Chaotisches Roboter-Lager beschleunigt Auslieferung

Ein Roboter-Lagersystem, das sich am Vorbild von Computer-Arbeitsspeichern orientiert, soll die Abwicklung von Bestellungen erheblich beschleunigen.

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Ein Roboter-Lagersystem, das sich am Vorbild von Computer-Arbeitsspeichern orientiert, soll die Abwicklung von Bestellungen erheblich beschleunigen. Das berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 1/2008 (seit dem 20.12. 07 am Kiosk oder online portokostenfrei zu bestellen)

Anstatt auf einem exakt organisierten Stellplan und festen Laufwegen baut das Konzept auf der sogenannten chaotischen Lagerhaltung auf. "Wir verwandeln das gesamte Gebäude in ein nach dem Zufallsprinzip organisiertes, dynamisches Speicher- und Liefersystem", sagt Mike Mountz, Gründer von Kiva Systems. Kernstücke des "Mobile Fulfillment System" sind flache Transportroboter und eine adaptive Steuersoftware. Bereits in zwei Lagern der US-Bürobedarfskette Staples installiert, lassen sich mit dem System eingegangene Bestellungen doppelt so schnell zusammenstellen wie mit herkömmlichen Verfahren.

Bestellt ein Online-Kunde von Staples etwa um 14 Uhr einen Schwung Kugelschreiber, kann ein Roboter bereits eine Minute später damit beginnen, die Stifte von ihrem Standort zu holen. Weil die Roboter parallel arbeiten, könnten Dutzende von Mitarbeitern Bestellungen gleichzeitig abwickeln, sagt Mountz. In klassischen Lagern hingegen müssten die Packer selbst durch die Regalreihen gehen und die Gegenstände zusammensuchen.

Das System ermöglicht, dass sich das Warenlager in Echtzeit an eine veränderte Nachfrage anpasst: Regale mit populären Produkten werden von den Robotern näher bei den Verpackern am Rande der Halle platziert, solche mit Ladenhütern hingegen mit der Zeit immer weiter ins Innere verlagert. Bewegt werden die Regale, indem die flachen Roboter, die bis zu 1,5 Tonnen heben, unter sie fahren und sie huckepack nehmen. Nach Angaben von Kiva amortisiert sich die Investition in die Robo-Logistik innerhalb von ein bis zwei Jahren. Für ein Lager mit 10.000 Quadratmetern Stellfläche fallen Kosten von vier bis sechs Millionen US-Dollar an.

Michael ten Hompel vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik, der die Technologie kürzlich begutachtet hat, bezeichnet den neuen Ansatz als "hochinteressant". In Europa gebe es noch keinen Logistik-Dienstleister, der ein solches System anbiete. Allerdings würden hier derzeit vergleichbare Konzepte entwickelt. Die adaptive IT-gesteuerte Lagerhaltung sei einer der wichtigsten Trends in der Logistik. (wst)