Das Internet ist langweilig

"They came, they surfed and they went back to the beach" - vor allem unter den Jugendlichen sollen sich die Zahl der Internetaussteiger rapide vermehren.

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Von
  • Florian Rötzer

Angeblich haben sich bereits 30 Millionen Menschen in Großbritannien und den USA ganz aus dem Internet verabschiedet. Ermittelt wurden die Daten vorwiegend durch Umfragen (siehe dazu auch: Internet Dropouts, InterNots und die Nevers). Besonders viele dieser Internetflüchtigen sollen Teenager sein. "They came, they surfed and they went back to the beach", titelt Sally Wyatt vom Forschungsprogramm Virtual Society?, die diese Gruppe untersuchte. Die "ehemaligen Benutzer" sind nach Wyatts Ansicht keine Neo-Ludditen, sondern schlichte Aufmerksamkeitsverweigerer. Nachdem sie im Web nicht gefunden haben, was sie wollten, hätten sie sich schlicht anderen Aktivitäten zugewandt.

Als speziell für Teenager relevante Gründe nennt Wyatt Langeweile, zuviel Werbung und die Einsicht, dass sich ein eigener Zugang nicht lohnt. Unterstützt werden die Zweifler an der kommenden Generation zudem von Hinweisen, dass sich die Teenager aus dem Internet zurückziehen würden, weil es dort nicht genug zu kaufen gebe. Tatsächlich entpuppten sich viele speziell auf Teenager ausgerichtete Webseiten als geschäftlicher Misserfolg.

Insgesamt meinen die Forscher, dass man die Auswirkungen des Internet weit überschätzt habe. Die Faszination könnte nur eine vorübergehende Erscheinung gewesen sein, wozu die gegenwärtigen Probleme der Internetfirmen gerade zu passen scheinen. "Es wird unser Leben verändern", sagt Steve Woolgar, der Leiter des Projekts am Economic and Social Research Council (ESRC), "aber nicht halb so tiefgreifend, wie wir das gedacht haben. Für die Masse der Bevölkerung wird es das Leben nicht wesentlich verändern." Das Internet ersetzt seiner Ansicht nach nicht herkömmliche Vorgänge, die virtuelle Aktivität stimuliert lediglich die wirkliche Aktivität. Das beste Beispiel dafür sei die Idee des papierlosen Büros.

Mehr in Telepolis: Der juvenile Internet-Verweigerer wird entdeckt. (fr)