden Euro. Der Löwenanteil landete dabei bei der Deutschen Post: Sie macht weiterhin 84 Prozent des Marktes aus, die Konkurrenten konnten ihren Anteil von 14 auf 16 Prozent steigern. (vbr)