Datenschutz für den Datenschatz: Mobilfunkanbieter wollen sich Datenschutzregeln geben

Die GSMA will sich eigene Datenschutz-Richtlinien geben – auch um damit drohender Regulierung entgegenzutreten. Auf dem Weltwirtschaftsforum schilderte ein Versicherungs-Chef außerdem die Vorzüge von Big Data.

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Datenschutz für den Datenschatz: Mobilfunkanbieter wollen sich Datenschutzregeln geben

(Bild: weforum.org)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert

Die Mobilfunk-Anbieter weltweit wollen sich eigene Richtlinien für Datenschutz und Vertraulichkeit geben. Das hat der Vorsitzende des Mobilfunkverbands GSMA, Sunil Barthi Mittal auf dem Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos im Gespräch mit Vertretern aus dem Versicherungs-, Gesundheits- und IT-Bereich angekündigt. Diese machten deutlich, dass sie in der Individualisierung des Versicherungsschutzes und der Nutzung von künstlicher Intelligenz für Diagnosen die Segnungen von Big Data sehen.

Die Telekom-Branche habe ihre Rolle als Gatekeeper elektronischer Kommunikationsdaten abgegeben, sagte Mittal in dem Gespräch über die "Verantwortlichkeit für Daten in einer gespaltenen Welt". Offene APIs sorgten dafür, dass Nutzer-Daten heute über den ganzen Globus verstreut seien. So kämen immer mehr Regierungen auf die Idee, die Daten besser auf lokalen Servern speichern zu lassen. Mit einer gemeinsam mit der Internationalen Handelskammer und dem WEF vorbereiteten "Digital Declaration" hofft die GSMA, der drohenden Regulierung etwas entgegenzusetzen.

Eine klare Ansage dazu, wie die Daten der eigenen Kunden ausgenutzt werden, lieferte Mario Greco, CEO der Zurich Insurance Group. "Früher bedeutete Versicherung, dass Sie eine Durchschnittsprämie bezahlten und damit andere Versicherte mit höheren Risiken subventionierten. Heute können wir die Dienste und die Preise personalisieren." Möglich werde dies, weil sich das Risiko eines jeden individuell auf der Basis der über ihn vorhandenen Daten feststellen lasse.

Das Lifemonitoring der Funktionsfähigkeit von Sprinkleranlagen in Gebäuden durch die Versicherung ist für Greco ein gutes Beispiel für den Einsatz von Big Data. Geräte wie Versicherte selbst könnten in Zukunft leicht von den Versicherern getrackt werden. Dabei lobte der Versicherungschef die EU-Datenschutzgrundverordnung, die zwar lästig, aber notwendig sei und letztlich nur einen Mindeststandard setze.

IBM-CEO Ginni Rometty erkannte an, dass eine gewisse Regulierung notwendig sei, allerdings sei die meist nachlaufend. Die Firmen müssten zusichern, dass Daten stets "den Nutzern beziehungsweise Kunden" gehörten. Firmen müssten dafür sorgen, dass sie gegen unerlaubte Zugriffe, auch von staatlicher Seite, abgesichert sind. Für IBM nahm Rometty in Anspruch, das einzige IT-Unternehmen zu sein, das nie eine Backdoor eingebaut habe. Aus Romettys Sicht ein größeres Problem bleibt aber, dass noch viel zu wenig Daten einer Datenanalyse unterzogen werden können – "bislang können nur 20 Prozent durchsucht werden".

Die eigentlichen Datenschutzaspekte kamen in der Debatte kurz. Das mag auch daran liegen, dass Datenschützer in Davos nicht zu den Gästen gehören – wie auch Nichtregierungsorganisationen eher selten anzutreffen sind. (anw)